Shlomo Venezia: Meine Arbeit im Sonderkommando Auschwitz

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Als Jude italienischer Abstammung wuchs Shlomo Venezia in Saloniki auf. Im April 1944 wurde er von den deutschen Besatzern nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Dort musste er im so genannten Sonderkommando arbeiten. Seine Aufgabe: den Opfern die Haare schneiden, sie in die Gaskammern führen, ihnen vorlügen, sie würden nur geduscht, und sie nach dem Erstickungstod verbrennen. Doch dann merkt er, dass im Lager ein Aufstand vorbereitet wurde…

Shlomo Venezia beschreibt, wie er und andere Häftlinge zu Arbeitern in der Vernichtungsfabrik der Nazis gemacht wurden. In der Hoffnung, vielleicht zu überleben, befolgten sie die Befehle der SS und führten täglich Hunderte von Opfern in die Krematorien. Was spielt sich im Innersten eines Menschen ab, der für einen solchen Zwangsdienst zwar mehr Essen und Kleidung als die übrigen Häftlinge erhält, der aber nur noch mit „Stück 182 727“ gerufen wird?

Als Zeugen der Massenvernichtung wurden die Mitglieder des Sonderkommandos in der Regel nach wenigen Monaten erschossen. Venezia blieb dieses Schicksal erspart. Nach der Befreiung war er lange Jahre nicht imstande, über Auschwitz zu sprechen. Erst heute kann er umfassend Zeugnis ablegen von dem Grauen, das er miterleben musste: von der Ghettoisierung der Juden in Saloniki, von dem Zugtransport nach Auschwitz-Birkenau, von dem Verhältnis der Sonderkommando-Mitglieder zu den anderen Häftlingen, den Kapos und Blockältesten, von der Evakuierung des Lagers im Januar 1945 und von dem „Todesmarsch“ nach Mauthausen. Er erzählt von unvorstellbarer Grausamkeit, aber auch von beinahe übermenschlicher Opfer- und Hilfsbereitschaft.

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Shlomo Venezia lebt heute in Rom. Er war historischer Berater für den Film „Das Leben ist schön“ von Roberto Benigni und gilt als einer der wichtigsten noch lebenden Zeitzeugen der Shoah.

Auf die Schlussfrage im Buch: „Was haben diese extremen Erfahrungen in Ihnen zerstört?“, antwortet er: „Mein Leben. Ich habe nie wieder ein normales Leben führen können. Ich konnte nie so tun, als ob alles in Ordnung wäre, und konnte nie wie die anderen tanzen oder mich unbeschwert vergnügen …
Alles bringt mich zurück ins Lager. Was ich auch tue, was ich aus sehe, mein Geist kehrt immer wieder an diesen Ort zurück. Es ist, als hätte „die Arbeit“, die ich dort tun musste, meinen Kopf nie verlassen …
Man kommt nie mehr wirklich aus dem Krematorium heraus.“

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1 Kommentar

  1. Eins muss noch klar gesagt werden, ohne die Schuld der Nazis zu schmälern: Die Allierten hätten die Zufahrtswege nach Auschwitz vernichten können, sie hätten die Gaskammern, oder die SS-Gebäude vernichten können. Sie hätten Birkenau und die dortigen Gaskammern lahmlegen können. Sie haben es aber nicht getan, was sie zu Schuldigen macht und diese Schuld ist durch gar nichts zu tilgen.

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