Das KZ-Außenlager auf dem Nachtjägerflugplatz Hailfingen/Tailfingen

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1938 wurde auf der Gemarkung der Gemeinden Tailfingen, Hailfingen und Bondorf mit dem Bau eines Militärflugplatzes (Einsatzhafen I) begonnen. Das unbebaute 86 Hektar große Gelände eignete sich als Standort, da es eben, fast nebelfrei und strategisch günstig in relativer Nähe zur französischen Grenze lag. Der Platz bekam den Namen „Hailfingen“, weil die Kommandantur auf Hailfinger Markung lag. Für das KZ wurde der Name übernommen, obwohl es sich auf Tailfinger Markung befand…

Von Volker Mall und Harald Roth

Bis im Mai 1944 Teile der I. Gruppe des Nachtjagdgeschwaders 6 in Hailfingen stationiert wurden ((Die Aufklärer des Geschwaders blieben zunächst noch in Echterdingen. Tagebuch der I. Gruppe des NJG 6, BMF RL 10 542.)), nutzte die Luftwaffe das Gelände mit seiner 1200 Meter langen und 80 Meter breiten Startbahn. als Ausweichflugplatz bzw. „Einsatzhafen“. Um den Platz und die auf ihm stationierten Nachtjäger gegen die zunehmenden Angriffe der Alliierten zu schützen, plante das Luftgaukommando VII im 1. Quartal 1944 den Bau von zwei Rollwegen bzw. Ausweichstraßen, splittersicheren Flugzeugboxen und kleineren Flugzeughallen ((BMF RL 19 215.)). Die Ausbauarbeiten wurden durch verschiedene Firmen unter der Bauleitung der Organisation Todt (OT) durchgeführt. Als Arbeitskräfte setzten die Luftwaffe und die beteiligten Baufirmen Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter ein.

Neben dem Lager der OT am nördlichen Rand des Platzes stand ein umzäunter Hangar, in dem von September bis November 1944 etwa 350 aus Athen verschleppte Zwangsarbeiter und anschließend 600 jüdische KZ-Häftlinge untergebracht waren. Ein weiteres von Stacheldraht umgebenes Lager war vermutlich bereits 1942 für etwa 100 sowjetische Kriegsgefangene eingerichtet worden. Außerdem arbeiteten französische Kriegsgefangene, belgische Zivilarbeiter, italienische Freiwillige der Wehrmacht, eine Gruppe ungarischer Soldaten und ab Januar 1945 etwa 300 Angehörige der britischen Armee aus Indien, die in Nordafrika gefangen genommen worden waren, auf dem Platz.

Das KZ Außenlager

Am 13. 9. 1944 beantragte die OT-Bauleitung Tübingen, Baustelle Hailfingen, über die Kommandantur Natzweiler beim WVHA in Oranienburg die „Gestellung“ von 600 KZ-Häftlingen. Am 25. 9. 1944 wurde das Häftlingskommando genehmigt und das übliche „Entgelt“ von 6 RM pro Tag für die „Häftlings-Facharbeiter“, sowie 4 RM für die „Häftlings-Hilfsarbeiter“ festgesetzt ((ISD Sachdokumente M 3 Hailfingen, S. 63, Antrag der OT-Bauleitung Tübingen/ Baustelle Hailfingen, 13. 9. 1944.)). Der Flugplatz Hailfingen wurde einen Tag später in einem Sonderbefehl des KZ Natzweiler ((BAB NS4 Na/13. Sonderbefehl vom 26. 9. 1944.)) der 7. Wachkompanie des I. Wachsturmbanns zugeteilt. Lagerführer für das KZ-Außenlager Hailfingen wurde der SS-Unterscharführer Eugen Witzig, der seit April 1944 dem Kommandanturstab des KZ Natzweiler angehörte. ((StAL, Akten des Landgerichts Hechingen Ordner 23, Bl.5030.))

Am 17. 11. 1944 stellte die SS im KZ Stutthof bei Danzig einen Transport mit 600 als arbeitsfähig klassifizierten jüdischen Häftlingen zusammen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass der Transport 1200 Häftlinge umfasste und die Hälfte in das Außenlager Echterdingen transportiert wurde. ((vgl. dazu Thomas Faltin, Im Angesicht des Todes, Filderstadt/Leinfelden-Echterdingen 2008, S. 31.)) Die meisten von ihnen, etwa 540, hatten Auschwitz mit einem Transport am 26. 10. 1944 verlassen und waren am 28. 10. 1944 in Stutthof angekommen. ((Transportliste Auschwitz-Stutthof und Häftlingspersonalkarten Stutthof, Archiv Museum Stutthof.)) Die Namen der Häftlinge wurden von der Verwaltung des KZ Natzweiler zentral im Nummernbuch Nr. 6 mit den Nummern 40 448 bis 41 049 eingetragen ((ITS/Arch/KL Natzweiler, Ordner 12.)). Noch bis Mitte März 1945, als das Lager bereits aufgelöst war, wurden in diesem Nummernbuch Sterbedaten von Häftlingen festgehalten.

Dem Nummernbuch zufolge kamen die Juden aus 16 Ländern: 260 Polen, 128 Ungarn, 47 Franzosen, 33 Letten, 27 Holländer, 24 „Reichsdeutsche“, 20 Griechen, 19 Italiener, zwölf Litauer, sieben Belgier, je drei Tschechen, Slowaken und Rumänen, zwei Türken, ein Bulgare und acht Staatenlose. Diese Zuordnung ist nicht nur wegen der sich ändernden Grenzen vor und während des Zweiten Weltkrieges problematisch, sie berücksichtigt auch nicht die transnationale Verfolgungsgeschichte der Juden in Europa. Die Häftlinge waren u.a. über folgende Sammellager nach Auschwitz gekommen: Fossoli (Italien), Drancy (Frankreich), Mechelen (Belgien) und Westerbork (Niederlande). Sie waren nach den Angaben im Nummernbuch zwischen 15 und 60 Jahre alt. Einige hatten allerdings aus Angst vor ihrer sofortigen Ermordung ein falsches Alter angegeben. So unterschiedlich die Nationalitäten, so verschieden waren die soziale Herkunft und die Biographien: Ein Spanienkämpfer, ein Mitglied des britischen Expeditionskorps, Mitglieder der Résistance, des holländischen Widerstands usw. Einige hatten schon fünf Jahre Ghetto, Arbeits- und Konzentrationslager hinter sich, bevor sie nach Hailfingen kamen, andere waren erst Mitte 1944 nach Auschwitz deportiert worden, so z. B. die, die mit den Transporten aus Fossoli, aus Ungarn oder mit den letzten Transporten aus Drancy dorthin gekommen waren. Am 19. 11. 1944 ((Eric Breuer, Les miracles ont eu lieu plusieurs fois- 1939 / 1945 – Déportation en Allemagne, geschrieben am 30. 8. 1945 an seinen Bruder Otto, aufgezeichnet 1990/1992.)) kam die Gruppe in Güterwaggons auf dem Bahnhof von Nebringen an und ging von dort zu Fuß zum Flugplatz.

Die Häftlinge wurden täglich nach dem Zählappell in Arbeitskommandos eingeteilt, die von Vorarbeitern der OT und der ausführenden Baufirmen beaufsichtigt wurden. Die Wachen des KZ Hailfingen setzten sich – neben einigen Landesschützen, die v.a. tagsüber das Lager bewachten – ausschließlich aus frontuntauglich gewordenen Angehörigen der Luftwaffe zusammen, die die Häftlinge sehr unterschiedlich behandelten.

Gearbeitet wurde in Steinbrüchen. Mit den dort gebrochenen Steinen und dem Schotter wurde die Startbahn aus- und an den beiden Rollwegen weitergebaut. Für den Rollweg in westlicher Richtung musste ein Waldstück gerodet werden. Für den Bau der Hangars wurden Bäume gefällt. Außerdem mussten die Häftlinge Blindgänger beseitigen.

Die Häftlinge schliefen im Hangar anfangs auf dem mit Stroh ausgestreuten Boden. Sanitäre Einrichtungen gab es praktisch keine, als Toilette diente eine Latrinen-Grube nördlich des Hangars. Der Hangar war voller Ungeziefer. Die Ernährung war völlig unzureichend und es gab keinerlei ärztliche Versorgung. Kranke und nicht mehr arbeitsfähige Häftlinge wurden misshandelt, einige zu Tode geprügelt. Mehrere Gefangene wurden erschossen, drei Häftlinge kamen bei Fliegerangriffen der Alliierten ums Leben ((ebenda.)). Der zuständige Stabsarzt Dr. Rothe nannte in den Totenmeldungen meist fiktive Todesursachen wie Lungenentzündung oder Kreislaufschwäche. Die meisten Opfer starben aber an den Folgen der schweren Arbeit, der Unterernährung und der Kälte und an Krankheiten. Manchmal erhielten die Häftlinge von den Bewohnern der Orte (Öschelbronn, Bondorf und Reusten), durch die sie auf dem Weg zur Arbeit kamen, etwas Essbares.

Im Krematorium im Friedhof Unter den Linden in Reutlingen wurden zwischen dem 21. 11. 1944 und dem 5. 1. 1945, als es seinen Betrieb einstellte, 99 Tote des Hailfinger Lagers verbrannt. 15 Häftlinge, die zwischen dem 4. 12. 1944 und dem 9. 12. 1944 starben, wurden im Krematorium auf dem Esslinger Ebershaldenfriedhof eingeäschert. ((Schriftstück der Friedhofsverwaltung Esslingen (FHV 206): „15 unbekannte Leichen aus Hailfingen… 13. 12. 1944…Sammelurnengrab 5…“ (Krematorium des Ebershaldenfriedhofs).))

In dem Massengrab, das am 2. 6. 1945 entdeckt wurde, waren die Überreste von 72 oder 73 Toten.

Einer der Häftlinge konnte Anfang Februar 1945 fliehen; einige Häftlinge konnten auf den Evakuierungsmärschen entkommen.

Als die Alliierten näherrückten, wurden Mitte Februar 1945 die Bauarbeiten abgebrochen und der Platz geräumt. Ein Häftlingstransport ging nach Vaihingen/Enz. Mindestens 48 der 111 Häftlinge, die am 13. 2. 1945 dorthin transportiert wurden, starben in den Wochen bis zum 6. 4. 1945. Die SS schaffte die Häftlinge, die sie für transportfähig hielt, wenige Tage vor der Befreiung von dort nach Dachau-Allach. Von dort wurden viele Häftlinge auf Evakuierungsmärsche geschickt.

Ein letzter Transport verließ Hailfingen am 14. 2. 1945. Die bis dahin in Hailfingen gebliebenen 296 Häftlinge wurden nach Dautmergen deportiert; von ihnen starben dort nachweislich neun. ((AMAC Nat 68/3 zitiert nach Robert Steegmann, Struthof. Le KZ-Natzweiler et ses kommandos: une nébuleuse concentrationnaire des deux côtés du Rhin 1941-1945, Strasbourg 2005, S. 137. Die Todesfälle von Dautmergen wurden erst ab dem 12.3.1945 in Schömberg registriert.)) Insgesamt kamen ungefähr 190 Häftlinge in Hailfingen ums Leben. ((Ob außer Meir Kalmanowicz noch weitere Häftlinge nicht im Nummernbuch verzeichnet waren und damit zu den 600 dazu kamen, ist offen.)) Bis zur Befreiung starben in den nachfolgenden Lagern nachweislich 84 Gefangene. Von 267 Häftlingen sind inzwischen Todesdatum und Todesort bekannt. Es ist allerdings davon auszugehen, dass die tatsächliche Zahl der Opfer weit höher liegt. Das Schicksal von etwa 200 Häftlingen ist bis heute ungeklärt. Von 124 jüdischen Häftlingen wissen wir, dass sie überlebt haben. Man muss davon ausgehen, dass weniger als die Hälfte, möglicherweise sogar nur ein Viertel der 600 KZ-Häftlinge die Befreiung durch die Alliierten erlebt haben. So forderten die Todesmärsche von Dautmergen bzw. Dachau-Allach aus in den letzten Kriegstagen noch zahlreiche Todesopfer. Von Dautmergen aus wurde im März 1945 eine unbekannte Zahl von Häftlingen in das Sterbelager Bergen-Belsen verlegt. Befreit wurden die Überlebenden an verschiedenen Orten, so z. B. in Ostrach bei Saulgau, in Landsberg, in Sigmaringen, in Altshausen und in Staltach.

Spuren in der Landschaft

Am 6./7. April 1945 zerstörte ein deutscher Sprengtrupp der Wehrmacht die Start- und Landebahn. Am 9. 4.1945 wurde der Flugplatz von Jägern der Alliierten bombardiert. Auf der z. T. gesprengten Start- und Landebahn entwickelte sich ein Grünbestand, der seit den 80er Jahren als „geschützter Grünbestand“ unter Naturschutz steht. Spuren gibt es nur noch wenige: Neben der überwucherten Start- und Landebahn Reste einer Reparaturhalle und Reste einer Flugzeughalle.

Inzwischen wurden die Reste der Anlage gem. § 2 des Denkmalschutzgesetzes als archäologisches Kulturdenkmal ausgewiesen, 2007 auf der Gemarkung Tailfingen, 2008 auf der Gemarkung Hailfingen.

Prozesse

Das Gericht Erster Instanz für die Verurteilung der Kriegsverbrechen des Französischen Oberkommandos in Deutschland verhandelte 1947 bis 1949 in Rastatt über einige der Verbrechen, die in Hailfingen begangen wurden. Angeklagt waren neben dem OT-Truppführer Karl Bäuerle lediglich Abraham Stuttmann als Lagerältester und Leo K. als Stubendienst, die von einzelnen ehemaligen Mithäftlingen belastet wurden. Stuttmann wurde erstinstanzlich zu zwei Jahren und sechs Monaten Gefängnis, K. zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Karl Bäuerles Urteil waren 10 Jahre Zuchthaus. Das Berufungsurteil vom 17. 11. 1949 bestätigte die ergangenen Urteile.

Die Zentrale Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Gewaltverbrechen vernahm ab 1967 im Zuge der neu eingeleiteten Ermittlungsverfahren weltweit 25 Überlebende des KZ Hailfingen als Zeugen. Die Verfahren wurden eingestellt, weil nach einer Verurteilung in den Rastätter Prozessen den deutschen Gerichten nach Art. 3 des Überleitungsvertrags keine Gerichtsbarkeit mehr zustand und weil die Wachposten nach Ansicht der Ermittler nicht mehr ausfindig gemacht werden konnten.

Selektive Erinnerung

Am 1. Juni 1945 wurde den französischen Soldaten von zwei Überlebenden das Massengrab auf dem Flugplatzgelände gezeigt, das am folgenden Tag geöffnet wurde. Die männliche Bevölkerung von Oberndorf, Hailfingen und alle Bürger aus Bondorf und Tailfingen mussten die Leichen ausgraben; dabei kam es zu Misshandlungen durch französische Soldaten. Ein Mann starb durch Überanstrengung an seinem Herzleiden, ein andrer einige Tage später an den Folgen der Schläge. Die Tailfinger Frauen mussten ein Grab auf dem Tailfinger Friedhof ausheben, in das die Leichen überführt wurden. Das Holzkreuz auf dem Friedhof, das die Franzosen anordneten, trägt die Inschrift: „Hier ruhen 72 unbekannte KZ-Häftlinge.“

Auch wenn immer wieder betont wurde, dass „man“ nichts wusste und über das Konzentrationslager nach 1945 jahrzehntelang weitgehend Schweigen herrschte, war die Geschichte des Lagers in der lokalen Erinnerung immer präsent, wurde jedoch überlagert durch die Erinnerung an dieses Ereignis, das dann auch mehrfach instrumentalisiert wurde, um von den Naziverbrechen abzulenken oder sie zu verharmlosen.

Nachdem bereits 1978 ein fundierter wissenschaftlicher Aufsatz über das KZ-Außenlager erschienen war ((Monika Walther-Becker, Das Lager Hailfingen, In: Vorländer, Herwart (Hrsg.), Nationalsozialistische Konzentrationslager im Dienst der totalen Kriegsführung. Sieben württembergische Außenkommandos der Konzentrationslagers Natzweiler/Elsaß, Stuttgart 1978, S. 149-174.)), folgten ab 1982 erste Aktivitäten und Veranstaltungen. So errichtete die DKP Tübingen 1985 am Ende der Landebahn ein Holzschild mit der Inschrift: „Hier war das Konzentrationslager Hailfingen-Natzweiler Elsaß. Hunderte zu Tode geschundene und ermordete KZ-Häftlinge mahnen. Nie wieder Faschismus, Nie wieder Krieg.“

Ende 1985 gründete sich der „Förderverein zur Errichtung eines Mahnmals für die Opfer des Konzentrationslagers Hailfingen/Tailfingen“, ein Jahr später wurde auf dem Tailfinger Friedhof von der Gemeinde Rottenburg, der Gemeinde Gäufelden und der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs ein Gedenkstein enthüllt.

Da dem Förderverein eine Erinnerung auf dem Gelände wichtig war, errichtete er dort 1987 eine Informationstafel. Die Gemeinde Gäufelden präsentierte Ende 2001 in einer Ausstellung in Tailfingen Luftaufnahmen der Alliierten und eine rekonstruierte Karte des Flugplatzgeländes.

2002 begann die Sektion Böblingen-Herrenberg-Tübingen des Vereins „Gegen Vergessen-Für Demokratie“, die Geschichte des KZ Außenlagers Tailfingen/Hailfingen aufzuarbeiten. 2007 erschien eine umfassende Dokumentation. ((Dorothee Wein/Volker Mall/Harald Roth, Spuren von Auschwitz ins Gäu – Das KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen, Filderstadt 2007.)) 2007 gab der Verein „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ die aus dem Ivrit ins Deutsche übersetzte Autobiographie von Mordechai Ciechanower, einem der Überlebenden, heraus. ((Mordechai Ciechanower, „Der Dachdecker von Auschwitz-Birkenau“, Berlin 2007.)) 2008 die Lebensgeschichte der Tochter des ersten Opfers, Marga Griesbach, geborene Steinhardt. ((Marga Griesbach, „…ich kann immer noch das Elend spüren…“, Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Ahlem Bd. 7, Hannover 2008.))

Außerdem wurde „multimediales“ Unterrichtsmaterial erstellt, das im Herbst 2007 in das Internetportal des Kreismedienzentrums Böblingen www.zeitreise-bb.de gestellt wurde.

Von Johannes Kuhn (Herrenberg) wurde zusammen mit „Gegen Vergessen-Für Demokratie“ ein 60-minütiger Dokumentarfilm gedreht, „Geschützter Grünbestand“, der am 7. 4. 2006 zum ersten Mal gezeigt wurde. Das St. Meinrad-Gymnasium Rottenburg hat im Schuljahr 2007/08 mit einem Projekt „Gedenkpfad“ begonnen.

Im Tailfinger Rathaus entstand ein Ausstellungs- und Dokumentationszentrum, dessen Konzeption und inhaltliche Gestaltung von Harald Roth und Volker Mall stammt. Dafür wurde Ende 2008 ein weiterer Dokumentarfilm „Das KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen“ gedreht. Und ein Gedenkbuch entstand: Volker Mall/Harald Roth, „Jeder Mensch hat einen Namen“ – Gedenkbuch für die 600 jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen, Berlin 2009.

Die Gedenkstätte KZ-Außenlager Hailfingen/Tailfingen wird am 6. Juni 2010 feierlich eröffnet. Neben dem o.g. Dokumentationszentrum wurde auf dem Flugplatzgelände von der Stadt Rottenburg ein Mahnmal zur Erinnerung an die jüdischen Opfer aufgestellt. Zur Einweihung haben Überlebende und Angehörige aus Israel, den USA, den Niederlanden, Frankreich und Deutschland ihr Kommen zugesagt.

Bis zu diesem Zeitpunkt wird auch ein Gedenkpfad erstellt sein: Unter anderem wird am Ort des Lagers, am ehemaligen Massengrab und auf dem Tailfinger Friedhof eine Erinnerungstafel aufgestellt.

Auch an der Stelle im Grab im Reutlinger Friedhof, wo die Asche der 99 Opfern liegt, erinnern, wird eine Tafel mit deren Namen angebracht sein.

Volker Mall/Harald Roth: „Jeder Mensch hat einen Namen“- Gedenkbuch für die 600 jüdischen Häftlinge des KZ-Außenlagers Hailfingen/Tailfingen.
Berlin/Metropol Verlag 2009. ISBN: 978-3-940938-39-8
40 448 – 41 047: Das Nummernbuch des elsässischen KZ Natzweiler-Struthof führt 600 jüdische Häftlinge auf, die Mitte November 1944 aus dem KZ Stutthof bei Danzig in das KZ-Außenlager Hailfingen/ Tailfingen deportiert worden sind. Die Buchhalter des Todes machten aus Menschen Nummern – ob in Auschwitz, Natzweiler, Dachau oder anderen Konzentrationslagern. Volker Mall und Harald Roth von der Sektion Böblingen/Herrenberg/Tübingen des Vereins Gegen Vergessen-Für Demokratie haben in jahrelanger Arbeit die Leidenswege der Häftlinge rekonstruiert. Das Gedenkbuch gibt den Toten und Überlebenden des KZ-Außenkommandos Hailfingen/Tailfingen durch Selbstzeugnisse, biografische Recherchen und Fotografien Namen und Würde zurück.
„Dieses Buch ist als Exempel ein Baustein der Erinnerung, es ist ein wichtiger Beitrag zur Lokalgeschichte des KZ-Unrechtssystems und es ist eine notwendige Würdigung der Opfer.“ (Aus dem Vorwort von Wolfgang Benz)
364 Seiten, 140 Abbildungen, DVD mit 2 Dokumentarfilmen, 24.- €.
Zu beziehen durch Birgit Kipfer, Krebsbachweg 34, 71116 Gärtringen, kipfer.rohrau@t-online.de

2 Kommentare

  1. Das erklärt, weshalb mein Großvater seine deutschen Wurzeln derart verabscheute und ablegte und Schweizer wurde. Er kam ursprünglich aus Reutlingen (D) und wird das mit dem KZ erfahren haben, auch wenn er lange vor dieser Zeit auswanderte. Als ich seinen Spuren nachging, besuchte ich auch Reutlingen, fand die Altstadt eigentlich noch ziemlich anmutig, aber ich sah nichts von Schildern, die auf das Krematorium hinweisen, das muss wohl anderswo liegen. Es wäre gut, wenn dieses Schild auch mitten im Zentrum der Altstadt läge, z. B. bei einem der großen Brunnen, wo es alle sehen können, damit nie vergessen wird, was dort geschah.

    LG Edith

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