Mai 2010: Hinrichtungen im Iran

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Şîrîn Elemhulî, die zusammen mit 4 anderen kurdischen Gefangenen im Iran hingerichtet wurde, schrieb kurz vor ihrer Ermordung: „Sie wollten, dass ich leugne, Kurdin zu sein. Sie boten mir eine Zusammenarbeit an. Sie sagten, dass sie die Hinrichtung widerrufen, sollte ich zustimmen. Aber ich habe abgelehnt.“…

Şîrîns letzte Worte vor ihrer Hinrichtung

ANF, İSMET KAYHAN

http://www.nadir.org/Şîrîn Elemhulî hatte 4 Tage vor ihrer Hinrichtung einen Brief verfasst, in dem sie ihre Erfahrungen aus drei Jahren Gefangenschaft erklärte. Elemhulî, der nicht einmal ein Verteidiger zugestanden wurde, berichtet von den Jahren im Gefängnis „voller Folter und Schikanen hinter eisernen Türen.“

Hängen sie mich auf weil ich Kurdin bin?

Von den Tagen voller Folter berichtend schreibt Şîrîn Elemhulî: „In den Händen der Soldaten habe ich Tag voller Schmerz durchlebt. Warum haben sie mich festgenommen oder warum hängen sie mich auf? Ist es weil ich Kurdin bin? Ich bin als Kurdin geboren und musste soviel Folter und Schikane erleben weil ich Kurdin bin.“

Elemhulî schreibt, dass der iranische Staat von ihr verlangte ihre Nationalität zu verleugnen. „Wenn ich das getan hätte, so hätte ich mich selbst verleugnet. Meine Sprach ist kurdisch. Ich bin mit dieser Sprache aufgewachsen. Sie erlauben nicht, dass ich in meiner eigenen Sprache spreche oder schreibe.“

Eure Folter ist mein Albtraum geworden

In ihrem Brief richtet sich Şîrîn Elemhulî auch an die Anwälte und Richter und beschreibt, dass ihr nicht gestattet wurde während der Verhöre und Aussagen auf kurdisch zu sprechen. Sie hat in zwei Jahren ihrer Gefangenschaft im Ewin Frauengefängnis Persisch gelernt: „Weil ich nicht so gut Persisch konnte und ihr die Aussagen in eurer Sprache aufnehmen wolltet, habt ihr nicht verstehen können, was ich sagte.“„Die Misshandlungen, die ihr mir angetan habt waren Nachts meine Albträume und Tags Schmerz und Folter. Wegen den Folterungen während der Verhöre habe ich Kopfschmerzen, an manchen Tagen halte ich diese Schmerzen nicht aus. Ich kriege nicht mehr mit, was neben mir und in meinem Umfeld geschieht, und ich komme stundenlang nicht mehr zu mir. Ich blute aus der Nase. Eine weitere Folge der Folter ist, dass meine Sehkraft mehr und mehr schwindet. Ich bekomme nicht einmal die Erlaubnis zu einer Behandlung.“Elemhulî beschreibt, dass den anderen kurdischen Gefangenen in den Kerkern des Irans es genauso ergeht. Ihre letzten Worte vor der Hinrichtung waren folgenden:
„Was ihr getan habt, habt ihr nicht nur mir und meiner Familie angetan; das weiß ich. Diese Folter haben auch Zeynab Celaliyan, Rûnak Sefazade und viele andere junge Kurd_innen erlebt. Tagelang warten kurdische Mütter, die Augen voller Tränen darauf, ihre Kinder zu sehen. Immer wenn das Telefon klingelt quälen sie sich, weil sie daran denken, was für schlimme Nachrichten sie erreichen mögen. Ist mein Kind hingerichtet worden …?“

Sie wollten, dass ich mit ihnen zusammenarbeite

„Nach einer langen Zeit ein paar Tage vor dem 2. Mai 2010 haben sie mich für ein Verhör wieder einmal in den den Abschnitt 209 des Ewin Gefängnisses gebracht und ihre grundlosen Anschuldigungen wiederholt. Dort wollten sie, dass ich mit ihnen kollaboriere und sagten, dass sie mein Hinrichtungsurteil aufheben würden, sollte ich zustimmen. Das war unsinnig. Darum gab es nichts was ich ihnen hätte sagen können, außer der Dinge, die ich schon in meiner Verhandlung gesagt hatte.Letztendliche wollten sie, dass ich das, was sie mir sagten vor den Kameras wiederhole. Aber ich habe das nicht akzeptiert. Darauf hin sagte derjenige, der für meine Aussage verantwortlich war: ‚wir haben versucht dir zu helfen, aber weil deine Familie nicht bereit war zu kooperieren sind wir an diesen Punkt gekommen‘. Er hat mir zu diesem Zeitpunkt gesagt, dass sie mich nicht freilassen werden, dass sie mich hinrichten werden …“

Quelle: ANF, 10.05.2010, ISKU