TV-Radar: haGalil Fernsehtipps

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Vom 01.06. bis 15.06.2010 …

Di, 1. Jun · 00:00-02:05 · arte
Nathan der Weise

Der Film folgt der Vorlage von Lessings „Dramatischem Gedicht“ und erzählt die Geschichte eines jüdischen Kaufmanns im Jerusalem des zwölften Jahrhunderts, als christliche Kreuzritter die Stadt belagern und gegen die ansässigen Muslime und Juden kämpfen. Zentral ist, wie im Theaterstück, die beeindruckende „Ringparabel“. Nathan hat seine gesamte Familie im Krieg verloren. In seinem Hause wächst als Adoptivtochter Recha auf, deren Herkunft niemand außer Nathan kennt. Sie stammt aus einer christlich-muslimischen Familie, da ihr verstorbener Vater, Bruder des regierenden Sultans, zum Christentum konvertiert ist. Bei einem Brand wird Recha von einem christlichen Tempelherrn gerettet. Doch dieser will den Dank Nathans nicht entgegennehmen, weil er Jude ist. Sultan Saladin möchte indessen Nathan um Geld bitten. Unter dem Vorwand, seine Weisheit zu prüfen, fragt er ihn danach, welche Religion die einzig wahre sei. Nathan antwortet mit der berühmten „Ringparabel“: Er erzählt die Geschichte von drei Söhnen, die alle drei im Besitz eines Rings sind, der besondere Macht haben soll. Der Ring steht hier für die Religion und die Toleranzidee, dass jede Religion auf ihre Weise einen Bezug zu Gott hat. Inzwischen hat der Tempelherr sich in Recha verliebt und möchte sie heiraten. Doch wieder einmal stehen die verschiedenen Religionen im Weg …
Hintergrundinformationen: Drehbuch frei nach Motiven von Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ Der 1922 entstandene Film „Nathan der Weise“ ist bis heute die einzige Verfilmung des großen Lessing-Dramas. Inszeniert wurde der Film von Manfred Noa, einem der talentiertesten jungen Regisseure der Weimarer Republik. Er schuf einen Film von ungebrochener Aktualität, der – die Inszenierung als Historienfilm mag das zunächst nicht vermuten lassen – einen durchaus modernen Blick auf Lessings „Dramatisches Gedicht“ aus dem Jahre 1779 wirft. Die Eckpunkte der Handlung bleiben dieselben, die Ringparabel steht im Mittelpunkt, der Appell am Schluss zur Toleranz ist da – und doch spricht aus dem Film eher Skepsis gegenüber der ordnenden Kraft menschlicher Vernunft und aufklärerischer Ideale. Noas Verfilmung lenkt den Blick auf die Gefährdungen von Lessings Toleranzutopie und thematisiert den Irrsinn der Glaubenskriege, in denen sich der Appell für Glaubensfreiheit fast als Wahnwitz ausnimmt. Für dieses Werk entstand im Auftrag von ZDF/ARTE eine symphonische Filmmusik, die den historischen Brückenschlag, den Noa mit seiner Adaption von Lessings Nathan vollzogen hat, in die heutige Zeit fortführt und die dem Film und seiner Problematisierung kultureller Identitäten einen zeitgenössischen Ausdruck gibt. Kaum ein anderer Musiker empfiehlt sich für diese Aufgabe so sehr wie der deutsch-libanesische Komponist Rabih Abou-Khalil, der auch bei diesem Projekt verschiedene Stilistiken und Spielweisen der klassischen arabischen und europäischen Musik miteinander verwebt und in einen hochkomplexen Dialog bringt: ein großes Symphonieorchester (das Bundesjugendorchester), ein Streichtrio und eine international besetzte Solistengruppe, bestehend aus Michel Godard (Serpent), Jarrod Cagwin (Rahmentrommel) und dem Komponisten selbst (Oud). Rabih Abou-Khalil wurde im Lauf seiner Karriere immer wieder als idealtypischer Vermittler der westlich-europäischen und orientalischen Musikwelt bezeichnet. Er verbindet Rock, Jazz und Klassik mit dem mittelöstlichen Tonsystem. Die neue Musik zum Film wurde am 24. Oktober 2009 in der Philharmonie München uraufgeführt.

Di, 1. Jun · 00:50-02:45 · Das Erste (ARD)
Lili Marleen

Die deutsche Barsängerin Willie Bunterberg und der Schweizer Jude Robert Mendelsson verlieben sich 1938 zur falschen Zeit und am falschen Ort. Aufgrund einer Intrige von Roberts einflussreichem Vater darf Willie nach einer Deutschlandreise nicht mehr in die Schweiz zurück. Mit Hilfe eines Nazi-Kulturfunktionärs nimmt sie in München eine Schallplatte auf und avanciert mit ihrem wehmütigen Soldatenlied „Lili Marleen“ über Nacht zum Star. Doch ihr zweifelhafter Ruhm als Ikone der Nazi-Propaganda überschattet ihre Liebe zu dem jüdischen Komponisten Robert. Um Robert ihre Liebe zu beweisen, versucht Lili, einen Film mit Informationen über Konzentrationslager außer Landes zu schmuggeln, und gerät so ins Visier der Gestapo. Frei nach einer autobiografischen Erzählung von Lale Andersen schildert Fassbinders Meisterwerk „Lili Marleen“ die melodramatische Geschichte einer gescheiterten Liebe vor dem Hintergrund einer Karriere in Nazi-Deutschland. Mit Hanna Schygulla, Giancarlo Giannini, Mel Ferrer, Gottfried John, Hark Bohm und Karl-Heinz von Hassel. Das Erste zeigt „Lili Marleen“ als ersten von drei Filmen zu Rainer Werner Fassbinders 65. Geburtstag. Willie Bunterberg (Hanna Schygulla) ist eine mäßig talentierte deutsche Sängerin, die 1938 durch Zürcher Bars tingelt und von einer großen Karriere träumt. Ihre Liebe zu dem jüdischen Musiker Robert Mendelsson (Giancarlo Giannini) steht unter keinem günstigen Stern. Robert schmuggelt für die Untergrundorganisation seines wohlhabenden Vaters David (Mel Ferrer) gefälschte Pässe nach Deutschland, um bedrohten Juden die Ausreise zu ermöglichen – und um jüdisches Kapital in die Schweiz zu schaffen. Als Robert Willie in seine heimlichen Unternehmungen einweiht, sieht der Vater seine Pläne gefährdet. Durch eine Intrige sorgt er dafür, dass Willie nach einer Deutschlandreise nicht mehr in die Schweiz zurückkehren darf. Auf sich allein gestellt, besinnt Willie sich auf einen ihrer vielen Verehrer. Der Nazi-Kulturfunktionär Hans Henkel (Karl-Heinz von Hassel) arrangiert die Plattenaufnahme des Liedes „Lili Marleen“, mit dem Willie überraschend zum Star und bald zu einer Ikone der Nazi-Propaganda avanciert. Sie wird nun sogar vom „Führer“ empfangen. Um herauszufinden, ob seine Geliebte tatsächlich eine „Nazi-Braut“ geworden ist, riskiert Robert Kopf und Kragen und reist mit gefälschtem Pass nach Berlin. Dort wird er von der Gestapo verhaftet, kommt aber durch einen Gefangenenaustausch wieder frei. Aus Liebe zu Robert versucht Willie auf einer Tournee einen Film mit Informationen über Vernichtungslager im Osten nach Berlin zu schmuggeln, als Henkel ihr auf die Schliche zu kommen droht. Doch Willie überlebt und trifft nach dem Krieg Robert wieder, der nun ein berühmter Dirigent und mit einer anderen Frau (Christine Kaufmann) verheiratet ist … Frei nach dem Leben Lale Andersens erzählt Rainer Werner Fassbinder in seinem eleganten Melodram die Geschichte einer Sängerin, die als Gegenleistung für Karriere, Geld und Privilegien ins Räderwerk der Nazi-Propaganda gerät. Geschickt greift Fassbinder, der selbst eine kleine Rolle spielt, die Ästhetik der Ufa-Filme auf und zeichnet im Vorspann entsprechend als „Spielleiter“ verantwortlich. Die Gesangsauftritte Hanna Schygullas sind mit bemerkenswerter Sensibilität für Zwischentöne und Doppelbödigkeiten inszeniert: Das sentimentale Soldatenlied „Lili Marleen“, das als erste deutsch besungene Schallplatte gilt, die im Verkauf über die Millionengrenze kam, wird jedes Mal mit den Grauen des Krieges kontrastiert. Neben der überzeugenden Hanna Schygulla treten internationale Akteure wie Giancarlo Giannini und Mel Ferrer sowie eine beeindruckende Reihe deutscher Stars auf, darunter Karl-Heinz von Hassel, Christine Kaufmann, Hark Bohm, Karin Baal, Udo Kier und Gottfried John. Einen weiteren Film zu Fassbinders 65. Geburtstag zeigt Das Erste am 1. Juni: „Die Ehe der Maria Braun“ aus dem Jahr 1978.

Di, 1. Jun · 07:30-08:00 · SWR
Die Juden – Geschichte eines Volkes, 6/6, Überleben

 
Die Integration der Juden in die bürgerliche Gesellschaft scheitert. Bleiben oder Auswandern wird zur Schicksalsfrage des Judentums Ende des 19. Jahrhunderts, nicht nur in Deutschland.  Die Folge erzählt von den Pogromen in Russland, die zur Massenauswanderung in die USA führen, und von der Geburt des politischen Zionismus. Zunächst glauben viele Juden in Mitteleuropa noch, dass Assimilation eine Lösung sei. Im Ersten Weltkrieg kämpfen sie Seite an Seite mit ihren christlichen Kameraden. Doch die Hoffnung erweist sich als Trugschluss. Unter den Nazis gibt es für die Juden keine Zukunft mehr. Sechs Millionen Menschen werden auf grausame Weise ermordet. Einigen gelingt die Flucht in Länder wie die USA oder nach Israel. Viele besinnen sich hier wieder ihrer jüdischen Wurzeln.

Di, 1. Jun · 10:35-11:30 · arte
Flick, (1) Der Aufstieg

 
Keine Familie verkörpert das Zusammenspiel zwischen Wirtschaft und Politik so wie die Flicks. Kaum eine Familie hat größeren Einfluss auf die deutsche Politik im 20. Jahrhundert genommen und größeren Nutzen daraus gezogen.  Im Mittelpunkt steht das Verhör, das Eric Kaufman zur Vorbereitung des Nürnberger Prozesses mit Flick geführt hat. Der US-Ermittler stammt aus Koblenz und floh 1938 als deutscher Jude vor den Nazis. Im Film sind die interessantesten Passagen dieses Verhörs nachgestellt. Als Quelle dienen Tonbandmitschnitte, die in den National Archives in Washington DC entdeckt wurden. Das Verhör macht deutlich, dass die Alliierten außerordentlich gut über Flick Bescheid wussten – über seine Spenden an die Nazis, die Unterstützung von Hitlers Krieg, die „Arisierung“ jüdischen Besitzes, die Zwangsarbeit in seinen Betrieben, die Raubzüge in der Ukraine und in Frankreich und sein persönliches Verhältnis zu Hitler – kurz: über den außerordentlichen Erfolg Flicks im NS-Regime und über seine Mitverantwortung für Unrecht und Unmenschlichkeit, die er allerdings selbst in den Verhören leugnet. Parallel zu den Verhörszenen erzählt der Film in den dokumentarischen Teilen mit Hilfe von neu entdecktem Film- und Fotomaterial, wie Flick aufwuchs, wie er seinen Konzern aufbaute und wie ihn dabei vor allem der Wille antrieb, eine Dynastie zu gründen. Der Film schildert Kindheit und Jugend Flicks in Kreuztal bei Siegen. Er rekonstruiert Flicks unternehmerische Feldzüge durchs Kohle- und Eisenland an Sieg und Ruhr und seinen rasanten Aufstieg im Ersten Weltkrieg, mit Geschäften hart am Rande der Legalität. Schrotthandel und Rüstungsproduktion machen ihn reich. Und die Hochzeit mit Marie Schuss, Tochter eines angesehenen Siegener Kaufmanns, verhilft ihm zum Aufstieg in die „besseren“ Kreise des Siegerlandes. In der Weimarer Revolutions- und Inflationszeit baut er, auch durch spekulative Aktiengeschäfte, einen gewaltigen Konzern auf. Er kommt vom Stahl, engagiert sich in der Kohleförderung und im Maschinenbau. Sein Ziel: mit den etablierten Ruhrdynastien wie den Krupps und Thyssens gleichzuziehen. Von ihnen will er anerkannt werden. In seinen drei Söhnen Otto-Ernst, Rudolf und Friedrich Karl sieht er seine unternehmerischen Nachfolger. Auf dieses Ziel hin werden sie von Anfang an mit Unnachgiebigkeit und Strenge erzogen. In der Weltwirtschaftskrise zu Beginn der 30er Jahre droht Flick die Insolvenz. Doch es gelingt ihm, den sicheren Konkurs abzuwenden. Kühl kalkulierend bringt Flick die Regierung Brüning dazu, ihm seine Gelsenberg-Ruhrkohle-Aktien zum Vierfachen des Börsenwertes abzukaufen – damit ist er gerettet. Zum ersten Mal zeigt sich Flicks Geschick, Parteien und Politiker für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Kritiker nennen ihn einen „Meister in der Kunst, am öffentlichen Feuer seine Privatkastanien zu rösten“. Dass der Staat einen millionenschweren Unternehmer mit Steuergeldern vor dem Bankrott bewahrt, während über sechs Millionen Arbeitslose auf der Straße stehen, wird zu einem öffentlichen Skandal, der als Gelsenberg-Affäre in die Geschichte eingeht. In den 30er und 40er Jahren wird Flick durch geschickte Auf- und Verkäufe zu einem der mächtigsten Privatunternehmer des Nationalsozialismus. Das wird nur dadurch möglich, dass er sich klar zum NS-Regime bekennt und dessen politisch-ideologische Vorgaben für seine Interessen nutzt. Flick sucht die Nähe zu den Mächtigen. Er trifft sich mit Hitler, Hermann Göring ernennt ihn zum „Reichsjagdrat“, er wird Mitglied im „Freundeskreis Himmler“ und spendet großzügig und regelmäßig – seit 1937 ist er auch „Parteigenosse“. Er bereichert sich an jüdischem Vermögen, treibt „Arisierungen“ aktiv voran. Ebenso energisch kämpft er ab 1940 um Kriegsbeute. Flick profitiert von der Rüstungsproduktion und in großem Stil vom System der Zwangsarbeit, Zehntausende schuften in seinen Betrieben. Viele sterben – an Hunger, Krankheiten und Misshandlungen. Gleichzeitig arbeitet Flick daran, Besitz und Vermögen systematisch auf die nächste Generation zu übertragen. Seinen ältesten Sohn, Otto-Ernst, betraut er mit leitenden Aufgaben im Unternehmen.  Hintergrundinformationen: Der Film erzählt keine Unternehmensgeschichte, sondern die spannende Geschichte der Familie Flick, verfilmt als Dokudrama. Schlüsselmomente im Leben der Protagonisten sind inszeniert. So zum Beispiel das Verhör Friedrich Flicks durch den deutschstämmigen US-Ermittler Eric Kaufman als Vorbereitung auf den Nürnberger Kriegsverbrecherprozess oder die Auseinandersetzung zwischen Friedrich Flick und seinem Sohn Otto-Ernst während einer Familienkonferenz 1958. Die Szenen sind nicht frei erfunden, sondern sie stützen sich auf historische Quellen. Grundlage für die Verhörszenen sind Tonbandmitschnitte, die in den National Archives in Washington DC entdeckt wurden. Als Quelle für die Familienkonferenz dienen Gesprächsprotokolle, die aus dem Archiv der Thyssen Krupp AG stammen. Namhafte Schauspieler verleihen diesen aufwendigen szenischen Rekonstruktionen Stimme und Gewicht, so etwa der als „NDR-Tatort“-Ermittler bekannte Peter Jordan als Eric Kaufman oder Uwe Preuss, der Friedrich Flick spielt. Der dokumentarische Teil stützt sich auf die Ergebnisse mehrjähriger, mühevoller Recherchearbeit. Dabei konnte eine große Menge bisher unbekannten Foto- und Filmmaterials zusammengetragen werden, zum Teil aus Privatbesitz – darunter ein nie veröffentlichter Film über Friedrich Flick von 1969, aus dem hier erstmals Ausschnitte gezeigt werden. Er bietet einen Einblick in private Momente des öffentlichkeits- und kamerascheuen Patriarchen und seiner Familie. Zeitzeugen aus der ehemaligen Konzernspitze und aus dem Familienkreis geben zum ersten Mal einen Einblick in das Innenleben einer verschwiegenen Familie und eines nach außen abgeschotteten Konzerns, darunter: Eberhard von Brauchitsch, Freund der Familie und Ex-Generalbevollmächtigter von Friedrich Karl Flick, er äußert sich zum ersten Mal in einer Dokumentation zur Parteispendenaffäre. Otto A. Kaletsch, Sohn von Konrad Kaletsch, dem engsten Vertrauten Friedrich Flicks. Er ist auch der Patensohn Flicks und kennt die Familie privat und beruflich seit den 40er Jahren. Norbert Frei, Inhaber des Lehrstuhls für Neuere und Neueste Geschichte an der Universität Jena. Er hat in einem Forschungsprojekt, das von Flick-Enkelin Dagmar Ottmann angestoßen und finanziert wurde, die Geschichte der Flicks wissenschaftlich aufgearbeitet. Zu Wort kommen auch Zeitzeugen, die unter Flick litten: Maria Petschek Smith, Tochter des jüdischen Unternehmers Franz Petschek, der auf Flicks Betreiben sein Unternehmen verlor; Antonina Dorogowa, eine ehemalige Zwangsarbeiterin in den Flick-Werken in Gröditz; Benjamin B. Ferencz, ehemaliger Direktor der Claims Conference zur Entschädigung der Zwangsarbeiter und Verhandlungspartner Flicks und von Brauchitschs. Ein animierter Zeitstrahl mit den wichtigsten Daten des Unternehmens Flick, ein Stammbaum in Form einer Fotogalerie, Hintergrundartikeln zu den verschiedenen Affären, die sich um die Geschichte der Flicks ranken, all das finden Sie kurz vor der Ausstrahlung unter www.arte.tv/flick

Di, 1. Jun · 22:00-22:30 · WDR
Vietnam, wir kommen! Eine Mission mit Hindernissen

 
Nur noch ein paar Stunden Zeit, der Countdown läuft. Wird der Container mit den dringend benötigten Lebensmitteln rechtzeitig zum großen Fest ankommen?  Menachem und Racheli, ein junges Ehepaar aus Israel zieht nach Vietnam um. Für immer. Sie gehören der Chabad-Bewegung an, ein orthodoxer Zweig des Judentums. Die Mission der Bewegung ist es, überall auf der Welt Gebets- und Begegnungshäuser für Juden zu gründen.  Menachem und Racheli kommen mit ihrem kleinen Sohn einige Tage vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashanah in der wuseligen Metropole Ho-Chi-Minh Stadt an. Sie warten dringend auf ihren Container mit den koscheren Lebensmitteln für das Fest. Feiern wollen sie mit den wenigen Juden, die in Vietnam leben. Mit dem vietnamesischen Alltag klarzukommen ist für Racheli und Menachem als orthodoxe Juden gar nicht so einfach. Denn nach den strengen jüdischen Regeln zu leben heißt auch, keine Teddy-Bettwäsche für ihr Baby kaufen zu können oder aber die neue Küche mit einem Bügeleisen koscher zu machen.  Weltweit begleitet die junge Familie bei ihrer Mission. Das Aufeinanderprallen der beiden Kulturen ist komisch, anrührend, befremdend und lehrreich. Werden Menachem und Racheli es schaffen, in Vietnam heimisch zu werden?

Mi, 2. Jun · 06:00-06:45 · PHOENIX
Die Arche Noah und das Rätsel der Sintflut

 
Jeder kennt die Geschichte von Noah, der ein Schiff baut und alle Tiere der Welt darin aufnimmt, um der Sintflut zu trotzen. Keine Geschichte des Alten Testaments ist so dramatisch wie diese.  Jeder kennt die Geschichte von Noah, der ein Schiff baut und alle Tiere der Welt darin aufnimmt, um der Sintflut zu trotzen. Keine Geschichte des Alten Testaments ist so dramatisch wie diese. Was bisher als Mythos, als Legende galt, gewinnt im Licht neuer wissenschaftlicher Untersuchungen historische Realität. Im Sommer 2005 begleitete ein Filmteam die Expedition israelischer und US-amerikanischer Ozeanologen zum Schwarzen Meer, wo sie dem Rätsel der Sintflut auf die Spur kamen.

Mi, 2. Jun · 20:15-21:05 · arte
Schweres Wasser – Hitlers Traum von der Bombe

 
Am Wettlauf um die erste Atombombe waren auch Hitlers Wissenschaftler fieberhaft beteiligt. Hitler unterhielt – trotz Dementis und seiner öffentlich ablehnenden Haltung zur Atombombe – geheime Laboratorien zur Erforschung der Kernspaltung.  Der amerikanische Wissenschaftler Brett Phaneuf von der Texas A&M University geht in der Dokumentation der Frage auf den Grund, ob der deutsche Führungsstab im Zweiten Weltkrieg insgeheim an der Atombombe baute.  Mit der Besetzung Norwegens 1940 fiel den Deutschen das einzige europäische Wasserkraftwerk in die Hände, das „schweres Wasser“ produzierte. Das „schwere Wasser“ (Deuterium) erwies sich als geeignete Dämpf- und Kontrollsubstanz für Kettenreaktionen bei der Kernspaltung. Mit den Forschungsergebnissen der Norweger und den Beständen von „schwerem Wasser“ war es aus Sicht der Amerikaner und Engländer nur noch eine Frage der Zeit, bis Hitlers Elitewissenschaftler mit dem Bau der Atombombe beginnen konnten.  Die Angst vor Deutschland als Atommacht versetzte die Alliierten in Alarmbereitschaft. Eine britische Sabotageeinheit trat gemeinsam mit dem norwegischen Untergrund in Aktion, um den tödlichen Wasserstoff zu zerstören. Doch das Unternehmen schlug fehl. Erst im zweiten Anlauf konnten norwegische Widerstandskämpfer die Konzentrieranlage der Fabrik in die Luft sprengen und einen Großteil des Schwerwasservorrates vernichten. Doch die Deutschen bauten die betroffenen Bereiche wieder auf und erhöhten die Produktion.  1943 beschlossen die Amerikaner, den norwegischen Norsk-Hydro-Konzern zu bombardieren. Die Deutsche Wehrmacht musste die schwer getroffene Anlage aufgeben. Doch kurz darauf gab Hitler den Befehl, die verbliebenen Tanks umgehend nach Deutschland zu schaffen. Am Morgen des 20. Februar 1944 gleitet die „Hydro“ mit knapp 50 Fässern über den norwegischen Tinnsojen-See, als am Heck der Fähre eine Sprengladung explodiert. Ein letzter verzweifelter Sabotageakt des norwegischen Widerstands im Auftrag des britischen Geheimdienstes und dieses Mal führt die Aktion zum gewünschten Erfolg. Das Schiff sinkt innerhalb weniger Sekunden mitsamt der Besatzung und der heiklen Fracht auf den Grund des 430 Meter tiefen Gewässers.  Der Kampf um das „schwere Wasser“ scheint damit beendet, wären da nicht die immer wiederkehrenden Gerüchte und Zweifel, ob die Ladung nicht doch über Umwege nach Deutschland gelangt sei. Der amerikanische Wissenschaftler Brett Phaneuf von der Texas A&M University will der Sache auf den Grund gehen. Im Sommer 2004 leitete der Archäologe eine Expedition, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die gefährlichen Fässer aus dem See in Südnorwegen zu bergen und den Inhalt untersuchen zu lassen. Brett Phaneuf hofft auf klärende Beweise, ob der deutsche Führungsstab im Zweiten Weltkrieg insgeheim an der Atombombe baute. Der Kampf um das „Schwere Wasser“ ist eine Geschichte von revolutionären Entdeckungen, falschen Deutungen, Ahnungen und Misstrauen. Vor allem aber ist er die Geschichte vom Wettlauf um die Atombombe.

Mi, 2. Jun · 21:05-22:00 · arte
Gesucht wird … der arabische Schindler

 
Mit „Gesucht wird … der arabische Schindler“ beleuchtet eine Dokumentation erstmals die Aufarbeitung nationalsozialistischer Gräueltaten aus Perspektive von Arabern und Juden in der arabischen Welt.  Im Zentrum steht die Frage: Gab es einen arabischen „Oskar Schindler“, einen Araber, der Juden das Leben gerettet hat? Angesichts der weit verbreiteten Leugnung des Holocausts in der arabischen Welt, könnte eine solche Geschichte die Sicht einiger Araber auf die Verbrechen an den Juden vielleicht ändern.  Araber wissen wenig über den Holocaust. Viele leugnen den Massenmord sogar – nicht nur islamische Extremisten. Selbst große arabische Tageszeitungen stellen das Verbrechen an den Juden bis heute infrage. Mehr denn je bewegte dieses Thema den amerikanischen Schriftsteller und Historiker Robert Satloff, Leiter des Washington Institute for Near East Policy (WINEP) nach den Anschlägen des 11. September. Er beschließt, das aufwendigste Projekt seines Lebens anzugehen: Die Suche nach dem arabischen „Schindler“.  Würde es ihm gelingen zu beweisen, dass Araber Juden im Zweiten Weltkrieg das Leben gerettet haben, wäre die Sicht der Araber vielleicht eine andere. Ein Team aus Forschern, Archivaren, Dolmetschern und Journalisten verfolgt mit ihm zusammen Spuren in elf Ländern rund um den Globus. In Yad Vashem beginnt der Film seine spektakuläre und bewegende Reise. Dort stehen auch Gedenktafeln für Nichtjuden wie Oskar Schindler oder Raoul Wallenberg, die ihr Leben aufs Spiel setzten, um Juden zu retten. Sie werden als die „Gerechten unter den Völkern“ bezeichnet. Unter den 20.000 dort eingravierten Namen findet sich kein einziger Araber. Satloffs Recherchen werden dies nun möglicherweise ändern.

Fr, 4. Jun · 14:45-16:10 · arte
Villa Jasmin

 
Tunis in den 70er Jahren: Nach fast 20 Jahren will Serge seiner schwangeren Verlobten Jeanne das Land seiner Kindheit zeigen, das er mit elf Jahren, nach dem Tod seiner Eltern, verlassen hatte. Auf der Reise entdeckt er seine Kindheit neu.  Der Hafen von La Goulette vor den Toren Tunis‘ im September 1976 – nach fast 20 Jahren kehrt Serge, ein tunesischer Franzose jüdischer Abstammung, in das Land seiner Kindheit zurück. Schon auf dem Schiff wird er vom zarten Duft des in der Luft liegenden Jasmins, später von Hitze, Lärm und dem überbordenden Leben in den Straßen ergriffen. Alles erinnert ihn an die glücklichen Tage seiner Kindheit. Bevor er bereit, ist selber Vater zu werden, möchte er seiner schwangeren Verlobten Jeanne das Land seiner Wurzeln zeigen und sich auf die Spuren seiner Eltern begeben, nach deren frühem Tod er seine Heimat verlassen musste. Diese waren 1956 kurz vor der Unabhängigkeit Tunesiens gestorben, die sich sein Vater, ein überzeugter Sozialist, so sehr gewünscht hatte. Seine Reise in die Vergangenheit beginnt für Serge am Grabe seiner Eltern und führt ihn schließlich zum elterlichen Haus, der Villa Jasmin, einem herrschaftlichem Gebäude, in dem sich mittlerweile ein Unternehmen für Elektrokabel befindet. Er taucht ein in das Leben der Eltern, die ihn viel zu früh verließen: Das bezaubernde Wesen seiner Mutter Odette, am Tag der ersten Begegnung mit dem von ihm so bewunderten und verehrten Vater Serge; der Kampf des Vaters gegen das französische Protektorat, als jüdischer Sozialist und Freimaurer, als Theaterregisseur und Journalist; die glücklichen Tage der jungen Familie in der „Villa Jasmin“ vor dem Ausbruch des Krieges; die anschwellende Bedrohung für die jüdische Familie während des Vichy-Régimes ab 1940 und schließlich die Besatzung Tunesiens durch die Nazis im Herbst 1942, gleichbedeutend mit der Vertreibung aus der „Villa Jasmin“ und der Deportation des Vaters ins ferne Deutschland, in das Konzentrationslager Sachsenhausen …

Sa, 5. Jun · 00:00-00:30 · SWR
Literatur im Foyer

 
Thea Dorn hat zwei streitbare Diskutanten eingeladen: Henryk M. Broder, Journalist und begnadeter Polemiker, zuletzt mit seiner scharfen „Kritik der Toleranz“ dem Islam gegenüber, und Erich Follath, Korrespondent „des Spiegels“ und Nah Ost-Kenner.  Kritik an Israel scheint eine schwierige Sache. Da gibt es auf der einen Seite eine diskriminierende Besatzungspolitik im Westjordanland, eine massive Abgrenzung durch Zäune, Mauern, die Palästinensern die Lebensgrundlage nimmt und eine expansive und rücksichtslose Besiedlung. Auf der anderen Seite stehen legitime Sicherheitsinteressen, es gibt Raketenbeschuss aus dem Gazastreifen und dem Norden Libanons. Und erst die Errichtung der Sicherheitsanlagen brachte die verheerenden Selbstmordanschläge zum Erliegen. Politisch herrscht Schweigen. Die Zwei-Staatenlösung erscheint in weiter Ferne. In Israel regieren Hardliner, im Gaza-Streifen und dem Westjordanland fehlt der politische Ansprechpartner. Stark sind die islamistischen Terroristen, schwach die gemäßigten Arafat-Nachfolger. Was tun als Deutscher? Als Spezialisten für eine moralische Politik Israel kritisieren, um es auf den Pfad der Tugend zu führen? Oder im Angesicht der Vergangenheit doch lieber schweigen? Und was steckt hinter der Kritik an Israel, am „man wird doch noch mal sagen dürfen“. Eine neue Art von Antisemitismus? Die Fortsetzung des Judenhasses mit scheinbar freundlichen Mitteln?

Sa, 5. Jun · 13:00-13:15 · PHOENIX
Meine Geschichte – Das Kriegsende: Coco Schumann

 
Der Musik verdankt Coco Schumann sein Leben. Theresienstadt und Auschwitz hat er überlebt – in der Lagerkapelle. „La Paloma“ musste er spielen, wenn die Häftlinge an ihm vorbei in die Gaskammern getrieben wurden.  Schon in jungen Jahren galt er als Nachfolger des legendären Jazzgitarristen Django Reinhardt. Geboren wurde er im Berliner Scheunenviertel, 1924, als Heinz-Jacob Schumann, genannt Coco. Seine Mutter war Jüdin. Während der Nazi-Zeit trat er illegal in Berliner Jazzclubs auf.

Sa, 5. Jun · 20:15-22:15 · ProSieben
Napola – Elite für den Führer

 
Deutsches Drama von Dennis Gansel, das zur Nazi-Zeit in Deutschland spielt. Boxjungtalent Friedrich Weimer (Max Riemelt) schafft es auf eine der „Napola“ genannten Elite-Schulen für Führungsnachwuchs. Zunächst ist er dort von der Schule und den Kameraden auch sehr beeindruckt. Als sich aber sein Freund Albrecht (Tom Schilling) das Leben nimmt, beginnt er kritisch über das Regime nachzudenken.

So, 6. Jun · 13:02-14:30 · ZDF
Ludwig-Börne-Preis an Marcel Reich-Ranicki
 
Der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki erhält in der Frankfurter Paulskirche heute den Ehrenpreis der Ludwig-Börne-Stiftung. Der Preis wird dem mit vielen deutschen und ausländischen Preisen und Doktorwürden ausgezeichneten „Literaturpapst“, der am 2. Juni seinen 90. Geburtstag feiert, für sein Lebenswerk verliehen. Reich-Ranicki wurde durch die ZDF-Sendung „Das Literarische Quartett“ einem großen Fernsehpublikum bekannt und verstand wie kein anderer zuvor oder danach breite Bevölkerungsschichten für Literatur zu begeistern. Frankfurt, wo er seit vielen Jahrzehnten lebt, hat er durch die „Frankfurter Anthologien“ ein literarisches Denkmal gesetzt. Immer wieder hat er seine Stimme zu aktuellen Diskussionen erhoben. Zuletzt in der ZDF-Sendung „Aus gegebenem Anlass“ mit Thomas Gottschalk, in der er für die Qualität von Fernsehen stritt. Zahlreiche Weggefährten seiner über mehrere Jahrzehnte dauernden publizistischen Karriere wie Entertainer Thomas Gottschalk, Moderator Harald Schmidt, FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher und Publizist Henryk M. Broder werden den Preisträger durch eigene Beiträge während des Festakts in der Paulskirche ehren. Der Ludwig-Börne-Preis gilt als einer der bedeutendsten Preise seiner Art in Deutschland. Er wird seit 1993 verliehen. Einer der ersten Preisträger war 1995 Marcel Reich-Ranicki. Der diesjährige Ehrenpreis wird in Form einer Börne Medaille an ihn übergeben. Der Preis wurde nach dem Dichter und Journalisten Ludwig Börne benannt, der im 18. Jahrhundert im jüdischen Ghetto von Frankfurt am Main geboren wurde. Börne setzte sich Zeit seines Lebens für die Toleranz der Kulturen ein und war einer der ersten Literaturkritiker und Feuilletonisten.
 
So, 6. Jun · 17:00-17:45 · arte
Helen Zille
 
Sie ist weiß, deutschstämmig, hat jüdische Vorfahren und wurde christlich erzogen. Die Großnichte des Berliner Zeichners Heinrich Zille, deren Eltern vor den Nazis nach Südafrika flohen, kämpft seit 2007 gegen Rassismus und politische Willkür.  Als Journalistin war sie maßgeblich an der Aufklärung des Foltertods von Steve Biko beteiligt. Das machte sie auch in den Augen vieler Wähler zu einer glaubwürdigen Persönlichkeit. 2009 wurde Helen Zille mit einer beeindruckenden Mehrheit zur Premierministerin der Provinz Westkap gewählt, der einzigen Region, in der der African National Congres (ANC) die Mehrheit verloren hat. Für Südafrikas Präsident Jacob Zuma ist sie zu einer ernstzunehmenden politischen Gegnerin geworden, die unerschrocken gegen Korruption, Armut, und Machtmissbrauch kämpft. Ihr Traum ist es, dass die junge Demokratie Südafrikas die Rassenschranken endgültig überwindet. Die Dokumentation begleitet Helen Zille hautnah. Ihre engsten Mitarbeiterinnen kommen ebenso zu Wort wie ihre Gegner oder ihre 90-jährige Mutter Milla, die einst vor den Nazis nach Südafrika floh und mir ihrem frühen Engagement gegen die Apartheid die Haltung ihrer Tochter entscheidend prägte. Helen Zilles politische Termine in ihrem atemlosen Alltag treiben das Geschehen nach vorne, und über ihren Blick entsteht – neben der biografischen Erzählung – eine politische Momentaufnahme des hoffnungsvollen und gleichzeitig fragilen Landes Südafrika kurz vor der Fußballweltmeisterschaft 2010.

So, 6. Jun · 19:15-20:00 · BR-alpha
Stationen, 3/5, Die Juden – Stigma (60 Jahre Zentralrat der Juden in Deutschland)

 
Die Geschichte der Juden in Europa steht in enger Verbindung zum Christentum. In vielen Ländern leben sie zunächst in friedlicher Koexistenz mit ihrer christlichen Umgebung.  Aufgrund ihrer überregionalen Kontakte spielen sie eine bedeutende Rolle für den Aufbau von Handelsbeziehungen und den Transfer von Wissen im Europa des Mittelalters. Vor allem in Spanien gibt es eine Phase des friedlichen Miteinanders zwischen Juden, Muslimen und Christen. Doch die traumatischen Geschehnisse während der Kreuzzüge und der Pogrome in Pestzeiten, die Inquisition und die Vertreibung aus Spanien 1492 prägen das Leben und die Kultur der europäischen Juden für die folgenden Jahrhunderte.

So, 6. Jun · 23:10-00:10 · arte
Die Nacht von Wildenhagen

 
Anfang 1945, unmittelbar vor dem Einmarsch der Roten Armee, kommt in dem kleinen Ort Wildenhagen bei Frankfurt an der Oder, dem heutigen Lubin in Polen, tödliche Angst und Panik auf. Eine Gruppe von mindestens 15 Frauen trifft sich am 31. Januar auf dem Dachboden eines Bauernhauses, um sich gemeinsam zu erhängen. Mit dabei ist als einziges Kind die zehnjährige Adelheid. Sie wird von ihrer eigenen Mutter aufgehängt. Alle Frauen sterben. Nur das Mädchen wird am folgenden Tag von Soldaten der Roten Armee gerettet. Auch andere Frauen im Dorf töten ihre Kinder, erschlagen sie oder schneiden ihnen die Pulsadern auf, bevor sie sich selbst das Leben nehmen. Mehr als ein Viertel der etwa 300 Bewohner des Ortes geht in den Tod. Sie sind Opfer ihrer panischen Ängste, geschürt durch infame Nazi-Propaganda. Für den Film berichten Adelheid Nagel und zwei ihrer früheren Schulfreundinnen über die Ereignisse jener Tage. Sie kehren in ihr Heimatdorf zurück, erinnern sich an die Panik der Frauen vor den „Menschenfressern“ und den „bestialischen Horden“ aus dem Osten, die sie selbst und ihre Kinder abschlachten würden. Das Bild, das die NS-Propaganda jahrelang von den Sowjets verbreitet hatte, ist Adelheid Nagel bis heute gegenwärtig. Massenhafte Selbsttötungen unter der Zivilbevölkerung hat es nicht nur in Wildenhagen gegeben. Ostpreußen, Schlesien, Pommern, Mecklenburg, überall entlang der Ostfront nehmen sich Menschen das Leben. Gemäß der NS-Ideologie dieser Tage: lieber den Tod durch die eigene Hand als Niederlage und Kapitulation. Genaue Zahlen sind bis heute nicht bekannt, die Selbstmorde sind kaum dokumentiert und aufgearbeitet.

Mo, 7. Jun · 14:30-15:00 · WDR
Vietnam, wir kommen! Eine Mission mit Hindernissen

 
Nur noch ein paar Stunden Zeit, der Countdown läuft. Wird der Container mit den dringend benötigten Lebensmitteln rechtzeitig zum großen Fest ankommen?  Menachem und Racheli, ein junges Ehepaar aus Israel zieht nach Vietnam um. Für immer. Sie gehören der Chabad-Bewegung an, ein orthodoxer Zweig des Judentums. Die Mission der Bewegung ist es, überall auf der Welt Gebets- und Begegnungshäuser für Juden zu gründen.  Menachem und Racheli kommen mit ihrem kleinen Sohn einige Tage vor dem jüdischen Neujahrsfest Rosh Hashanah in der wuseligen Metropole Ho-Chi-Minh Stadt an. Sie warten dringend auf ihren Container mit den koscheren Lebensmitteln für das Fest. Feiern wollen sie mit den wenigen Juden, die in Vietnam leben. Mit dem vietnamesischen Alltag klarzukommen ist für Racheli und Menachem als orthodoxe Juden gar nicht so einfach. Denn nach den strengen jüdischen Regeln zu leben heißt auch, keine Teddy-Bettwäsche für ihr Baby kaufen zu können oder aber die neue Küche mit einem Bügeleisen koscher zu machen.  Weltweit begleitet die junge Familie bei ihrer Mission. Das Aufeinanderprallen der beiden Kulturen ist komisch, anrührend, befremdend und lehrreich. Werden Menachem und Racheli es schaffen, in Vietnam heimisch zu werden?

Mo, 7. Jun · 21:00-21:45 · Das Erste (ARD)
Flick – Das Erbe 2/2

 
Zweiteiliger Film von Thomas Fischer Zweiteilige HD-Dokumentation mit szenischen Elementen (Dokudrama) von SWR und ARTE Der Zweiteiler „Flick“ erzählt die Geschichte von Friedrich Flick und seiner Familie erstmals im Fernsehen – mit einer Fülle neu entdeckten Film- und Fotomaterials, auf der Basis interner Dokumente und einer Vielzahl erstmals ausgewerteter Quellen. Zum ersten Mal gewähren enge Vertraute wie der ehemalige Flick-Gesellschafter Eberhard von Brauchitsch, Friedrich Karl Flicks erste Ehefrau Elga und der Patensohn von Friedrich Flick, Otto Kaletsch, tiefe Einblicke in das Innenleben und die Machtstrukturen der Familie. So räumt der Film auch mit einigen Legenden auf. Die neu erschlossenen Quellen zeigen deutlich: Flick hing weder vor noch nach dem Krieg irgendeiner politischen Idee an. Wohl aber hat er Politiker zu allen Zeiten systematisch instrumentalisiert und für seine finanziellen Interessen eingespannt. Sein enges Verhältnis zur Politik zeigt sich beispielhaft in der Gelsenberg-Affäre 1932, bei der „Arisierung“ jüdischen Eigentums, während der Übernahme französischer Stahlwerke 1940 als Kriegsbeute oder dem Verkauf der Maxhütte an den bayerischen Staat, schließlich im Spendenskandal der 80er Jahre. Der Film zeigt deutlich, dass Flick vor allem auf seinen eigenen Vorteil aus war. Bei Flick ist ein Wesenszug feststellbar, der von allen politischen Systemen unabhängig war: Er hat die eigenen Interessen über alles gestellt und sie mit einer Entschlossenheit und Härte verfolgt, die moralische Einwände nicht kennt. Tragischerweise hat sich diese Härte auch gegen die eigenen Söhne gerichtet. Den Untergang des Flick-Konzerns hat Friedrich Flick selbst mit verschuldet – indem er seine Söhne spüren ließ, dass sie seinem übergroßen Vorbild nicht gerecht werden können. Das Erbe Folge 2 des Zweiteilers „Flick“ erzählt von Friedrich Flicks Haft in Landsberg, seinem Aufstieg zu einem der reichsten Männer Deutschlands und vom Scheitern seines Plans, die Söhne als Nachfolger einzusetzen und so eine Dynastie zu begründen. Der Jüngste, Friedrich Karl Flick, lenkt die Geschicke des Konzerns nach dem Tod des Alten und löst mit dem „Flick-Skandal“ den größten Parteispenden- und Steuerskandal in der Geschichte der Bundesrepublik aus. Am Ende verkauft er den Konzern und zieht sich ins steuerlich günstige Österreich zurück. Noch aus dem Gefängnis in Landsberg heraus beginnt Friedrich Flick 1948 den Kampf um den Erhalt seiner wirtschaftlichen Macht. Als verurteilter Kriegsverbrecher muss er fürchten, enteignet zu werden. Doch durch enge Kontakte zu Politikern und Regierenden, durch „politische Landschaftspflege“ mittels Spenden und durch eigenes Verhandlungsgeschick kann er eine Enteignung seiner Betriebe zumindest in den Westzonen verhindern. Nach der Haft gelingt es ihm sogar, aus der von den Alliierten verfügten Entflechtung seines Kohle-, Eisen- und Stahlkonzerns ein großes Geschäft zu machen. Mit der ihm eigenen Bereitschaft zur Anpassung verkauft er den Großteil seines Ruhrkohlebesitzes. Mit dem Erlös kauft sich Flick dann in zukunftsträchtige Industrien ein: Automobil, Papier, Chemie, Rüstungsgüter. Schon Ende der 50er Jahre ist er einer der reichsten und mächtigsten Familienunternehmer der Bundesrepublik. Entschädigungszahlungen an ehemalige Zwangsarbeiter lehnt Flick hingegen hartnäckig ab. Zehntausende hatten während des Krieges in seinen Betrieben arbeiten müssen, viele waren gestorben. Verhandlungen über eine Entschädigung früherer jüdischer Zwangsarbeiterinnen lässt Flick jahrelang verschleppen und bricht sie schließlich ganz ab. Stur und selbstgerecht weist er jede Mitverantwortung für NS-Verbrechen zurück und verweigert noch die kleinste humanitäre Geste. Stattdessen geht Flick daran, den erneuten wirtschaftlichen Aufstieg abzusichern. Seine Söhne, Otto-Ernst und Friedrich Karl, sollen nach dem Willen des Alten das Unternehmen in die nächste Generation führen. Doch immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen. Vor allem Friedrich Flicks Ältester, Otto-Ernst Flick, lehnt sich gegen den Vater auf. Bei der Regelung der Nachfolge versagt Friedrich Flick, weil er die Verantwortung für den Konzern nicht aus der Hand geben kann. Auch fehlt ihm – und seiner Frau Marie – das Vertrauen in die unternehmerischen Fähigkeiten der Söhne. Otto-Ernst, der die dauernde Bevormundung schließlich nicht mehr erträgt, verklagt seinen Vater 1962 auf Herausgabe des ihm zustehenden geschäftlichen Anteils. Es ist eine Verzweiflungstat, für die Otto-Ernst weder in der Familie noch in der Öffentlichkeit Verständnis findet. Viele werfen ihm Undank und Rücksichtslosigkeit vor. Der Vater schließt Otto-Ernst nun endgültig von der Geschäftsführung aus, und als dessen Klage scheitert, kauft er seinen Ältesten aus der Erbfolge heraus. Nach dem Tod von Friedrich Flick wird sein jüngster Sohn Friedrich Karl Konzernchef. Aber „FK“, wie er intern genannt wird, besitzt bei weitem nicht das kaufmännische Geschick und den unternehmerischen Instinkt des Vaters. Er agiert oft schwach und ängstlich. Die Führung des Konzerns überlässt er lieber seinen Managern, darunter Eberhard von Brauchitsch. Er selbst macht eher mit ausschweifenden Partys in der Münchner Szene auf sich aufmerksam. 1975 baut Friedrich Karl Flick seinen Konzern um. Um die Kinder seines Bruders Otto-Ernst auszahlen und weiter investieren zu können, braucht er Geld. Für knapp zwei Milliarden Mark verkauft er Daimler-Aktien an die Deutsche Bank. Für einen Teil davon beantragt er Steuerbefreiung, weil er den Erlös in Anlagen investieren wolle, die volkswirtschaftlich förderungswürdig seien. Kritiker sehen darin ein privates Investment, das keine Förderung verdient. Dennoch genehmigt der damalige Wirtschaftsminister Hans Friderichs, FDP, den Deal und erspart Flick mehrere 100 Millionen Mark Steuern. Otto-Graf Lambsdorff, Friderichs Nachfolger im Amt des Wirtschaftsministers, gewährt dem Flick-Konzern weitere Steuerbefreiungen. Doch dann stellt sich heraus: Flick hatte systematisch an beide Minister und an alle politischen Parteien – die Grünen ausgenommen – üppige Spenden gezahlt. 1982 eröffnet die Bonner Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen Flick, Eberhard von Brauchitsch, Hans Friderichs, Otto Graf Lambsdorff und andere wegen Steuerhinterziehung und wegen Bestechung und Bestechlichkeit. Auch ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss wird eingesetzt. Steuerfahnder und Journalisten decken einen Sumpf von illegalen Spenden, schwarzen Kassen, Steuerhinterziehung und Vetternwirtschaft auf – das Wort von der „gekauften Republik“ macht die Runde. Friedrich Karl, in seiner Sorge, in die mittlerweile nach seiner Familie benannte „Flick-Affäre“ persönlich hineingezogen zu werden, entlässt fast die gesamte Management-Spitze. Vor dem Untersuchungsausschuss des Bundestages erklärt er, von den Vorgängen nichts gewusst zu haben. Eberhard von Brauchitsch nimmt alle Schuld auf sich und erhält eine Bewährungsstrafe – die beiden angeklagten Politiker Lambsdorff und Friderichs kommen mit geringen Geldstrafen davon. 1985 verkauft Friedrich Karl Flick das Gesamtunternehmen an die Deutsche Bank und beendet damit die Geschichte des Konzerns: Der hat damit seinen Gründer nur um anderthalb Jahrzehnte überlebt. Grollend zieht sich Friedrich Karl aus Deutschland ins steuergünstige Österreich zurück und verwaltet sein Geld von dort aus. Als er 2006 stirbt, hinterlässt er seiner Familie ein Milliardenvermögen. Aber auch danach gerät der Name Flick immer wieder in die Schlagzeilen. 2004 will Friedrich Christian Flick, ein Sohn Otto-Ernst Flicks, seine Sammlung moderner Kunst, die „Flick-Collection“ öffentlich ausstellen. Doch auch er weigert sich zuerst, Entschädigung für Zwangsarbeiter zu zahlen. Wieder wird heftig diskutiert, wie die Nachkommen mit der historischen Verantwortung umgehen und welcher Umgang mit dem Flick-Erbe angemessen ist. Diese Diskussion ist bis heute nicht abgeschlossen.

Do, 10. Jun · 22:45-23:30 · RBB
Protokoll eines mörderischen Sommertages – Die Jagd auf die Juden von Kielce 1946

 
1946 kam es in Polen zu heftigen Angriffen auf Juden, die gerade erst die Konzentrationslager und den Holocaust überlebt hatten. Das schlimmste Pogrom im Polen der Nachkriegszeit fand Anfang Juli 1946 in Kielce statt.  Mehr als vierzig Menschen wurden ermordet, über achtzig verletzt. Auslöser des Pogroms waren antisemitische Gerüchte, die Juden in der Stadt würden christliche Kinder gefangen halten. Die Polizei durchsuchte wegen dieser Gerüchte ein Haus, in dem viele Juden nach ihrer Rückkehr aus den Vernichtungslagern lebten. Vor dem Haus versammelte sich im Lauf des Vormittags des 4. Juli 1946 ein wütender Mob. Schon bald kam es zu den ersten gewaltsamen Übergriffen – und die Polizisten schützten die Bewohner des Hauses nicht. In der gesamten Stadt und ihrer Umgebung wurden Menschen attackiert, weil man sie für Juden hielt. Die mörderischen Ereignisse in Kielce führten zu einer massiven Emigrationswelle aus Polen, zehntausende Juden flohen. Die meisten retteten sich zunächst nach Deutschland, um von dort weiter nach Palästina zu gehen. Im sozialistischen Polen wurden die Ereignisse in Kielce jahrzehntelang tabuisiert. Bis in die Gegenwart sind die Hintergründe dieses Gewaltausbruchs heiß umstritten. Und in der Diskussion darüber klingen auch heute noch erschreckend antisemitische Töne an. Der Film rekonstruiert die Geschehnisse Anfang Juli 1946 mit Hilfe von Zeitzeugen, die von dem berichten, was sie damals sahen und erlebten.

Fr, 11. Jun · 22:35-00:05 · arte
The Cemetery Club

 
Die „Mount Herzl Academy“ ist eine Gruppe alter Menschen, die sich im Sommer samstags auf dem Jerusalemer Mount-Herzl-Friedhof trifft, um zu diskutieren, zu lesen oder gemeinsam zu essen.  Lena und Minya – die Großtante und die Großmutter der Filmemacherin – leben in Jerusalem. Sie gehören der „Mount Herzl Academy“ an, einer Gruppe alter Leute, die sich im Sommer jeden Samstag auf dem Mount-Herzl-Friedhof trifft, um über Gott und die Welt zu diskutieren oder Gedichte zu lesen. Anschließend picknicken sie gemeinsam im Schatten eines großen alten Baumes. Bei den Versammlungen der alten Menschen im Schatten der Gräber der Helden Israels wird deutlich, wie sie durch Vereinbarungen und Rituale, Streitgespräche und gemeinsame Mahlzeiten der Vereinsamung im Alter entfliehen wollen. Zukünftig werden die Treffen in einem Altersheim stattfinden, wo viele der Mitglieder der „Mount Herzl Academy“ nun wohnen. Mit viel Taktgefühl berührt Filmemacherin Tali Shemesh in ihrer Dokumentation auch das Thema Tod, sowohl den Tod von Clubmitgliedern, als auch im weiteren Sinne das Verschwinden einer ganzen Generation. Denn die alten Männer und Frauen gehören zu den letzten Zeitzeugen der Judenvernichtung in Europa und der Gründung Israels. Sie haben furchtbare Tragödien erlebt und große Hoffnungen gehegt, und sie haben sich bis ins hohe Alter Würde und Entschlossenheit bewahrt.

Sa, 12. Jun · 22:30-23:40 · PHOENIX
Der Mördervater

 
Monika Hertwig hat ein schweres Erbe zu tragen. Ihr Vater, den sie nie kennen gelernt hatte, war Amon Göth, ein hoher SS-Offizier und Kommandant des südöstlich von Krakau gelegenen Konzentrationslagers Plaszów.  Monika Hertwig hat ein schweres Erbe zu tragen. Ihr Vater, den sie nie kennen gelernt hatte, war Amon Göth, ein hoher SS-Offizier und Kommandant des südöstlich von Krakau gelegenen Konzentrationslagers Plaszów. Der als besonders unmenschlich und sadistisch beschriebene Göth war für die Ermordung tausender Juden und anderer Häftlinge verantwortlich. Der amerikanische Regisseur James Moll begleitet Monika Hertwig bei der bewegenden Begegnung mit der Holocaust-Überlebenden Helen Jonas-Rosenzweig.

So, 13. Jun · 19:15-20:00 · BR-alpha
Die Juden, 4/5, Davidstern

 
Nach der Vertreibung aus Spanien 1492 zerstreuen sich die Sephardim, die spanischen Juden, über ganz Europa. Aufgrund ihrer Kenntnisse mehrerer Sprachen und Kulturen sind sie auch in ihrer christlichen Umgebung gefragt.  Die Folge beschreibt das blühende jüdische Leben im Italien der Renaissance, aber auch das Entstehen der ersten Ghettos im 16. Jahrhundert. Als Verfolgungen und Pogrome den deutschen Juden, den Aschkenasim, das Leben schwer machen, wandern viele nach Tschechien und Polen aus. Sie sind dort zunächst willkommen, leben lange Zeit in Frieden und entwickeln ihre eigene, einzigartige Kultur. Doch auch hier werden sie wieder Opfer von Verfolgungen und müssen fliehen. Amsterdam wird eines der neuen jüdischen Zentren in Westeuropa.

So, 13. Jun · 22:15-23:45 · arte
Wüstenhochzeit
 
Eine Beduinengemeinde in der israelischen Negev-Wüste: Hier herrscht noch Polygamie. Die auf Hochzeitsvideos spezialisierte Fotografin Mariam Al-Quader erzählt, wie sie und zwei andere Frauen sich gegen diese Tradition wehren.  Eine Hochzeit in der israelischen Negev-Wüste. Auf dem Höhepunkt der farbenprächtigen Feierlichkeiten lässt der Bräutigam Gold und Juwelen über seine Braut regnen. Doch der glückliche Schein trügt. Was für den Mann der Erwerb eines neuen Statussymbols bedeutet, ist für die Frau der Beginn eines Lebens voller Kompromisse. Aus Sicht der Hochzeitsfotografin Mariam Al-Quader taucht der Dokumentarfilm in das Leben dreier Beduinenfrauen ein, die versuchen, in einem polygamen System „ihre Frau“ zu stehen. Während die Fotografin selbst in der ständigen Furcht lebt, dass sich ihr Ehemann eine weitere Frau nimmt, wurden die beiden anderen Protagonistinnen von ihren Familien dazu gedrängt, „Nebenfrauen“ bereits verheirateter Männer zu werden. Ein anrührender Dokumentarfilm über althergebrachte Strukturen, bei denen die Opfer notgedrungen kooperieren. Behutsam führt der Film in den Alltag einer selten zugänglichen Gesellschaft und enthüllt sensibel, welchen emotionalen Herausforderungen die Frauen Tag für Tag ausgesetzt sind. Doch selbst wenn es für die Frauen meist ungerecht zugeht, kann manchmal durchaus Liebe im Spiel sein.

Mo, 14. Jun · 01:00-02:25 · HR
2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß

 
Die Familie eines Nazitäters, sechs Jahrzehnte nach Kriegsende. Längst ist die Wahrheit über die Vergangenheit des Vaters aktenkundig, aber unter seinen Verwandten wird sie beschönigt, geleugnet und verdrängt.  Sechzig Jahre nach der Hinrichtung des verurteilten Kriegsverbrechers Hanns Ludin zeigt der Dokumentarfilm des Sohnes Malte Ludin die verzweifelte eigene Suche nach der Wahrheit und die Schwierigkeit, mit ihr zu leben. Er geht der Frage nach, wie viel Schuld der Vater auf sich geladen hat, und er will wissen, was seine älteren Schwestern wussten oder hätten wissen müssen. Hanns Ludin wurde bereits in der Weimarer Republik berühmt, weil er in der Reichswehr für Adolf Hitler konspirierte. Nach 1933 stieg er schnell zum SA-Obergruppenführer auf. Ihm wurden der Blutorden und andere hohe Weihen des Nazistaates zuteil. 1941 schickte ihn Hitler als Gesandten in den „Schutzstaat“ Slowakei. Als „Bevollmächtigter Minister des Großdeutschen Reiches“ sollte er dort die Interessen Berlins durchsetzen: vor allem die „Endlösung“. Nach dem Krieg wurde Hanns Ludin von den Amerikanern an die Tschechoslowakei ausgeliefert, 1947 zum Tode verurteilt und hingerichtet. Diese Tatsachen nimmt sein jüngster Sohn, der Filmemacher Malte Ludin, zum Ausgangspunkt einer schmerzlichen filmischen Auseinandersetzung mit den Legenden, die in der Familie über den Vater kursieren. War er ein Held und Märtyrer oder ein Verbrecher? Auf einmal sind alle bereit zu reden: die Schwestern, Schwager, Nichten, Neffen. Der Film, der unter Federführung des Hessischen Rundfunks als Koproduktion mit SWR, SR und Arte entstand, ist ein intimes und doch beispielhaftes Filmdokument – ein hochemotionaler Bericht aus dem Inneren einer deutschen Familie, der mit großem Erfolg im Kino lief und für aufgewühlte Debatten sorgte. Ein deutsches Sittengemälde, das schmerzlich deutlich macht, wie wenig vergangen die Vergangenheit ist.

Mo, 14. Jun · 05:45-06:30 · PHOENIX
Wohnungen der Götter

 
New York – Mystischer Ort des Judentums

Mo, 14. Jun · 08:00-08:45 · arte
Saul Friedländer und die Geschichte

 
Saul Friedländer – ein wandernder Jude, ein rastloser Mensch, der in vielen Ländern der Welt gelebt hat. Wo seine Wurzeln sind, weiß er nicht. Professor Saul Friedländer ist Holocaustüberlebender und einer der berühmtesten Holocaustforscher.  Begonnen hat alles in Prag, wo Saul Friedländer am 11. Oktober 1932 geboren wurde. Der Film begleitet ihn in seine Geburtsstadt – in die Stadt, aus der seine Familie während des Zweiten Weltkriegs vor den immer zahlreicheren Judenverfolgern fliehen musste. Friedländer erzählt über diese Flucht und über seine Zeit in einem katholischen Kloster, in dem ihn seine Eltern bei Nonnen versteckten. Während ihr Sohn als Internatsschüler und getaufter Katholik unter dem Namen Paul-Henri Ferland überlebt, werden die Eltern wohl 1942 im Konzentrationslager Auschwitz ermordet. Erst wenige Tage vor der Weihe zum Jesuitenmönch erfährt Saul Friedländer von seiner jüdischen Identität und Herkunft. Statt sich zum Priester weihen zu lassen, ist er nun wild entschlossen, seine Wurzeln aufzuspüren. Er ist gerade einmal 14 Jahre alt, als er mit dem Waffenschmugglerschiff Altalena nach Israel reist. Um an Bord zu kommen, gibt er sich als älter aus, als er wirklich ist. Später kämpft er im israelischen Unabhängigkeitskrieg und studiert schließlich in Tel Aviv. Mittlerweile lebt er mit seiner Familie in Los Angeles, wo er an der University of California unterrichtet. Als Gastdozent reist er um die Welt und seine Arbeiten sind preisgekrönt. Als erstem Israeli wurde ihm 2008 der Pulitzerpreis in der Sparte Sachbuch verliehen, und er wurde mit dem amerikanischen McArthur Genius Award ausgezeichnet. Zuletzt bekam er 2007 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels.

Di, 15. Jun · 12:30-13:15 · MDR
Jerusalem – Tor zum Himmel
 
Jerusalem ist ein Ort voller Mythen, Prophezeiungen und Sehnsüchte. Denn gleich drei große Weltreligionen verehren Jerusalem als heilige Stadt. Juden, Christen und Muslime sehen hier die Wurzeln ihres Glaubens.  Die „Stadt des Friedens“ ist zugleich gezeichnet von Kriegen und Gewalt. Der Tempelberg inmitten der Altstadt gehört zu den explosivsten Quadratmetern der Welt. Hier baute 1.000 Jahre vor Christi Geburt König Salomon seinen sagenumwobenen Tempel als Schrein für die Bundeslade. Er wurde von Nebukadnezar ausgeraubt und angezündet. Die Bundeslade ist seither verschollen. Herodes der Große veranlasste den Bau des zweiten Tempels. Auch er ein imposantes Bauwerk seiner Zeit. Hier war Jesus als Kind und beeindruckte die Gelehrten, hier vertrieb er die Geldverleiher. Von hier aus trat er seinen letzten Weg an: vom Gerichtsgebäude zur Hinrichtungsstätte. Heute leuchtet die goldene Kuppel des Felsendoms über der Stadt. Seit 1.400 Jahren ist der Tempelberg in islamischer Hand. Auch wenn Jerusalem im Koran nicht erwähnt wird, so hat dieser Ort für den Glauben der Muslime große Bedeutung, ist nach Mekka und Medina ihr drittheiligster Ort. Von hier – so die Legende – soll Mohammed eine Nachtreise in den Himmel unternommen haben. Heute kann man im Streit um die heilige Stadt kaum noch unterscheiden, ob es um Religion oder politischen Machtanspruch geht. Dabei tritt oft genug die Frage in den Vordergrund, wer die älteren Rechte an Jerusalem hat. Der aktuelle Konflikt scheint unlösbar eingewoben in ein Netz aus Legenden, Glaubensgrundsätzen und archäologischen Fundstücken. Der Film begibt sich an die neuralgischen Punkte der Stadt, lässt per Animation den Tempel des Herodes wiedererstehen und erzählt, wie aus der kleinen, unbedeutenden Siedlung, die Jerusalem 3.000 Jahre vor Christi Geburt war, eine der begehrtesten und faszinierendsten Städte der Menschheit wurde. Er stellt aber auch Menschen vor, für die Jerusalem heute Heimat ist: eine junge armenische Christin, die in der Altstadt aufwächst, ein jüdisches Paar, das aus den USA ins gelobte Land übergesiedelt ist, um hier streng orthodox zu leben, und einen Muezzin, der sich jeden Tag auf dem Tempelberg in eine Klause zurückzieht. Sie erzählen von ihrem Alltag zwischen Normalität und Konflikt, von der Liebe zu ihrer Stadt und warum Jerusalem für sie so heilig ist.

Di, 15. Jun · 21:30-22:00 · arte
Helen Zille – Demokratin aus Leidenschaft

 
Helen Zille war die erste weiße Bürgermeisterin Kapstadts nach dem Ende der Apartheid und ist seit 2009 Premierministerin der Provinz Westkap, die als einzige nicht vom ANC, dem African National Congress, regiert wird.  Sie ist weiß, deutschstämmig, hat jüdische Vorfahren, wurde christlich erzogen und war die erste weiße Bürgermeisterin Kapstadts nach dem Ende der Apartheid: Helen Zille. Schon in jungen Jahren kämpfte sie in Südafrika gegen Rassismus und politische Willkür und war als Journalistin maßgeblich an der Aufklärung des Foltertods des schwarzen Bürgerrechtlers Steve Biko beteiligt. Das machte sie in den Augen vieler Südafrikaner zu einer glaubwürdigen Persönlichkeit. Und so wurde Helen Zille 2009 zur Premierministerin der Provinz Westkap gewählt, der einzigen Region, in der der ANC nicht die Mehrheit hat. Damit ist sie für Südafrikas Präsident Jakob Zuma zu einer ernstzunehmenden politischen Gegnerin geworden, die unerschrocken gegen Korruption, Armut, und Machtmissbrauch kämpft. Ihr Traum ist es, dass die junge Demokratie Südafrikas die Rassenschranken endgültig überwindet. Die Dokumentation begleitet Helen Zille auf politische Termine und durch ihren atemlosen Alltag. Sie lässt ihre engsten Mitarbeiterinnen ebenso zu Wort kommen wie ihre Gegner. Es entsteht eine politische Momentaufnahme des hoffnungsvollen und gleichzeitig fragilen Landes Südafrika – kurz vor der Fußballweltmeisterschaft 2010.