Die Banalität der Liebe

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Hannah Arendts und Martin Heideggers Beziehung beim Heidelberger Stückemarkt 2010…

Von Anke Dreyer

Nach dem Bundesminister Dirk Niebel sowie der israelische Botschafter, Yoram Ben-Zeev, den 10. Heidelberger Stückemarkt eröffneten, wurde als Auftakt ein besonderes Stück gezeigt:„Die Banalität der Liebe“ der Autorin Savyon Liebrecht, das die umstrittene Beziehung zwischen Martin Heidegger und Hannah Arendt schildert.

Hannah Arendt verliebt sich kurz vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten in ihren verheirateten Professor Martin Heidegger, der später Mitglied der NSDAP wird. Viele Jahre später besucht ein junger Mann Hannah Arndt in ihrem New Yorker Exil. Dieser junge Mann, der sich als Student der Universität Jerusalem vorstellt, möchte ein Interview mit ihr führen. Wie sich erst später herausstellt, ist der junge Mann Michael Ben-Shaked, der Sohn von Arendts früheren Freund Rafael Mendelsohn. Michael glaubt, Hannah habe seinen Vater an die Gestapo verraten und später für Heidegger ausgesagt.

Die Schauspieler des Beit Lessin Theaters verkörpern die Figuren mit einer großen schauspielerischen Leistung. Besonders Leora Rivlin, die die betagte Hannah Arndt spielt, sowie Michal Shtamler, die die junge Hannah Arndt darstellt. Ein gelungener Auftakt für den 10. Heidelberger Stückemarkt.

Die Banalität der Liebe
von Savyon Liebrecht
Israelische Erstaufführung Teatron Beit Lessin Tel Aviv

Regie Avishai Milstein
Bühnenbild Eran Atzmon
Kostüme Orna Smorgonsky
Musik Dori Parnes
Beleuchtung Keren Granek

auf Hebräisch mit deutschen Untertiteln

Das Stück dramatisiert die stürmische Liebesbeziehung zwischen zwei der wichtigsten Intellektuellen des 20. Jahrhunderts: Hannah Arendt und Martin Heidegger. Die jüdische Studentin Arendt lernt den verheirateten Philosophieprofessor am Anfang ihres Studiums in Marburg kennen und die Beziehung intensiviert sich, als sie bei Karl Jaspers in Heidelberg promoviert. Als Hitler an die Macht kommt, flieht sie aus Deutschland – Heidegger wird Mitglied der NSDAP. Nach dem Krieg lässt sie die Beziehung zu Heidegger trotz allem wieder aufleben. DIE BANALITÄT DER LIEBE –Arendt prägte mit ihrem Bericht über den Eichmann-Prozess den Begriff „Die Banalität des Bösen“ – spielt auf zwei Erzählebenen: Ein junger Mann sucht die berühmte Autorin 1975 kurz vor ihrem Tod in New York auf, um ein Interview mit ihr zu führen. Seine Fragen, die in ihr Erinnerungen an die Geschichte mit Heidegger auslösen, machen bald deutlich, dass sein Anliegen kein wissenschaftliches, sondern ein persönliches ist …

SAVYON LIEBRECHT wurde 1948 in München als Tochter polnisch-jüdischer Shoah-Überlebender geboren und studierte Philosophie und Literaturwissenschaft in Tel Aviv. Sie verfasst Theaterstücke, Fernsehdrehbücher, Romane und Erzählungen. 2007 wurde DIE BANALITÄT DER LIEBE noch vor der israelischen Erstaufführung in Bonn uraufgeführt. Zweimal erhielt sie bereits den israelischen Theaterpreis als beste Autorin des Jahres.

AVISHAI MILSTEIN ist Regisseur und Chefdramaturg am Teatron Beit Lessin. Er ist künstlerischer Co-Leiter der Partnerschaft FAMILIENBANDE zwischen dem Teatron Beit Lessin und dem THEATER & ORCHESTER HEIDELBERG und Scout des HEIDELBERGER STÜCKEMARKTS 10 für das Gastland Israel.

Das TEATRON BEIT LESSIN, geleitet von der Intendantin Zipi Pines, ist heute das zweitgrößte Repertoiretheater Israels. Mit dem Potchim Bama Festival fördert es Uraufführungen neuer israelischer Autoren. Mit dem THEATER & ORCHESTER HEIDELBERG ist es durch die Theaterpartnerschaft FAMILIENBANDE verbunden.