CD-Tipp: Tzvi Avni

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Tzvi Avni ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Israels. Ein deutsches Label hat einige seiner Werke zusammengestellt…

Tzvi Avni wurde am 2. September 1927 in Saarbrücken geboren. Als sich die Bewohner des Saargebietes am 13. Januar 1935 für den Anschluss an das Deutsche Reich entschieden, begann eine große Fluchtwelle jüdischer Bürger. Die meisten wanderten nach Frankreich und Luxemburg aus, nur wenige gingen, wie die Familie Steinke – wie die Avnis seinerzeit hießen – nach Palästina. Avnis Vater arbeitete als Lastwagenfahrer, wurde aber schon drei Jahre später von Arabern verschleppt und kehrte nie mehr zurück. So musste Tzvi Avni schon mit 14 Jahren arbeiten, um den Lebensunterhalt der Familie zu verdienen. Mit 16 Jahren bekam er Klavierunterricht und erarbeitete sich allmählich das Repertoire der klassischen Musik.

Nach dem Zweiten Weltkrieg begann Avnis künstlerischer Werdegang, der in den ersten Jahren von Diskussionen um die nationalen Strömungen israelischer Musik beeinflusst wurde. Er studierte bei Abel Ehrlich, Paul Ben-Haim und an der Musikakademie Tel Aviv. Ab 1962 setzte er seine Studien in den USA u.a. bei Aaron Copland und Gunter Schuller fort. Hiertraf erauch Edgard Varese, kurz vor dessen Tod.

Avni arbeitete mehrere Jahre als Musiklehrer an Schulen, leitete das städtische Konservatorium in Lod (bei Tel Aviv), die Zentrale Musikbibliothek in Tel Aviv sowie die Abteilung für Komposition und elektronische Musik an der Musikakademie Jerusalem. Außerdem war er Professor an der Rubin Akademie für Musik und Tanz in Jerusalem.

Tzvi Avnis Stimme ist in Israel nicht mehr wegzudenken. Im Prozess der Identitätsfindung israelischer Musik hat er wichtige und unschätzbare Beiträge geliefert. Er hat als Lehrer vielen jungen Komponisten Wege zum eigenen Schaffen gewiesen, war Vorsitzender des israelischen Komponistenverbandes und künstlerischer Leiter der Weltmusiktage in Israel 1980. Dabei ist er sich seiner Rolle als Künstler mit gesellschaftlicher und kulturpolitischer Verwantwortung immer bewusst gewesen. „Wann immer ich gefragt werde“, meinte er einmal, „wie sich ein Komponist von anderen Zeitgenossen in anderen Ländern unterscheidet, dann erkläre ich, dass die meisten Komponisten in Israel notwendigerweise mehr sozial, kulturell und politisch engagiert sind für die Gesellschaft, in der sie leben“.

Die CD enthält zunächst das Stück Gescharim (Brücken) für zwei Violinen, das Avni für die Christlich-jüdische Arbeitsgemeinschaft des Saarlandes komponierte.

Die übrigen Werke, Apropos Klee und The Ship of Hours, sind musikalische Begegnungen mit den Arbeiten der Maler Paul Klee und Morechai Ardon. „Bei der Richtungsbestimmung meiner künstlerischen Berufung, war ich in meiner Jugend hin- und hergerissen zwischen der Musik und der Malerei“, berichtet Avni. „Während meines ganzen musikalischen Lebens blieb der Maler quasi als zweites Ich an meiner Seite – dessen Kunst hoffe ich in meinem nächsten Leben vollenden zu können. In der Zwischenzeit flirte ich ab und zu in meinen Kompositionen mit der Malerei“.

Ein mehsprachiges Heft, das den Künstler ausführlich zu Wort kommen lässt, rundet die CD ab. Für alle Liebhaber klassischer Musik ein absolutes Muss.

Tzvi Avni
Gescharim – Brücken für 2 Violinen

Apropos Klee – für gemischten Chor, Klarinette, Schlagzeug und Klavier

The ship of hours – Das Schiff der Stunden – 4 Orchesterskizzen nach Bildern von Mordechai Ardon

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