Tel Avivs glückliche Augen: Fotografien von Rudi Weissenstein

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Eine hübsche Frau springt hoch in die Luft, ihre dunklen Locken fliegen zur Seite, im Hintergrund ein weiter Himmel und die Kulisse der noch jungen Stadt Tel Aviv. Die Witwe des israelischen Fotografen Rudi Weissenstein war damals 27 Jahre alt. Dass dieses und weitere Motive des bedeutenden Fotografen in der Heussenstamm-Galerie zu sehen sind, ist dem glücklichen Aufeinandertreffen zweier Jubiläen zu verdanken: Der 100-jährige Geburtstag des israelischen Fotografen Rudi Weissenstein fällt zusammen mit der 30-jährigen Städtepartnerschaft von Frankfurt und Tel Aviv…

Die Heussenstamm-Stiftung zeigt mit zirka 50 schwarz-weiß Aufnahmen einen ebenso dokumentarischen wie künstlerischen Ausschnitt aus dem rund eine Million Negative umfassenden Werk des Künstlers, mit dem Weissenstein zum bedeutendsten Chronisten Israels wurde. Vorwiegend zwischen den 1930er und 1970er Jahren entstanden, zeichnen die Fotografien ein vielseitiges Israel: Menschen, Gebäude und Alltagsszenen aus Tel Aviv und Israel, aber auch aus Frankfurt, wo das Ehepaar Weissenstein 1979 für einen Tag Station machte. „Ihr glücklichen Augen“, so der Titel der Ausstellung, zieht auch über den Tod des Künstlers hinaus einen Bogen nach Frankfurt. Seinen Lieblingsvers aus Goethes Faust ließ Miriam ihrem Ehemann auf den Grabstein schreiben: „Ihr glücklichen Augen, // Was je ihr gesehn, // Es sei wie es wolle, // Es war doch so schön!“

Im Zentrum des fotografischen Schaffens von Weissenstein steht Tel Aviv, die erste jüdische Stadt. Mit der Kamera durchstreifte der Künstler beinahe täglich die im Aufbau begriffene Metropole und bildete sie aus verschiedensten Perspektiven ab: Fotos wie der Rothschild Boulevard, die Bauhaus-Architektur oder der Shalom Mayer Tower geben ebenso Zeugnis über die junge Stadt wie Alltagsszenen der Menschen Tel Avivs, die sich in ihrer Stadt einrichteten. Ein 20-minütiger Film von Louise Oechler, Titel „Ihr glücklichen Augen“, ergänzen die Ausstellung und zeichnen ein Bild des Menschen Rudi Weissenstein.

Shimon Rudolph Weissenstein wurde 1910 in Iglau (heutiges Tschechien) geboren. Von 1929 bis 1931 studierte er an der „Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt“ in Wien. Von dort aus wanderte er 1936 nach Palästina aus, wo er als Fotograf und Journalist arbeitete. Bekannt wurde der damals 38-Jährige durch seine Aufnahme von der Ausrufung des Staates Israel im Mai 1948, bei der Weissenstein der einzig zugelassene Fotograf war.

Außerdem war er offizieller Fotograf des Israeli Philarmonic Orchestra und arbeitete als Reporter für die Vereinten Nationen. Bis ins hohe Alter dokumentierte Weissenstein auf zahlreichen Reisen Land und Leute Israels. Er starb 1992.

RUDI WEISSENSTEIN – IHR GLÜCKLICHEN AUGEN
18. FEB. BIS 30. APR. 2010

HEUSSENSTAMM-GALERIE
BRAUBACHSTRASSE 34
60311 FRANKFURT AM MAIN
ÖFFNUNGSZEITEN
DIENSTAG BIS FREITAG 12 BIS 18 UHR
SAMSTAG 12 BIS 17 UHR

–> Tsalmania in Tel Aviv