Deutsche Post vermasselt jüdisches Motiv

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„Masel Tov“, Gut Glück, lautet ein weit verbreiteter hebräischer Glückwunsch, wie er auch auf einem jüdischen Hochzeitsring aus dem 14. Jahrhundert steht…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 19. Februar 2010

1998 wurde bei Grabungen im jüdischen Viertel Erfurts unter dem Eingang eines romanischen Kellers ein großer Silber- und Goldschatz mit einem Gewicht von ca. 30 Kilogramm entdeckt. Er setzt sich aus über 3.000 silbernen Münzen, 14 Silberbarren, silbernen Gefäßen und rund 700 Schmuckstücken zusammen. Das Verstecken des Schatzes kann in die Zeit des urkundlich überlieferten großen Pogroms vom 21. März 1349 datiert werden, bei dem die gesamte jüdische Bevölkerung getötet oder vertrieben wurde. Vermutlich war auch der Besitzer unter den Opfern und konnte den Schatz nicht mehr bergen.

Das bedeutendste Fundstück ist ein Hochzeitsring aus dem zweiten Viertel des 14. Jahrhunderts, einer von nur drei erhaltenen Ringen dieser Art aus dem Mittelalter.

Die deutsche Bundespost hat diesen 4,7 cm hohen Ring aus hochkarätigem Gold zum Motiv für eine neue Briefmarke gemacht. Auf den glatten Dachflächen des nachgebildeten Gebäudes auf dem Ring ist in hebräischen Buchstaben „Masel Tov“ eingraviert.

Die neue Briefmarke, am 11. Februar im Wert von 0.90 Euro herausgegeben, wurde nun eigenhändig von der Bundespost mit dem Ersttagsstempel regelrecht vermasselt, übrigens wie Schlemassel, ein ursprünglich hebräisches Wort, das über das Jiddische in die deutsche Sprache eingegangen ist.

Horst Scholz, ein Kieler Briefmarkensammler, entdeckte, dass auf dem Ersttagsstempel die hebräischen Worte des Grußes „Masel Tov“ umgedreht worden sind, in „Tov Mazal“, was einem „Glück gut“ entspräche. Die Bundespost habe ihm für dieses köstliche und möglicherweise durchaus kostbaren Schlemassel eine Erklärung versprochen. Als Ansprechpartner wurde die Alte Synagoge in Erfugt genannt, wo der peinliche Fehler schon aufgefallen war: „Ein bedauerlicher Fehler, der eigentlich unverständlich ist, denn Mazel-Tov ist doch auch im Deutschen ein bekannter Begriff“, sagte auf Anfrage ein Sprecher der jüdischen Gemeinde in Erfurt.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

3 Kommentare

  1. Die fehlerhafte hebräische Wortstellung „Tov Mazal“ könnte in dieser prädikativen Wortstellung gerade aus deutschem Mund Richtung Judentum sehr mißverständlich sein.
    Da diese Übersetzungsmöglichkeiten auch vor dem Hintergrund kirchengeschichtlicher Enterbungstheologie zu sehen sind:

    Ein Glück war gut,
    ein Glück ist gut
    oder auch
    ein Glück wird gut sein.

    Politisch bis heute ist folgender Zusammenhang

    z.B. eine Last für die Brautschaft Jerusalems ( Jirmejahu. 2,2 ) :

    Während des 2. Tempels trugen Bräute eine „Jerusalem of Gold“ Krone als Teil des Brautschmuckes.
    Dieses ist durch Nedarim 50,1 (Talmud Traktat) Avoth of Rabbi Nathan 6 , Talmud Yerushalmi Shabbat 86,1 und archäologische Funde belegt .

    Nach der Zerstörung des 2.Tempels erließ Kaiser Vespasian eine Reihe von Erlassen gegen jüdische Gesetze.
    Bräuten wurde das Tragen der Krone während der Hochzeitszeremonie verboten.

    Es steht zu befürchten , dass interessierte Kreise in der fehlerhaften hebräischen Wortstellung „Tov Mazal“ die Vergangenheitsform lesen.

  2. Bezeichnungen wie Deutsche Post AG und Deutsche Post DHL hätten wohl keine Irritation aufkommen lassen. Doch für einen Reporter in Jerusalem fällt der Fehler im Hebräischen wohl
    deutlich stärker auf. Ich für mein Teil denke, es gab für den fehlerhaften Berliner Ersttagsstempel keine qualifizierte Endabnahme.Und wir haben es hier immerhin mit namhaften Mitverantwortlichkeiten zu tun. Wenn ich mich nicht irre sind diese im Kontext der Sondermarke
    das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie und das Bundesfinanzministerium.
    Wieweit der fehlerhafte Berliner Ersttagsstempel
    allerdings genehmigungspflichtig ist weiß ich nicht.

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