Byzantinische Strasse in Jerusalem wiedergefunden

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Dank Infrastrukturarbeiten am Jaffator konnten Archäologen der israelischen Antikenbehörde erstmals beim wichtigsten Tor der Altstadt Jerusalems eine Notgrabung durchführen…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 10. Februar 2010

Erwartungsgemäß stießen sie auf Steinplatten des Straßenbelags einer byzantinischen Straße aus dem vierten Jahrhundert. „Die bekanntesten Byzantologen Israels kamen. Einer machte Freudensprünge und einem anderen kamen die Tränen“, sagte Ofer Sion, der verantwortliche Archäologe. Rund fünfzig Journalisten aus Australien, Israel und dem Rest der Welt waren gekommen, den Fund zu dokumentieren.


Eine Ladanfassade und der Belag der byzantinischen Straße

Jerusalem wird seit rund 160 Jahren wissenschaftlich erforscht, aber noch nie war es möglich, unter die heutige Straße am Eingangstor Jerusalems zu schauen. Sion stand neben einer Abbildung des ältesten Stadtplans von Jerusalem, einem im Original 8 mal 16 Meter großen Mosaik aus dem 6. Jahrhundert in einer Kirche in Madaba nahe dem Berg Nebo in Jordanien. „Der Stadtplan zeigt das christliche Jerusalem“, erklärt Sion, zeigt auf die Grabeskirche, als sie noch eine riesige Basilika war, auf die von Hadrian errichtete, mit Säulen gesäumte Hauptstasse, dem Cardo, und dem Damaskustor, das Araber bis heute „Bab el Amud“ nennen, „Tor der Säule“. Tatsächlich stand dort mal eine Säule, wie auf dem Stadtplan deutlich zu erkennen ist.
Zwischen den Häusern südlich der abgebildeten Grabeskirche ist eine Straße zu sehen. „Und genau die haben wir jetzt 4,50 Meter unter dem heutigen Straßenbelag wiedergefunden“, sagt Sion. In der Tiefe des Loches, neben dem freigelegten Straßenbelag aus rotem Jerusalemer Kalkstein ist eine gut erhaltene Häuserfassade mit einem Türrahmen zu sehen. Offenbar war es mal ein Schmuckladen. Denn die Archäologen fanden kleine Metallkugeln, die einst zum Wiegen von Gold und Silber dienten. Der Laden an der alten Straße sei irgendwann im 12. oder 14. Jahrhundert gebaut worden.

Die Ausgrabung wird demnächst wieder zugeschüttet, um nicht den Weg von Millionen jüdischen, christlichen und muslimischen Pilgern zu ihren jeweiligen heiligen Stätten zu versperren. „Wir haben erneut einen Beweis für die Genauigkeit der Madaba-Karte gefunden“, sagte Sion.


Die Madaba-Karte

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. Da haben wir den Salat! Während auf der Hagalilseite der Kampf gleich an mehreren Stellen tobt, lässt unser Jerusalemer Starkorrespondent vorsorlich Schützengräben ausheben. Dann stellt es fest, dass das Gelände für Kampfhandlungen völlig ungeeignet sei, weil sich so viele Altlasten aus der Vergangenheit im Boden befinden. Flugs lässt er die Gräben wieder zuschütten und seine Idee durch Pilgerfüße zertrampeln.

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