Die rechtsextreme Gewalt wird verharmlost: Fatale Gleichsetzung

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Schon wieder Mügeln: In der sächsischen Kleinstadt, in der vor gut zwei Jahren rechtsmotivierte Täter indische Mitbürger jagten, rechnet der Verein „Vive le Courage“ täglich mit rechtsextremen Übergriffen. Seine Mitglieder kommen nur hinter verbarrikadierten Türen zusammen. Doch bis heute mag Mügelns FDP-Bürgermeister Gotthard Deuse nicht von einer rechten Szene vor Ort reden. Als „Problem“ macht er vielmehr all jene aus, die in der Stadt nicht über den Rechtsextremismus schweigen, sondern sich dagegen engagieren wollen…

Von Andreas Speit, taz v. 21.12.2009

Die Situation in Mügeln ist nicht einmalig. Die Bedrohung, die von rechtsextremen Kreisen ausgeht, zeigt auch exemplarisch den Unterschied zwischen linker und rechter Gewalt. In mancher Hinsicht, vom Dogmatismus bis zur konkreten Aktion, mag es Parallelen geben, doch darüber wird in der linken Szene ständig diskutiert. Die „Gewaltfrage“ ist da weder neu noch tabu.

Neu ist hingegen die Vehemenz, mit der neuerdings versucht wird, die objektiven Differenzen zu nivellieren. Wenn die neue CDU-Familienministerin Kristina Köhler etwa auf den Anstieg linksextremer Straftaten verweist und fordert, gegen jeglichen Extremismus gleich stark vorzugehen, hat das mit der Bedrohung, die davon für andere Menschen ausgeht, wenig zu tun. Vielmehr wird rechte Gewalt damit verharmlost.

Von den über 20.000 rechtsextrem motivierten Straftaten, die im Jahr 2009 gezählt wurden, ging eine „besondere Gefahr für Leib und Leben“ der Opfer aus, betont etwa der Chef des Bundeskriminalamtes, Jörg Ziercke. Zum rechten Weltbild der „Herrenmenschen“ gehört Gewalt gegen andere Menschen schlicht dazu. Linke Gewalt dagegen ist selten lebensbedrohend und trat 2009 vermehrt im Zusammenhang mit Demonstrationen auf – auch gegen rechts.

Abdruck mit freundlicher Genehmigung der taz – die tageszeitung
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6 Kommentare

  1. Servy Volker Scheunert,
    na sicher können die Rassisten sein. Ich ertappe mich ja  selber auch mal dabei, dass ich auf Grund meiner Religion und familiärer Bindung automatisch zu den Israelis halte, was ja auch eine Art Rassismus ist. Also leicht ist das nicht.
    Aber mich stört diese Gleichsetzung mit Links und Rechts. Der wesentliche Unterschied zwischen Links und Rechts ist weder ob man National eingestellt ist, noch ob man Rassistisch ist.
    Unter den Linken gibt es auch sehr viele Rassisten, auch unter den Grünen. Bei denen ist oft das Problem, dass sie so überzeugt von sich sind, keine zu sein, dass sie es nicht wahrhaben wollen. Beispiele dafür gibt es genug.
    Unter den Linken gibt es viele Antisemiten, die es einfach als Antizionismus bezeichnen. Das hat sogar schon der Gysi angesprochen.

  2. Ich kann verstehen, dass das Roem. Reich nicht mehr existiert,
    es erleichtert geradezu, dass diese Unrechtsmaschine keinen Bestand hatte.
    Trotzdem gibt es noch andere Staaten auf demselben Territorium.
    Israel kann oder muss auch existieren koennen.
    Ob das nun als Teil eines grossarabischen Kontinents oder als autonomer
    Bestandteil eines anderen Wirtschaftssystems,
    ist fast egal?
    Jede Regierung strebt ein Leben in Frieden an.
    Nur die wenigsten schaffen es.
    Meisst ist das kein eigener Verdienst.
     

  3. Lieber Max Milbers,

    und Du meinst tatsächlich, Israelfreunde könnten unter keinen Umständen Rassisten sein?

  4. Das ist nicht richtig, das Rechte per se ein rassistisches Weltbild haben. Das Rechts und Links schema ist in Deutschland eh total verschoben.
    Meines Wissens stehen die Rechten in den USA z.B. mehr hinter Israel als die Linken in den USA.
    Ich war mal so ein grüner Linker, inzwischen empfinde ich den Antizionismus der Linken als Antisemitismus und habe noch nie soviel Israelfreunde gefunden, wie unter den deutschen Rechten. Übrigens deutsche Rechte mit Nazis gleichzusetzen ist nach einem Urteil der schweizer Menschrechtskommission Rassistisch (googelt es, wenn ihr es nicht glaubt). Denn die Nazis, das waren Sozialisten, also keine klassischen Rechten nach der ursprünglichen Definition des französischen Parlamentes.
    Ps:
    Der neue Faschismus wird nicht sagen: „Ich bin der Faschismus“.
    Der neue Faschismus wird sagen: „Ich bin der Antifaschismus“.
    (Ignazio Silone, Italienischer Kommunist)

  5. Ich weiss nicht, inwieweit es hilfreich ist, Leute grundsaetzlich in rechte oder linke Feindbilder einzuteilen, wie es hier am Beispiel der Politiker in einer spezifischen Stadt, die ich nicht kenne, aufgezaehlt wird.

    Natuerlich kann man trainieren, in Gewaltsituationen zu deeskalieren,
    dh gegen die Gewaltanwendung zu reden, aufzutreten, bessere Mittel
    zur Verstaendigung zu suchen.

    Wer nur Gewalt kennt, braucht eine Therapie, um sich selbst besser zu behandeln und eine andere Zielsetzung im Leben zu finden.

    Fast jeder Mensch wuenscht sich, alle Hebel der Macht zu besitzen,
    um alle Ungerechtigkeit, alle Unterdrueckung zu beseitigen.
    Wie schaffen wir das gemeinsam?

  6. Der entscheidende unterschied ist, dass rechte ein rassistisches Weltbild haben, in dem menschen grundlegend eingeteilt und diffferenziert werden. Es gibt lebenswertes und lebensunwertes Leben, das vernichtet werden muss, Herren- und untermenschen.  Kein vergleich mit dem anzünden von Luxuswagen!

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