„Niemand wird so schnell den Bart abrasieren“

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Der stellvertretende israelische Außenminister Dany Ayalon fliegt am Mittwoch Abend nach Rom, um Steuerverhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel fortzuführen. Angeblich habe Israel beschlossen, katholischen Einrichtungen im Heiligen Land eine teilweise Steuerfreiheit einzuräumen, berichtete die Zeitung Jedijot Achronot…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 9. Dezember 2009

Unter Berufung auf ein Dekret des osmanischen Sultans vor zweihundert Jahren fordert der Vatikan eine Befreiung von Steuern für seine Mitarbeiter und Einrichtungen der Kirche. „Heilige Stätten“, sind von Steuern befreit, sagte Israels Vatikan-Botschafter Motti Lewy im israelischen Rundfunk, aber Schulen, Hospitäler und Pilgerhospize sind keine Heiligen Stätten und sollten entsprechend israelischen Gesetzen steuerlich belangt werden. Der Vatikan habe nach Angaben des Botschafters vor der neuen Verhandlungsrunde „freundlich“ auch die Rückgabe des Abendmahlssaals auf dem Jerusalemer Zionsberg gefordert.

„Das ist eine Geschichte mit einem langen Bart“, sagte Lewy. Die Lateiner verloren den Saal schon durch Sultan Osman I im Jahr 1524. Seit 1948 befindet sich der Saal, ein Stockwerk über dem traditionellen Grab des Königs David, in der Hand des Staates Israel. Zwar garantiere Israel freien Zugang zu Heiligen Stätten, denke aber nicht daran, diesen ebenso von Moslems beanspruchten Saal mitsamt einem muslimischen Grab und einer nach Mekka ausgerichteten Gebetsnische abzugeben. „So schnell wird sich da keiner den Bart abrasieren“, sagte Lewy und meinte sowohl die Forderung des Vatikans wie Israels Weigerung. Gleichwohl werde dieser Streitpunkt die Beziehungen zwischen Israel und dem Heiligen Stuhl nicht trüben.

Dany Ayalon sagte, dass eine Lösung für „großen Kirchenbesitz“ gefunden werden müsse, aber entsprechend der israelischen Gesetze. Denn die Grundstücke und Gebäude im Kirchenbesitz stünden unter israelischer Souveränität. Bei den Gesprächen im Vatikan werde es auch um Tourismus, Antisemitismusbekämpfung, dem Nahostkonflikt und selbstverständlich um die Bedrohung aus Iran gehen, ein Thema „das heute bei jedem politischen Gespräch auf die Tagesordnung gesetzt wird“.

In der Vergangenheit äußerten israelische Beamte Bedenken gegen eine allgemeine Steuerbefreiung für kirchliche Einrichtung der Katholiken in Israel. Anders als die katholische Kirche, die dank dem Heiligen Stuhl diplomatische Beziehungen mit Israel pflegt und so auf staatlicher Ebene verhandeln kann, stehe dieser Weg anderen alteingesessenen Kirchen wie der Orthodoxen, der Armenier oder gar der Protestanten nicht offen. Und falls christlichen Einrichtungen Steuerfreiheit eingeräumt würde, könnten jüdische Einrichtungen gleiches fordern. „Dann würden sich die meisten Israelis als Synagogen-Mitarbeiter anmelden und ebenso Steuerfreiheit einfordern“, sagte ein israelischer Beamter.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

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  1. „Der stellvertretende israelische Außenminister Dany Ayalon fliegt am Mittwoch Abend nach Rom, um Steuerverhandlungen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Staat Israel fortzuführen. Angeblich habe Israel beschlossen, katholischen Einrichtungen im Heiligen Land eine teilweise Steuerfreiheit einzuräumen…“

    Wurde das Schofar geblasen?

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