Israelische Filme beim 26. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest

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Das 26. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofestes findet vom 10. bis 15. November 2009 statt. In der Reihe der Hochschulportraits präsentiert sich in diesem Jahr die Sam Spiegel Film and Television School, Jerusalem. Anlässlich des 20jährigen Jubiläums der Hochschule zeigt das Programm fünf preisgekrönte Kurz- und Dokumentarfilm-Produktionen, die in den vergangenen Jahren an der Hochschule entstanden sind. Das Programm wird von der Lehrbeauftragten für Schnitttechnik Liora Katziri, selbst Cutterin diverser israelischer Dokumentar- und Spielfilme, u. a. „The Man and the Legend“, „Mutiny in Kingdom“ und „Homeless“, und (ehemaligen) Student/innen vorgestellt. Darüber hinaus sind weitere Filme aus Israel im Programm vertreten…

„Tolya,“ Regie: Rodeon Brodsky, Israel 2006, 9 min., Russisch, engl.UT
Am Internationalen Frauentag rufen alle seine Gastarbeiter-Kollegen ihre Frauen in der Ferne an. Nur Tolya bleibt sprachlos, als er mit seiner Frau Natascha telefoniert. Sein zahnloser Mund bringt lediglich ein pfeifendes Nuscheln hervor. Tolya ist bereit, auf das Sprechen zu verzichten, nicht aber auf seine romantische Botschaft.
„Diploma,“ Regie: Yaelle Kayem, Israel 2009, 20 min., Arabisch, engl.UT
Der 15-jährige Samer besteht trotz Ausgangssperre darauf, seine ältere Schwester Ayat zur palästinensischen Universität zu bringen, damit sie dort ihre lang ersehnte Diplomurkunde in Empfang nehmen kann. Auf den Stadtdächern oder in den kleinen Gassen müssen sie stets vorsichtig sein, nicht entdeckt zu werden.

„The Unkosher Truth,“ Regie: Chana Zalis, Israel 2006, 35 min., Hebräisch, Englisch, Deutsch, engl.UT
„Mein Vater ist ein Rabbi, ein Geistlicher und General in der US-Armee. Mein Freund ist ein deutscher Christ. Seit Jahren hab ich Angst davor, meinem Vater von meinem christlichen Freund zu erzählen, verstecke ihn, lüge. Ich nehme all meinen Mut zusammen und begleite ihn nun auf einer seiner Reisen zu Armee-Basecamps in den USA. Vielleicht schaffe ich es hier, auf fremdem Boden, ihm die Wahrheit zu sagen und mich von dieser Lüge zu befreien.“ (Chana Zalis)

„The Red Toy,“ Regie: Dani Rosenberg, Israel 2004, 12 min., keine Dialoge
Mohamad, ein palästinensischer Junge, findet in der Altstadt von Jerusalem ein rotes Spielzeugradio und nimmt es mit sich. Doch das Radio bleibt nicht allein in seinen Händen, sondern wandert durch die Straßen der Stadt, von einer Person zur nächsten, von Machthabern zu Bürgern, von Fremden zu Einwohnern. Dabei haben die Überwachungskameras stets alles im Blick.
„My Sister Riki,“ Regie: Moran Ifergan, Israel 2009, 30 min., Hebräisch, engl.UT (Europapremiere)
Die 40-jährige Riki, Schwester der Filmemacherin, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Sie lebt ein bedrückendes Leben in Be’er-Sheva mit ihrem Mann, der die meiste Zeit des Tages arbeitet und in der restlichen schläft. Der Film begleitet Riki während der zwei Monate vor der Bar-Mitzva-Zeremonie ihres Sohnes. Alles wird auf diesen Tag vorbereitet, der perfekt sein soll und an dem sie als Mutter für eine Nacht im Mittelpunkt stehen wird.

„Friedrichshain,“ Regie: Hilla Lavie, Israel 2009, 15 min., Deutsch, engl.UT, Bali Kino
Anhand persönlicher Erzählungen reflektiert Hilla Lavies Film die Geschichte des heute hippen, ehemaligen Berliner Arbeiterviertels Friedrichshain, in welchem sich die Tragödien und Konflikte des 20. Jahrhunderts spiegeln – von der Reichspogromnacht 1938 über den Mauerbau und die DDR-Punkbewegung der 1980er Jahre bis zur Räumung alternativer Hausprojekte 2008.

„The Beetle,“ Regie: Yishai Orian, Israel 2008, 70 min., Hebräisch, Arabisch, engl.UT, Gloria Kino
Yishai Orian, der Regisseur dieses Films und Besitzer eines alten Volkswagen-Käfers, wird gerade Vater. Sein Automechaniker bezweifelt, dass der Wagen noch lange durchhält, und auch seine schwangere Frau hält ihn für völlig ungeeignet für das Baby. Insbesondere nachdem Yishai die Vorbesitzer des Wagens ausfindig gemacht und deren Geschichten gehört hat, ist für ihn klar: Er will seinen geliebten „Beetle“ behalten. So macht er sich auf die Suche nach einer Reparaturwerkstatt, die er letztlich (wenige Tage vor dem Entbindungstermin) in Jordanien findet…

„Naked Men,“ Regie: Ora Ruven, Israel 2008, 8,10 min., Hebräisch, engl.UT (Europapremiere), Bali Kino
„Auf meine Webseite lud ich meine Naked Men-Gemälde hoch, mit der Folge, dass mich eine Horde fremder Männer fragte, ob ich sie auch malen würde – nackt, versteht sich. Nicht um als männliches Aktmodel bezahlt zu werden oder um das fertige Gemälde zu besitzen, lediglich die Erfahrung, in meiner Anwesenheit nackt zu sein, war die Begründung der Männer. Ich nahm all diese Sitzungen auf Video auf. Das vorliegende Video zeigt die Beziehung zwischen mir, einer Künstlerin, und zwei männlichen Aktmodellen.“ (Ora Ruven)

„Mary Koszmary,“ Regie: Yael Bartana, Israel, Niederlande 2007, 10,50 min., Polnisch, Englisch, engl.UT, Bali Kino
Am hellichten Tag hält Slawomir Sierakowski, ein junger polnischer Radikallinker, eine Rede im Stadion von Warschau. Während der Polnischen Republik (1921-1939) war es eines der beliebtesten Orte für politische Kundgebungen und Straßenfeste. Die Rede reflektiert die Ästhetik nationalistischer Propagandafilme, doch ihr Inhalt steht nicht nur im Gegensatz zum Stil, sondern auch zu Allem, auf dem dieser Stil basiert. Der Redner hadert mit der Form und offenbart dadurch, wie stark wir noch stets durch nationalistische Gepflogenheiten beschränkt sind. Er spricht in einem fast leeren Stadion, in dem nur wenige junge Leute zuhören. Sierakowski beschreibt die kulturellen sowie die linguistischen Folgen des erzwungenen Weggangs der Juden nach Israel nach dem Krieg und ruft sie zur Rückkehr auf. Durch Zitate des alten Stils nationalistischer Propagandafilme unterstreicht Bartana die Gemeinsamkeiten zwischen dem Ideologischen und dem Visuellen des Films.

Defamation (Yoav Shamir), Regie: Yoav Shamir, Israel, Österreich, USA, Dänemark 2009, 93,00 min., Englisch, Deutsch, Hebräisch, Russisch, Polnisch, dt.UT, Filmladen
Was bedeutet Antisemitismus heute, zwei Generationen nach dem Holocaust? Für seine kontinuierliche Erforschung des modernen Lebens der Israelis bereist Regisseur Yoav Shamir die Welt, sucht nach den modernsten Erscheinungsformen des „ältesten Hasses“ und findet einige alarmierende Antworten auf diese Frage. Im Zuge seiner Suche folgt er amerikanisch-jüdischen Oberhäuptern in europäische Hauptstädte bei ihrer Mission, die Regierungen vor der wachsenden Gefahr des Antisemitismus zu warnen, und heftet sich an die Fersen einer israelischen Schulklasse bei ihrer Gedenkfahrt nach Auschwitz.
Neben dem dokumentarischen Langfilm und dem experimentellen Kurzfilm werden die Filmprogramme durch die Medienkunst-Ausstellung „Monitoring,“ die „DokfestLounge“ und die Fachtagung „interfiction“ ergänzt.

26. Kasseler Dokumentarfilm- und Videofest vom 10. bis 15. November 2009

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