Städtepartnerschaft: Dachau und Rosch ha’Ajin

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Die Stadt Dachau bei München strebt eine Städtepartnerschaft mit einer israelischen Kleinstadt nahe Tel Aviv an: Rosch Ha´Ain. Die Assoziation des Namens Dachau mit dem ersten von den Nazis errichteten Konzentrationslager, in dem rund 60.000 ermordet worden sind, hat bei Holocaustüberlebenden in Israel Empörung ausgelöst…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 7. Oktober 2009

Am Dienstag hatte Dachaus Oberbürgermeister Peter Bürgel im Kulturausschuss des Stadtrats angekündigt, dass als Vorstufe zu einer Städtepartnerschaft eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet werde. Darin sollten eine Zusammenarbeit in den „Bereichen Schule, Kultur und Wirtschaft“ festgelegt werden.

Mosche Sinai, Bürgermeister der überwiegend von jemenitischen Juden bewohnten Stadt Rosch Ha´ain (Kopf der Quelle) sagte: „Im ersten Augenblick, wenn man den Namen Dachau hört, erweckt das negative Assoziationen.“ Dennoch wollte der hohe Offizier der israelischen Armee und frühere Angehörige des israelischen Außenministeriums den Wunsch des „israel-freundlichen“ Bürgermeisters von Dachau nicht zurückweisen. Im heutigen Dachau leben junge Deutsche „wie in Berlin, München, Hamburg oder Frankfurt“. Sinai erzählt, die Stadt Dachau besucht zu haben und von Oberbürgermeister Bürgel durch die heutige Gedenkstätte geführt worden zu sein.

Die Partnerschaft beider Städte solle den Jugendaustausch fördern. „Wir sollten in die Zukunft schauen und das Gedenken an die Vergangenheit gemeinsam bewahren. Ich habe beschlossen, dass man eine solche ausgestreckte Hand nicht einfach ausschlagen kann“, erklärte Sinai.

Noach Kliger, Vorsitzender der Vereinigung der Holocaustüberlebenden und bekannter Journalist, bezichtigt den israelischen Bürgermeister in einem Kommentar in der Zeitung Jedijot Achronot eines „unintelligenten“ Schrittes. Ihm mangele es an jeglicher Sensibilität im Umgang mit dem Holocaust, meinte Kliger. Ähnlich äußerte sich auch Mosche Sanbar, 84, der frühere Vorsitzende der Bank Leumi und selber ein Überlebender des KZ Dachau. „Ich bin erschüttert. Was wissen die schon in Rosch Ha´ain, was Dachau war.“

In das KZ Dachau, nur 20 Kilometer von München entfernt, seien 200.000 Häftlinge aus 30 Ländern zwischen 1933 und 1945 gebracht worden, ein Drittel davon Juden. Dachau habe als Modell für hunderte Konzentrationslager gedient, die später von den Nazis errichtet worden sind. Es war auch eine Ausbildungsstätte für SS-Leute. Aus unerklärlichen Gründen ist eine 1942 in Dachau errichtete Gaskammer nie in Betrieb genommen worden.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

2 Kommentare

  1. das es schwer ist bei überlebenden dort ein verständniss für zu bekommen ist verständlich.nur das es junge menschen sind die in beiden städten aufeinanderzugehen möchten sodarf man diesen weg nicht mit barrieren zubauen.es ist ja nicht so das diese jungen menschen nicht wüssten was das KZ Dachau war und was es für alle heute bedeutet.gerade deshalb sollte gegen das vergessen eine solche freundschaft enstehen.man soll die überlebende verstehen und auch die heutige generation.diese dadurch büssen lassen ist das was zu unverständniss bei der heutigen generation führen kann.

  2. Staatenübergreifende Städtepartnerschaften sind ein hervorragendes Mittel, über die daraus entspringenden, von beiden Seiten gerne eingegangenen Verpflichtungen Leute  unterschiedlicher Länder einander näher zu bringen, besonders Jugendliche.
    Dachau unterhält solche Beziehungen zu einer österreichischen und einer italienischen Stadt und außerdem „Kulturpartnerschaften“ zu niederländischen und belgischen „Künstlerkolonien“.  Es steht anzunehmen, dass kaum aus der österreichischen, aber vermutlich aus der italienischen Stadt  und  mit hoher Wahrscheinlichkeit aus den Städten,  in denen die Künstlerkolonien liegen, Menschen in das Konzentrationslager Dachau verschleppt und dort z.T. durch Erschießung,  Menschenversuche – z.T. mit Giftgas -, auf Grund der Mangelernährung, Quälerei und durch Seuchenepidemien umkamen.
    Trotzdem gibt es die genannten Partnerschaften, oder ist das doch gar kein Hindernis? Denn die Orte, an denen KZs lagen,  waren nur selten mit ihnen identisch, d.h. „in Sichtweite“.  Auschwitz beispielsweise hatte sehr wenig mit der namensgebenden polnischen Stadt Oswiecim zu tun. Niemand spricht vom „KZ Weimar“ (anstatt Buchenwald), obwohl das sehr naheliegend wäre.
    Im Prinzip könnte demnach das KZ Dachau auch KZ München heißen. Von den nördlichen Ausläufern dieser Stadt ist es nur wenige Kilometer entfernt. München scheint sich als drittgrößte Stadt Deutschlands noch nicht um eine Partnerschaft mit einer israelischen Stadt bemüht zu haben.
    Schlussfolgerung?

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