Keine Versöhnung mit der Schweinegrippe

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Nachdem in Israel schon 28 Menschen an der Schweinegrippe gestorben sind, gehen die Behörden am höchsten jüdischen Feier- und Fastentag, dem Jom Kippur (Versöhnungstag), kein Risiko ein. „Die Synagogen sollten gut gelüftet werden. Die Gläubigen sind aufgefordert, Torarollen und andere Geräte nicht mit den Lippen zu berühren“, warnte der Rundfunk in seiner vorletzten Nachrichtensendung, ehe Radio und TV für 25 Stunden abgeschaltet wurden. Während der Straßenverkehr völlig zum Erliegen kommt, weder Busse noch Eisenbahnen fahren, wurde auch Israels Luftraum gesperrt. Von Sonntag Mittag bis Montag Abend gibt es keine Starts oder Landungen auf den Flughäfen Israels…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 27. September 2009

Weil an diesem Tag in Israel alles abgeschaltet und gesperrt ist, werden die meisten Israelis das deutsche Wahlergebnis erst am Montag Abend gegen 19 Uhr erfahren, sowie Rundfunk und Fernsehen wieder senden.

Während man sich vor einigen Tagen noch ein „Gutes Neues Jahr“ wünschte, wegen des jüdischen Neujahrsfestes, wünscht man sich jetzt gegenseitig eine „gute Eintragung“. Gläubige Juden, aber auch viele nicht-fromme Juden, strömen traditionell an diesem Tag in die Synagogen. Da beten sie für eine „gute Eintragung“ Gottes in das „Buch des Lebens“.

Um das Fasten zu verkürzen, wurde in der Nacht zum Sonntag in Israel, ein Monat vor allen anderen Ländern der Welt, die Winterzeit eingeführt. So „verkürzt“ sich das Fasten um eine Stunde, da die Sonne schon gegen 17:00 Uhr untergeht. Für Juden endet und beginnt ein Tag bei Sonnenuntergang.

Wie üblich wurden die besetzten Gebieten abgesperrt, zumal es nur Ambulanzen und Polizeiwagen erlaubt ist, sich in Notfällen auf den Straßen zu bewegen. Selbst Autobahnen verwandeln sich an diesem Tag in ein freies Tummelfeld für Fahrrad fahrende Kinder. In den arabischen Städten im Norden Israels steht ein großes Polizeiaufgebot bereit, um Provokationen zu unterbinden. Im vergangenen Jahr kam es zu schweren Ausschreitungen in Akko, nachdem ein Araber mit seinem Auto und angeblich mit lauter Musik durch ein jüdisches Viertel gefahren ist.

Seit 1973 steht der Fastentag auch im Schatten des Jom Kippur Krieges, der über 2600 Israelis das Leben gekostet hatte, nachdem Ägypten und Syrien an dem Tag eine Überraschungsangriff gestartet hatten.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com