Israelische Ausstellung verunglimpft Heilige Maria

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Der Papst wird außer sich sein, sowie man ihm die israelische Boulevardzeitung Jedijot Achronot vom Donnerstag bringt. Er muss nicht einmal Hebräisch verstehen, um die entstellten klassischen Abbildungen der Heiligen Jungfrau mit dem Jesuskind auf dem Schoß für eine schlimme Blasphemie zu halten. Zwei in Leningrad ausgebildete und nach Israel ausgewanderte Künstlerinnen hatten sich mit palästinensischen Selbstmordattentäterinnen befasst, die sich in den letzten Jahren in Israel vor Einkaufszentren, auf dem Gemüsemarkt und in Restaurants in die Luft gesprengt haben. „Von Teilen der palästinensischen Gesellschaft werden diese Mörderinnen wie Madonnen verehrt“, rechtfertigt Lilia Chak ihre Installation im Tel Aviver Beth Sokolov, dem Sitz der israelischen Journalistenvereinigung…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 3. September 2009

Gezeigt werden sieben goldgerahmte Madonnenbilder, allerdings mit dem Gesicht von Wafa Idris und anderen Mörderinnen, die Dutzende Menschen getötet haben, als sie ihre Sprenggürtel zündeten. Neben den Ölgemälden werden auch sieben Videofilme gezeigt, aus denen zu erfahren ist, dass manche dieser Attentäterinnen unverheiratet geschwängert worden waren und sich gesprengt hatten, weil sie ohnehin von der palästinensischen Gesellschaft ausgestoßen waren. Sie rehabilitierten ihren Ruf, indem sie in Jerusalem oder Haifa zahlreiche Juden umbrachten. Nach ihrer Mordtat gab es in den Palästinensergebieten vielerorts Siegesfeiern, bei denen Plakate mit den Gesichtern der „Märtyrerinnen“ überlebensgroß an Siegestoren aufgehängt wurden.

madonnen

„Mir bleibt die Spucke weg, vor lauter Wut. Warum wird jenen gehuldigt, die Terroranschläge verübt haben und unsere Eltern ermordet haben? Schämen die sich denn gar nicht?“ empört sich Lior Chuschi, der auf dem Machaneh Jehuda Gemüsemarkt am 12. April 2002 seine Mutter Suheila bei einem Selbstmordanschlag verloren hat. Die 20 jährige Attentäterin kam aus Bethlehem und war von einem Fatah-Mann schwanger gemacht worden. „Wie kann man eine Terroristin als Madonna mit einem Kind auf dem Schoß darstellen“ meint „angeekelt“ Almog. Bei dem Anschlag einer Rechtsanwältin aus Dschenin, im Auftrag der Dschihad Islami Organisation, im Maxim-Restaurant in Haifa wurden Almog und ihre damals 4 Jahre alte Tochter verletzt. Ihr zehnjähriger Sohn Maor verlor das Augenlicht. Im Maxim-Restaurant wurden am 4. Oktober 2003 insgesamt 21 Menschen getötet und 51 zum Teil schwer verletzt, darunter viele Frauen und Kinder. Familien hatten sich damals in dem arabisch-jüdischen Restaurant zum Mittagessen eingefunden, als sich die 29 Jahre alte Hanadi Jaradat sprengte, nachdem sie dem arabischen Kellner die Rechnung für ihr Essen gezahlt hatte. Nach Angaben israelischer Forscher war die besonders gut aussehende Jaradat mit einem Cousin verlobt, der bei einem früheren Anschlag auf Israelis ums Leben gekommen war. Gemäß den Regeln in der konservativen palästinensischen Gesellschaft hatte sie keine Chance, sich erneut zu verloben und zu heiraten.

Auch israelische Politiker empörten sich und forderten noch vor der Ausstellungseröffnung, die Bilder wieder abzuhängen. Ein Likudabgeordneter hält die Bilder für eine „Ohrfeige ins Gesicht zahlreicher Israelis, die vom Terror der Selbstmordattentäterinnen getroffen wurden“. Ein Kadima-Abgeordneter, Jochanan Plesser, redete von „Grenzen der Meinungsfreiheit im Namen der Kunst.“ Der Politiker hält die Ausstellung für eine „PR-Aktion und Reproduktion der billigen Provokation einer schwedischen Zeitung.“ Damit spielt er auf einen Artikel in der schwedischen Zeitung Aftonbladet vor drei Wochen an, in dem ohne jegliche Beweise behauptet wurde, dass israelische Soldaten Palästinenser töteten, um deren Organe für Transplantationen zu entnehmen. Israelische Minister und der Premierminister forderten von Schweden eine förmliche Verurteilung dieser „lügenhaften und antisemitischen Verunglimpfung Israels“. Es kam zu einer schweren, bis heute nicht gelösten diplomatischen Krise zwischen dem Staat Israel und der EU-Ratsvorsitzenden, Schweden, weil sich der schwedische Außenminister Carl Bildt auf die Pressefreiheit berief. Eine Verurteilung des Zeitungsartikels käme einem Verstoß gegen die Verfassung gleich.

Der Leiter von Beth Sokolov, Jossi Bar Mocha, wies Forderungen zurück, die umstrittene Ausstellung abzusagen, noch ehe sie eröffnet wurde: „Das Haus der Journalistenvereinigung ist ein Hort der freien Meinungsäußerung.“ Zudem würden die üblen Verbrechen der Terroristinnen auf Erklärtafeln ausdrücklich erwähnt.

Die Künstlerinnen erklärten auf ihrer Internetseite, dass die Liebe einst ein Synonym für Frau und Mutter war und jetzt zu einem Symbol des Hasses geworden sei. Sie hätten Erde von den Orten der Verbrechens eingesammelt und zu sieben weiteren Kunstwerken sowie Videofilmen verarbeitet, weil im Hebräischen die Worte Mensch, Erde und Blut aus der gleichen Wurzel stammten. Sie schreiben von der „Kunst des Ferrors“, wobei das „F“ für feminin steht. Die Ausstellung haben sie unter das Motto „Frau, Mutter, Mörderin“ gestellt.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

5 Kommentare

  1. So verkehrt ist diese Kunst nicht, wenn man bedenkt, wieviele Menschen im Namen eben dieser Gottesmutter Maria getötet, gefoltert und vergewaltigt wurden. Täter waren Inquisition, Gotteskrieger aller Arten, geholfen haben Dummheit und Aberglaube.
    Die dargestellten jungen Frauen aus Palästina sehe ich eher als Opfer denn als Mörderinnen. Die Täter sind diese schrecklichen Gotteskrieger; ob sie sich als Inquisitoren, Opus Dei, Hamas, Hisbollah oder sonst was verstehen, ist eigentlich egal. Opfer waren und sind oft Juden, Frauen, aber auch Lehrer, Händler, Wissenschaftler.
    Ich hätte die Ausstellung besucht, sogar wenn eines meiner Kinder unter den Opfern gewesen wäre. Oder sogar: gerade deswegen.
    Und wenn der Papst etwas piquiert gewesen wäre, es hätte mich nicht gestört.

  2. Der Papst wird außer sich sein??????
    Ich frage mich und euch, was wird ER dazu sagen, „wenn“ es ihn betrifft? Ihr wißt schon, daß man für alles verantwortlich ist, was man hier( auf dieser Welt) verzapft?
    Schöne Grüße
    J.H.

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