Umfrage: Mehrheit im Gazastreifen ist für Freilassung von Shalit

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Umfrage im Gazastreifen, in Ägypten, in Jordanien und in der West Bank: Hamas verliert drastisch an Unterstützung; Hamas würde heute die Wahlen verlieren…

In den palästinensischen Autonomiegebieten ist das Ansehen der Hamas dramatisch gesunken. Das zeigt eine umfassende Umfrage, die arabische Analytiker im Auftrag der Forschungsgesellschaft „Greenberg Research“ in arabischer Sprache durchgeführt haben. Die Umfrage wurde vom „Israel Project“ finanziert, einer gemeinnützigen Organisation, die sich für die Förderung von Frieden und Sicherheit im Nahen Osten einsetzt.

(PowerPoint)

Wenn heute in den palästinensischen Autonomiegebieten Wahlen wären, würde die gemäßigte Fatah den Umfrageergebnissen auf 39 Prozentpunkte kommen, zehn Prozent mehr als die radikalislamische Hamas, die nur 29 Prozentpunkte erreichen würde. In der West Bank führt die Fatah sogar mit 45 Prozent. Hier kommt die Hamas auf nur 28 Prozent. Im Gazastreifen liegt sie fast punktgleich mit der Fatah (33 zu 30 Prozent). Während die Umfragen im Vorfeld der letzten Wahlen in den palästinensischen Gebieten zu ähnlichen Ergebnissen kamen, gibt es Gründe für die Annahme, dass sich das politische Klima inzwischen sehr verändert hat, und dass die Hamas heute eher als Teil des Problems denn als seine Lösung betrachtet wird.

Die Palästinenser sind mit der von der Hamas geleisteten Arbeit sehr unzufrieden. Dies gilt vor allem für den Gazastreifen, wo 58 Prozent sagen, dass sie unzufrieden mit der Hamas sind, davon sind 43 Prozent sogar „sehr dagegen“. Der Präsident der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmoud Abbas, genießt größeres Vertrauen als die Hamas. Dies gilt nicht allein für die West Bank (71 zu 37 Prozent) sondern auch für den Gazastreifen (48 zu 38 Prozent).

„Es gibt gute Gründe dafür, warum Präsident Abbas zu vorgezogenen Wahlen aufruft. Die Palästinenser wenden sich intensiv von der Hamas ab. Wenn es heute Wahlen gäbe, so würde die Hamas verlieren. Dies würde eine monumentale Verschiebung innerhalb des politischen Spektrums der Palästinenser widerspiegeln,” sagte Dr. Stanley Greenberg, US-amerikanischer Meinungsforscher und Hausdemoskop der Demokratischen Partei.

Der Stimmenverlust der Hamas wurde durch die Krise im Gazastreifen beschleunigt, die von den Palästinensern als Katastrophe empfunden wird. Araber, die zur Krise im Gazastreifen befragt wurden, erklären die Hamas für mitverantwortlich. Auf die Frage, wer eine größere Schuld an der gegenwärtigen Krise im Gazastreifen trägt – Israel, die Hamas oder beide – antwortete die Hälfte der Öffentlichkeit in den palästinensischen Gebieten (einschließlich des Gazastreifens) mit „beide oder die Hamas“.

Ein wesentlicher Grund für die geschwächte Position der Hamas ist die Reaktion der Bewegung auf den Rückzug Israels aus dem Gazastreifen 2005. Die Mehrheit der Palästinenser im Gazastreifen (51 Prozent) und in der West Bank (57 Prozent) ist dafür, dass der Beschuss Israels mit Raketen eingestellt wird.

Ein wichtiger Hinweis auf die Diskrepanz zwischen der palästinensischen Öffentlichkeit und der Hamas ist zudem die Tatsache, dass zwei Drittel der Menschen im Gazastreifen der Ansicht sind, dass die Freilassung des israelischen Soldaten Gilad Shalit durch die Hamas von Bedeutung ist. Jennifer Laszlo Mizrahi, Gründerin und Präsidentin des „Israel Project“, sagt dazu: „Es ist großartig zu sehen, dass sich die Mehrheit der Araber im Gazastreifen für die Freilassung von Gilad Shalit ausspricht. Ich hoffe, dass er bald nach Hause kommen kann.”

Greenberg führte am 7. Mai 2009 Tests mit zwei Fokusgruppen in der Stadt Ramallah in der West Bank durch. Vom 7. Juli bis 4. August 2009 führte Greenberg eine Umfrage in der West Bank (286 Befragte mit einem Fehlerquote von +/- 5.79 Prozent) und im Gazastreifen (259 Befragte mit einem Fehlersquote von +/- 6.09 Prozent) durch, die auf nationaler Ebene repräsentativ ist. Die Umfrage wurde in persönlichen Interviews auf Arabisch durchgeführt, als Teil des neuen arabischen Medienprogramm von The Israel Project (TIP). Es geht dabei darum, herauszufinden, was die unmittelbaren Nachbarn von Israel wirklich denken und wollen – und wie man sie dazu ermutigen kann, einen nachhaltigen Frieden mit Israel zu unterstützen.

Gegenwärtig berichten die arabischen Medien wenig über Israels Friedensbemühungen, über die große Zahl an Koexistenzprogrammen von Juden und Arabern, die Frieden wollen, oder über die Rechte der israelischen Araber. Als Reaktion wendet sich TIP an 5.000 arabische Medien, um ihnen den Zugriff auf Tatsachen, Quellen und Informationen zu ermöglichen, damit sie umfassender über Israel und den Nahen Osten berichten können. Bisher nutzen rund 2.000 arabische Reporter in Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien und in Jerusalem den Service, den TIP auf Arabisch zur Verfügung stellt.

1 Kommentar

  1. Bleibt zu hoffen, dass die arabischen Journalisten und Medien diese Chance auf eine bessere Berichterstattung nutzen. Dies würde die Chancen erhöhen, dass sich geeignete Kräfte unter den Palästinensern konstituieren und gemeinsam die Hamas – aber auch die anderen Hetz- und Brandstifter-Gruppen – endlich ins Meer scheuchen.

    Ohne die Fanatiker und Terroristen besteht berechtigte Hoffnung auf Frieden – in zwei Staaten.  Die friedliche Koexistenz dieser zwei Staaten, und die garantiert sich sehr schnell vollziehende Verbesserung der Lebensverhältnisse im Gazastreifen als auch im gesamten Palästinnser-Staat würden sich auch positiv auf die Verhältnisse im Libanon auswirken, und ziemlich sicher auch die Friedensmühungen zwischen Israel und Syrien voranbringen.

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