Der Herr der Filterringe

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Mit 18 Jahren ist der Israeli Zion Badasch eine Berühmtheit. Wem gelingt es schon, Staub zu Gold zu machen und dabei noch Bahnbrechendes für die Umwelt zu tun?…

Von Thorsten Schmitz, Tel Aviv
Süddeutsche Zeitung v. 18. August 2009

Savjon – Für einen Weltverbesserer und künftigen Millionär ist Zion Badasch erstaunlich gelassen. Der 18 Jahre alte Israeli kommt gerade aus der Dusche, sitzt mit nassem Haar und kurzer Hose im Garten seiner Eltern in der wohlhabenden Kleinstadt Savjon und nippt an einer kalten Cola. Er fragt, wie es einem geht, als kenne man sich schon lange. Wenn er redet, schielt er mit einem Auge alle paar Minuten auf sein Handy und checkt die eingehenden Textnachrichten. Es sind viele, denn es ist Freitag, und freitags wird ausgegangen in Israel. Zion hat nur dieses Wochenende, um seine Freunde zu sehen, am Samstag muss er wieder für zwei Wochen zu seiner Einheit. Er absolviert gerade die Grundausbildung in der Armee.

In drei Jahren wird Zion den Militärdienst beenden. Seine Freunde reden schon jetzt davon, dass sie nach Nepal, Indien und Laos wollen, so weit weg von Israel wie möglich, den Militärdienst vergessen und sich im Fernen Osten überlegen, was sie studieren oder wo sie arbeiten möchten. Zions Traum ist keine Hängematte am Strand von Goa. Sein Traum ist eine saubere Welt. Er sagt, für einen Trip nach Indien werde er wohl keine Zeit haben: „Ich muss dann ja meine Firma leiten.“ Solange Zion in der Uniform steckt, tut das sein Onkel, Eli Mor.

Vor ungefähr zwei Jahren, erinnert sich Zion Badasch, lief er durch die Straßen von Tel Aviv und konnte kaum atmen. „Einer dieser alten Busse fuhr an mir vorbei und ich stand in einer schwarzen Abgaswolke“, sagt Zion. Er leidet an Asthma, der schwarze Ruß löste bei ihm einen Hustenanfall aus, und er habe sich gefragt: „Muss das im Jahr 2009 sein?“ Zurück in Savjon, wo Palmen und Orangenbäume die Bürgersteige säumen, setzte er sich an seinen Computer und begann eine Internetrecherche. Er konnte nicht glauben, dass nach all den Erfindungen und Weltraumreisen die Menschen auf Erden schwarze Abgase einatmen müssen. Es müsse doch möglich sein, dachte Zion sich, die Verbrennung von Benzin und Diesel effizienter zu gestalten. Abgase, das wusste der physik- und chemiebegeisterte Schüler, entstünden ja gerade deshalb, weil ein Großteil des Kraftstoffs nicht effizient verbrannt wird und als Schadstoff die Umwelt verpestet. Zwei Jahre lang experimentierte Zion Badasch herum, führte Gespräche mit seinen Chemie- und Physiklehrern, stöberte in Büchern und probte mit dem alten Generator seiner Eltern, wie eine grünere Welt riechen könnte. „Ich wusste, dass man was an der Luft ändern muss, nicht an der Zusammensetzung von Benzin oder Diesel“, erzählt er. So habe er verschiedene Metalle in den Luftfilter des Generators gelegt und immer wieder den Verbrauch an Diesel gemessen und den Ausstoß von Abgasen abgeschätzt.

Der Vater beäugte die Versuche des Sohnes zunächst argwöhnisch. Mosche Badasch steht in der Küche, trinkt einen Kaffee und gibt zu: „Am Anfang dachte ich, Zion redet Quatsch.“ Heute ist der Vater der Geschäftsführer der Firma und davon überzeugt, dass sein Sohn „Millionen mit Z5“ verdienen wird. Er zeichnet eine nahe Zukunft, in der Autofirmen den Metallring beim Kauf eines Neuwagens inklusive anbieten werden, „bis wir alle nur noch mit Elektroautos fahren und kein Z5 mehr brauchen“.

Zions Erfindung heißt Z5, Z wie Zion und 5, „weil fünf meine Glückszahl ist und ich am 5. August Geburtstag habe“. Die Vorrichtung, die rund 70 Euro kostet, besteht aus einer Mischung verschiedener Metalle, darunter auch Kupfer und ein bisschen Gold, und wird im Ansaugtrakt eines Motors installiert. Die Metalle im Filter, über deren genaue Zusammensetzung die Badaschs schweigen, verändert für den Bruchteil einer Sekunde die Beschleunigung von Atomen, die in der Luft enthalten sind. Dieser Vorgang wiederum macht Autofahren grüner: Badasch hat sich von mehreren unabhängigen Instituten in Tests bestätigen lassen, dass mit dem kupferfarbenen Z5-Ring der Kraftstoffverbrauch eines Autos deutlich reduziert wird und bis zu 40 Prozent weniger Schadstoffe in die Umwelt gepustet werden. Die Erfindung, die sich auch bei Elektrizitätswerken einsetzen lässt, ist so bahnbrechend, dass sich gerade einer der renommiertesten US-Energieexperten, Dr. Gal Luft, bei einem Besuch in Israel von Zion persönlich die Z5-Technologie hat vorführen lassen. Luft, der vom US-Magazin Newsweek kürzlich als „unermüdlicher und unabhängiger Anwalt für Energiesicherheit“ und vom Magazin Esquire vor zwei Jahren unter „Amerikas Beste und Gescheiteste“ aufgelistet wurde, berät US-Präsident Barack Obama in der Frage, wie sich Amerikas Abhängigkeit von Öl reduzieren lassen kann. Der Energieexperte war durch Berichte in Medien auf Zion Badasch aufmerksam geworden, die ihn als Wunderkind und künftigen Millionär feiern.

Schon jetzt wird die umweltfreundliche Altpapier-Box mit dem sternenförmigen Metallring, den man entweder selbst einbauen oder in einer Autowerkstatt in ein paar Minuten installieren lassen kann, in alle Welt verkauft. Auch in die USA, nach England, Kanada und Skandinavien. Deutschland stehe ganz oben auf der Liste der Länder, in die die Badaschs Z5 liefern möchten. Man sei dort „in Verhandlungen“, sagen sie.

Jeden Tag, sagt Zion, erhalte er auf seiner Facebook-Seite Zuschriften von wildfremden Menschen, die von seiner Erfindung gehört haben und sie bestellen wollen. Oder ihn lobpreisen: „Danke für deine Unterstützung für unseren Planeten!“, schreibt da einer aus den USA, und ein anderer: „Habe gerade zufällig Deine Website gesehen und will unbedingt so einen Filter kaufen.“ Zions Onkel Eli Mor verrät nicht, wie viele Z5 er seit Verkaufsbeginn vor einem halben Jahr in alle Welt verschickt hat, aber er sagt: „Wir kommen mit der Nachfrage kaum nach.“ Die patentierten Metallringe werden in einer Firma in der Türkei hergestellt und in Israel in die umweltfreundlichen Altpapierboxen gepackt. Zions Onkel Mor sagt: „Wir hätten auch billiger in China produzieren können, wollten aber den Überblick über die Produktion behalten.“ Mindestens alle zwei Wochen fliege er in die Türkei und statte der Z5-Firma einen Besuch ab.

Wenn man Zion fragt, wie er darauf kam, sich als 16-Jähriger mit der Erfindung von Z5 zu beschäftigen, während seine Freunde auf Partys oder am Strand herumhingen, sagt er: „Das ist die einzige Erde, die wir haben.“ Manche Käufer von Z5 wollten „einfach nur Benzin sparen“, viele andere aber die Umwelt weniger belasten durchs Autofahren. Er selbst übrigens fährt kein Auto. „Ich brauche keines“, sagt Zion. „Ich fahre gerne mit dem Bus.“

Mit freundlicher Genehmigung der Süddeutschen Zeitung und der DIZ München GmbH.

5 Kommentare

  1. Die Welt ist voll von bahnbrechenden Erfindungen, wie etwa der nie durchbrennenden Glühbirne, dem wiederverwendbaren Streichholz, ganz doll auch die Kalte Fusion im Wasserglas zur Energieversorgung jedes Haushalts, nebenher noch unzähligen Perpetuum Mobiles, dem mit Wasser statt Benzin oder Diesel oder Gas fahrenden Auto – und nun gibt es auch noch diesen Ring des Kolumbus, sorry des Zion.

    Das das funktioniert glaub ich erst, wenn alle Muslime das Christentum angenommen haben und der Papst Rabbiner wird.

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