Gush Etzion: Heute sieben mal größer als noch 1948

2
22

Die jüdischen Grundstücke im „historischen“ Gush Etzion, vor der Räumung im Jahre 1948, stellen weniger als 15% des heutigen großen Siedlungsblocks in Gush Etzion dar, den Israel im Finalabkommen mit den Palästinensern annektieren will. Dies geht aus einer offiziellen Karte der Zivilverwaltung im Raum Judäa und Samaria hervor…

Akiva Eldar in haArez

Aus der Karte lässt sich entnehmen, dass das Gebiet von Gush Etzion auf der westlichen (der „israelischen“) Seite des Verlaufs der Trennmauer sieben mal größer ist als das Gebiet der Siedlungen im Gush, die vor 1948 gegründet wurden.

Der geringe Prozentsatz jüdischen Bodens stellt das israelische Argument in Frage, die Siedlungen in Gush Etzion könnten nicht mit den anderen Siedlungen verglichen werden, die in den 1967 eroberten Gebieten gegründet werden, da es sich bei der Besiedlung des Gush um eine „Rückkehr in den jüdischen Gush“ gehandelt habe.

Der Boden, den jüdische Unternehmer und der Keren Kayemet in der Westbank gekauft haben, macht nur ca. 1,4% des Gesamtgebiets der Westbank aus. Die Zone C, die unter voller israelischer Kontrolle steht, umfasst ca. 60% des Gebiets der Westbank. Der Boden, der von Juden oder jüdischen Einrichtungen vor 1948 erworben wurde, stand bis 1967 unter der Verwaltung des jordanischen „Treuhändlers für Feindesbesitz“. Seit 1967 werden sie von Israel verwaltet, und die Behörden betrachten ihn als Staatsbesitz.

Kurz nach dem Sechs-Tage-Krieg überzeugten die Nachkommen der Bewohner von Gush Etzion (angeführt von Chanan Porat), die 1948 gefallen oder in jordanische Gefangenschaft geraten waren, die Regierung unter Levy Eshkol, es ihnen zu ermöglichen, Kfar Etzion zu besiedeln. Sie argumentierten, es handle sich um „jüdische Wiederbesiedlung“, nicht um neue Besiedlung. Die meisten Siedlungen sind weit von der ursprünglichen jüdischen Besiedlung entfernt, die die Siedlungen Kfar Etzion (gegründet 1943), Messuat Itzhak (1945), Ein Zurim (1946) und Dvarim (1947) beinhalteten. Heute befinden sich im Gush 16 offizielle Siedlungen, wie auch Efrat und Beitar Eilit, die als eigenständige Kommunen gelten. Daneben gibt es noch 17 halb-offizielle Siedlungen und einige illegale Outposts.

Dror Atkes von „Yesh Din“, der die Angaben der Zivilbehörde nach Anfrage erhalten hat, sagte, die Verwendung des Begriffs „Gush Etzion“ sei nichts weiter als eine Tarnung, mit der der israelischen Expansion auf palästinensischem Gebiet Legitimation verliehen werden soll.

Der Leiter der Regionalverwaltung Gush Etzion, Shaul Goldstein, sagte, die Frage der Eigentümerschaft über die Grundstücke in Gush Etzion sei unwichtig, denn „das jüdische Volk hat sowieso das Recht, alle Teile von Judäa und Samaria zu besiedeln“.

2 Kommentare

  1. Die Auffassungen zur Siedlungspolitik sind leider immer stark gegensätzlich. Warum sollten die Juden nicht in Gush Etzion siedeln, da ja nach dem Sechs-Tage-Krieg de facto das Gebiet zum Staat Israel gehört und verwaltet wird. Ich habe selbst schon die Siedlung Efrata besucht und dort Siedler kennengelernt. Man muss auch wissen dass das Bauen in Siedlungen für Israelis schwierig ist, weil die israelische Regierung nur ganz vereinzelt Baugenehmigung erteilt, und in halboffiziellen Siedlungen überhaupt keine. Die arabische Bevölkerung müsste sich offiziell auch an Baugenehmigungen halten. Tut sie aber nicht, jeder baut dort wann und wie er will. Warum soll hier der Staat israel mit zweierlei Mass messen und den Siedlern das Recht auf neue Wohnungen verwehren?

  2. Die jeweiligen Kommentare von Dror Atkes und Shaul Goodman zu dieser Angelegenheit spiegeln die Polarität wieder, mit der der Umfang der jüdischen Besiedlung in den besetzten Gebieten bzw. die eventuelle Annektion mehr oder weniger gerechtfertigt werden soll.
    Herr Shaul Goodman setzt sich mit seiner extremen Einstellung meiner Meinung ins Unrecht – auch nach israelischem Recht, denn dieses genannte Gebiet gilt als verwaltet und ncht als von Israel annektiert.  Ich hoffe, daß ihm bald Einhalt geboten wird.
     

Kommentarfunktion ist geschlossen.