Gilad Shalit: In wessen Hand?

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Hinter den vielen Berichten über die Fortschritte bei den Verhandlungen über die Freilassung Gilad Shalits stehen drei zentrale Persönlichkeiten: Ahmed Dschabari, der Kommandeur des militärischen Arms der Hamas, Hagai Hadass, der Verantwortliche für die Verhandlungen auf israelischer Seite, und Ernst Uhrlau, der Chef des BND, der laut Angaben palästinensischer Stellen zwischen den Seiten vermittelt…

Diese Personen halten sich zwar vom Scheinwerferlicht fern, sind jedoch die Personen, von dem das Gelingen oder Scheitern des „Tauschgeschäfts“ abhängt.

Amit Cohen berichtet in M’ariw über Vermittler und Vermittlungen zur Verschleppung Gilad Shalits

Ernst Uhrlau (63) machte den Begriff „deutscher Vermittler“ zu der Zauberformel, auf die jedes Mal zurückgegriffen wird, wenn im Nahen Osten bei Verhandlungen über einen Gefangenenaustausch ein letzter Retter gebraucht wird. Er ist ein grauer Beamter, der Veröffentlichungen scheut und keine Interviews gibt. Er ist jedoch gleichzeitig ein brillanter Diplomat mit einem tiefen Verständnis für Konflikte, von denen er eigentlich aus kultureller und geographischer Sicht Lichtjahre entfernt ist.

Ernst Uhrlau- der deutsche Schattenmann

Eine der ersten Maßnahmen Angela Merkels als Bundeskanzlerin war es, Uhrlau, der bis dahin als Koordinator der deutschen Geheimdienste tätig war, zum Chef des BND zu ernennen. Formell war dies eigentlich eine Zurückstufung von der hohen politischen auf die professionelle Ebene. Aber alle sind sich darüber einig, dass es aus professioneller Sicht eine ausgezeichnete Entscheidung war. In einer Welt, in der sich fast die gesamte wichtige Geheimdienstarbeit auf Informationen stützt, die im Nahen Osten beschafft wurden, hat Uhrlau einen riesigen Vorsprung, was Wissen und Erfahrung betrifft. Bei dem Austauschgeschäft, in dessen Rahmen Elchanan Tennenbaum und die Leichen der drei am Dov-Berg entführten Soldaten nach Israel zurückgebracht wurden, war seine Vermittlung Ausschlaggebend.

Uhrlau ist als der Mann bekannt, der Altbundeskanzler Gerhard Schröder davon überzeugt hat, den Etat des deutschen Geheimdienstes nicht zu kürzen, trotz der Meinung der Linken, nach Ende des Kalten Krieges seien Kürzungen angebracht. Es gelang ihm, die politische Ebene in Deutschland zu überzeugen, dass der internationale Terror und das organisierte Verbrechen eine ebenso große Herausforderung für den deutschen Geheimdienst darstellen. Seine Bekannten bezeichnen ihn als hoch intelligent, er ist Musikliebhaber und ein begeisterter Fan der Bücher von Günther Grass. In einem seiner seltenen Interviews vor etwa anderthalb Jahren, warnte er im „Spiegel“ vor einem „Jihad vor den Toren Deutschlands“. * Es folgen Portraits von Ahmed Dschabari und Hagai Hadass. Mit Bildern Uhrlaus, Dschabaris und Hadass´. * Auf derselben Seite erinnert sich Elchanan Tennenbaum an sein erstes Treffen mit Uhrlau nach seiner Freilassung.

Hamas in Damaskus: „Wir warten auf die Antwort Israels“

Die Hamas wartet auf die Antwort Israels in Sachen Gefangenenaustausch. Dies sagte Ossama Hamadan, ein hoher Hamas-Vertreter in Damaskus, zuständig für die Außenbeziehungen, zu einer deutschen Nachrichtenagentur. „Wir vertrauen dem deutschen Vermittler“, sagte er und fügte hinzu, Netanjahu habe in Deutschland mit Bundeskanzlerin Merkel über das Thema beraten.
Hamadan sagte, das deutsche Vermittlungsteam bestehe aus drei bis fünf Personen. Es pendle zwischen der Hamas-Führung und Israel hin und her, um das Geschäft zum Abschluss zu bringen. „Der deutsche Vermittler genießt bei der Hamas großes Vertrauen“, sagte er. „Die Deutschen haben Erfahrung bei solchen Dingen. Sie haben ja auch zwischen Israel und der Hisbollah vermittelt.“

Hamadan betonte, die Hamas habe „nationale Kriterien“ für das Geschäft aufgestellt, und die Liste der Häftlinge stütze sich nicht auf  organisatorische Überlegungen. Auf der Liste befänden sich Frauen, Kinder, Kranke und Personen, die sich schon seit langer Zeit in Haft befinden. Hamadan sagte, PA-Präsident Abu-Masen habe versucht, das Geschäft zu torpedieren. „Er befürchtet, dass ein erfolgreicher Abschluss des Geschäfts das Ansehen der Hamas auf der palästinensischen Straße stärken wird.“

Eine hohe israelische Militärstelle sagte gestern als Reaktion: „Die Hamas befindet sich im Gazastreifen in einer schwierigen Situation. Ihre Legitimität auf der palästinensischen Straße nimmt ab. Sie will der palästinensischen Öffentlichkeit beweisen, dass sie alles tut, um Häftlinge frei zu bekommen. Aber es muss sich erst noch herausstellen, ob sie es wirklich ernst meint.“