In Gedenken an Anne Franks 80. Geburtstag am 12. Juni 2009: Festakt im Deutschen Theater Berlin

4
64

Zum 80. Geburtstag von Anne Frank hat das Anne-Frank-Zentrum Berlin am 11. Juni 2009 einen Festakt im Deutschen Theater Berlin veranstaltet. Hannah Pick-Goslar (Hanneli) aus Jerusalem/Israel und Buddy Elias aus Basel/Schweiz waren als Ehrengäste anwesend…

Von Heide Kramer, Hannover

Da ich vom Anne-Frank-Zentrum zur Teilnahme an dem Berliner Festakt eingeladen wurde, bot dieser Anlass eine gute Gelegenheit für ein (inzwischen traditionelles) Wiedersehen mit Hannah. Sie hatte mir kurz vorher während eines Telefonats aus Jerusalem den Vorschlag für ein gemeinsames Frühstück in ihrem Berliner Quartier „Savoy“ gemacht, um noch vor der Veranstaltung die Zeit für persönliche Gespräche und Austausche zu nutzen. Außerdem konnten wir gleichzeitig auf das zehnjährige Bestehen unserer freundschaftlichen Verbindung zurückblicken. Ich war selbstverständlich einverstanden. Als ich in aller Frühe im „Savoy“ eintraf, frühstückten Hannah und Benni schon. Ich hatte Hannahs Enkel Benjamin Meir bereits während eines Berliner Besuchs im Sommer 2002 kennen gelernt, und wir begrüßten uns nun freudig. Ich wurde sofort gastfreundlich in die Frühstücksrunde aufgenommen.

festakt1
Vor dem Festakt im Deutschen Theater Berlin: Frühstück mit Hannah und Benni
im Hotel „Savoy“. Foto: ©Heide Kramer, Juni 2009

festakt2
Im Foyer des Hotels „Savoy“: Hannah und Heide. Foto: Benjamin Meir, Juni 2009

Eine Vertreterin des Anne-Frank-Zentrums holte uns bald darauf vom Hotel ab, und wir fuhren gemeinsam per Taxi zur Veranstaltung im Deutschen Theater. Im Foyer des Theaters herrschte bereits reger Betrieb, prominente Persönlichkeiten aus der kulturellen und politischen Szene sowie unterschiedlichen Medien waren eingetroffen. Die Ehrengäste Hannah Pick und Buddy Elias wurden sofort ins Visier der Journalisten genommen.

festakt3
Vor dem Festakt im Foyer des Deutschen Theaters Berlin: Die Ehrengäste
Hannah Pick-Goslar und Buddy Elias. Foto: ©Heide Kramer, Juni 2009

Die Gedenkveranstaltung im Deutschen Theater Berlin

Das Streichquartett der Beethoven-Schule Berlin-Lankwitz leitete den Festakt im Deutschen Theater mit Georg Friedrich Händels „Feuerwerksmusik“ ein. Thomas Heppener, der Direktor des Anne Frank Zentrums, würdigte in seiner Laudatio vorrangig die anwesenden Ehrengäste Hannah Pick-Goslar und Buddy Elias.

festakt4
Thomas Heppener, der Direktor des Anne Frank Zentrums, würdigte in seiner Laudatio
vorrangig die Ehrengäste Hannah Pick-Goslar und Buddy Elias. Foto: ©Heide Kramer, Juni 2009

Anne Franks Amsterdamer Schulfreundin Hannah Pick überlebte die Shoa. Sie wohnt seit 1947 in Jerusalem. Buddy Elias ist Präsident des Anne-Frank-Fonds in Basel/Schweiz. Als Cousin ist er der noch letzte lebende direkte Verwandte Anne Franks. Thomas Heppener machte auf die weltweite rege Anteilnahme anlässlich Anne Franks Geburtstag aufmerksam. Es fanden im In- und Ausland Lesungen und Festlichkeiten statt. Bestürzung herrschte über den Anschlag auf das Holocaust-Museum in Washington, folglich entfielen dort Gedenkveranstaltungen.

Der Staatsminister für Kultur und Medien Bernd Neumann (MdB) appellierte in seiner Rede an Zivilcourage und Mut: “Wahre Humanität kann nicht zum Schweigen gebracht werden“.

“Von sechs bis viertel nach sieben gab es im Radio ein schönes Mozartkonzert, vor allem die „Kleine Nachtmusik“ hat mir gut gefallen. Ich kann nicht gut zuhören, wenn die anderen dabei sind, weil mich schöne Musik sehr bewegt.“ — Dieser Tagebucheintragung Anne Franks vom 11. April 1944 wurde vom Streichquartett mit einer Mozart-Interpretation gedacht.

Der ehemalige niederländische Premierminister und Aufsichtratsvorsitzende des Anne-Frank-Hauses Amsterdam (Wim Kok) betonte nachdrücklich: “Heranwachsen in unserer heutigen Welt ist nicht einfach, ob man in Armut oder Reichtum lebt, in Amerika oder Afrika, in einer Demokratie oder in einem Unterdrückungssystem. Leben in unserer Zeit bietet Chancen, beschert aber auch manchmal Sorgen und Ängste. Anne Frank ist dank ihres Tagebuchs das bekannteste Opfer der Shoa geworden. Durch das Bewahren ihrer Menschlichkeit, ihrer Würde und ihr Hoffen auf eine bessere Zukunft ist sie für viele Jugendliche ein Vorbild geworden. Und: In welcher Gesellschaft wollen wir leben?“

Die charismatische Schauspielerin Heike Makatsch interpretierte einige Passagen aus dem „Tagebuch der Anne Frank“. Schüler und ehemalige Schüler der Anne-Frank-Grundschule Berlin-Tiergarten spielten Ausschnitte aus der Szenischen Collage „Liebe Anne… Das sind wir! Wir lernen jedes Jahr etwas mehr über dich.“

festakt5
“Wir sind nicht nur Europäer, sondern Kinder Einer Welt. Und wir sind alle Berliner!“ Ovationen nach der
Vorstellung für die Schülerinnen und Schüler der Anne-Frank-Schule Berlin-Tiergarten. Foto: ©Heide Kramer, Juni 2009

Äußerst eindrucksvoll stellten die Kinder mit Verve ihre unterschiedlichen Herkünfte vor. Sie skandierten: „Ob Hochhaus oder Nomadenzelt, wir leben alle in Einer Welt. Seid offen füreinander und werdet nicht blind, freut euch, dass alle verschieden sind. Wir sind nicht nur Europäer, sondern Kinder Einer Welt. Und wir sind alle Berliner!“ Die Darbietung der engagierten Jugendlichen wurde schließlich mit spontanen lang anhaltenden Ovationen bedacht. Die Veranstaltung war damit zu Ende.

festakt6
Nach dem Festakt im Deutschen Theater Berlin. Von rechts: Hannah Pick,
Benjamin Meir, Oliver Elias, Sohn von Buddy Elias. Foto: ©Heide Kramer, Juni 2009

Im Anschluss an den Festakt wurde in der Heinrich-Böll-Stiftung eine Podiumsdiskussion angeboten. Zu Worte kommen sollten Schülerinnen, Schüler und Lehrer, die zuvor am Festakt teilgenommen hatten, wobei sich Hannah Pick, Buddy Elias und Thomas Heppener (als Moderator) den Fragen stellen wollten. Es entstand ein lebhafter lebendiger Austausch, der den wichtigen Weitervermittlungsauftrag an die nachfolgenden Generationen mehr als verdeutlichte. Dank wegen entsprechender Offenheit sei an die anwesenden Zeitzeugen gerichtet, nicht zuletzt jedoch an die ernsthaften kommunikativen Jugendlichen.

festakt7
In der Heinrich-Böll-Stiftung Berlin: Gerti und Buddy Elias.
Foto: ©Heide Kramer, Juni 2009

festakt8
In der Heinrich-Böll-Stiftung: Podiumsdiskussion mit Jugendlichen. Von rechts:
Hannah Pick, Thomas Heppener, Buddy Elias. Foto: ©Heide Kramer, Juni 2009

Textbeitrag: ©Heide Kramer, Hannover, Juli 2009. Sämtliche Fotos: ©Heide Kramer, Hannover, 11. Juni 2009. (Bild-Publikationen mit freundlicher Genehmigung von Frau Hannah Pick-Goslar, Jerusalem/Israel und Herrn Buddy Elias, Basel/Schweiz, Juli 2009.)
Quelle: ©Zitate (Reden von Bernd Neumann und Wim Kok sowie aus der Szenischen Collage „Liebe Anne – Das sind wir“) entnommen aus www.mut-gegen-rechte-gewalt.de

4 Kommentare

  1. Bei Vielen, aber ganz stark bei Anne Frank und deren Wirken auf die Nachwelt, habe ich immer wieder das Gefühl, dass ihnen gerade das, wogegen sie ankämpften, was in ihnen panische Angst auslöst, sie es deshalb mit aller Macht abzuwehren versuchten, es mit einer bis dahin noch niemals angetroffenen Entschlossenheit und Konsequenz endgültig zum Erlöschen, zum Verschwinden bringen wollten, nicht gelungen ist.
     
    Im Gegenteil, es lebt nur unso stärker, es ist das Licht, das niemals erlöschen wird.

  2. Wieso, ist doch gut? Das offizielle Blabla kann man ja überall nachlesen. Ich finde es gut, wenn da mal ein persönlicher Touch dabei ist.. Du brauchst es ja nicht lesen, Anat!

  3. Guten Abend, Anat,
    meinen Beitrag als „unseriös“ zu bezeichnen, ist doch recht daneben, wenn nicht gar beleidigend. Es wundert mich in diesem Zusammenhang allerdings, dass Sie selbst sich nicht dazu entschlossen haben, einen vermeintlich qualifizierteren Bericht zu schreiben.

    Warum reagieren Sie so bösartig?

    Mit freundlichem Gruß
    Heide Kramer

  4. Eine seriöse Berichterstattung über dieses Ereignis wäre schön gewesen. Aber wieder mal das Selbstdarstellungsgeschwalle einer Frau Kramer ist eine Zumutung. Hat haGalil das wirklich nötig?

Kommentarfunktion ist geschlossen.