Entzaubertes Zauberwort

1
20

Israels Ministerpräsident hat also das gesagt, was alle Welt von ihm erwartete und einforderte: zwei Staaten für zwei Völker…

Ein Kommentar von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 14. Juni 2009

US-Präsident Barack Obama verband in seiner Kairoer Rede mit dieser Vorstellung vor Allem einen Abriss der Siedlungen im besetzten Westjordanland und letztlich eine Vertreibung aller Juden aus diesem Gebiet. Wenn Palästinenser diese Zauberformel verwenden, meinen sie nicht nur das Verschwinden der Siedlungen aus den von ihnen beanspruchten „Palästinensergebieten“, die vorläufig noch israelisch besetze Gebiete sind. Im gleichen Atemzug verlangen sie von Israel, sämtliche palästinensischen Flüchtlinge und deren rund drei Millionen oder mehr Kindeskinder aufzunehmen, selbst jene, die Palästina niemals verlassen haben und heute in Flüchtlingsstädten in Gaza, Hebron, Nablus, Bethlehem und Ramallah leben.

In seiner historischen „Bar Ilan Rede“, wie sie in den israelischen Medien schon vorab bezeichnet wurde, hat Netanjahu nun fast alles gesagt, was die Welt hören wollte. Aber er Bedingungen aufgestellt, die wiederum niemanden glücklich machen werden. Die Palästinenser wollen sich nicht „freie Menschen“ nur mit Flagge und Hymne sein, wie es Netanjahu vorschlug. Sie wollen ihren Luftraum kontrollieren. Ihr Stolz gebietet ihnen, eine eigene Armee zu besitzen und natürlich ihre Außengrenzen zu kontrollieren, ohne mehr israelischer Willkür ausgesetzt zu sein. So wie es für die Israelis ein Tabu ist, die palästinensischen Flüchtlinge aufzunehmen, ist es für die Palästinenser ein Tabu, auf das „Recht auf Rückkehr“ zu verzichten, so wie doch allen Flüchtlingen in der Welt das „Recht“ zustehe, in ihre alten Häuser zurückzukehren, darunter auch Schlesiern, Sudeten, Danzigern und Königsbergern,.

Netanjahu hat also seine Pflicht erfüllt, fast alles gesagt, was die Welt hören wollte und gleichzeitig die Palästinenser beleidigt, die Araber vor den Kopf gestoßen und Präsident Obama in peinlicher Weise zurecht gewiesen, indem er das Recht der „jüdischen Nation“ auf einen Staat in ihrem „Heimatland“ nicht mit dem Holocaust rechtfertigte, sondern mit der langen Geschichte des jüdischen Volkes und seinem historischen Selbstbestimmungsrecht.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. Hm. Ich habe genau den gleichen Bericht auch auf n-tv gelesen, aber ohne den (idiotischen und ahistorischen) Vergleich mit den ehemaligen deutschen Ostgebieten. Modifiziert Herr Sahm seine Berichte je nach Zielpublikum?

Kommentarfunktion ist geschlossen.