Bibi und Berlusconi: Ciao, Bello!

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Im Moment ist Italien „unser bester Freund in Europa“. Der italienische Premier steht Netanjahu näher als der US-Präsident. Man kann versuchen, die Vorzüge dieser Tatsache zu suchen: Man muss keine 12 Stunden fliegen, um dann eine Abreibung von Hillary Clinton zu bekommen, Rom ist gleich um die Ecke, der Kaffee schmeckt besser, auch das Essen, das Wetter. America out, Italy in!…

M’ariw zum Italienbesuch Netanjahus: Ciao, Bello!

… Berlusconi ist heute eines der sieben Weltwunder. Er ist schon 72 Jahre alt, sieht jedoch immer noch toll aus und schert sich um keinen, außer um 17-jährige Models. Die Berichte über seine Sexskandale schaden seiner Popularität in keinster Weise, denn die Italiener schätzen Leute, die für sie schuften, und Berlusconi schuftet für sie. Er hält seine Versprechen. Italien setzt sich würdevoll mit der Wirtschaftskrise auseinander, der Müll in Neapel wurde geräumt, um die Opfer des Erdbebens wurde sich gekümmert und die Alitalia wurde privatisiert. „Papi“erfüllt also seine Pflichten.

…Berlusconi ist wirklich ein treuer Freund Israels. Irgendwie ist es ihm gelungen, den öffentlichen Dialog über Israel und die Araber in Italien völlig auf den Kopf zu stellen. Von allen großen europäischen Staaten gibt es in Italien den kleinsten muslimischen Einfluss. Nur ca. eine Million Muslime haben sich bisher dort angesiedelt, und in Italien schießen die Moscheen nicht so aus dem Boden wie in Großbritannien oder Frankreich.

Die Stimmung ist allgemein pro-israelisch, so wie es früher in Amerika der Fall war. „Es wird schwierig sein, einen besseren Freund als ihn zu finden“, sagte Netanjahu und wusste, wovon er spricht…Berlusconi erzählte Netanjahu, wie er fast eigenhändig die Versuche gestoppt hat, Israel in der EU Schaden zuzufügen. Er sprach von der Initiative dreier Staaten, darunter Schweden, die die Beziehungen herunterstufen wollten. „Frattini und ich haben dies verhindert“, erzählte er und fügte hinzu: „Benita Ferrero-Waldner wird fast alles tun, um euch zu schaden“. Netanjahu dankte ihm, aber auch hier überraschte Berlusconi: „Ihr braucht uns nicht zu danken“, sagte er. „Wir sind es, die um Verzeihung für das bitten müssen, was den Juden angetan wurde“.

…Der iranische Teil des Gesprächs war besonders interessant. „Ich habe große Achtung vor den Demonstranten in Teheran“, sagte Netanjahu. „Sie riskieren ihr Leben für die Freiheit…Ich glaube, Obama ist in einer schwierigen Situation. Unter solchen Voraussetzungen kann er doch keinen Dialog eröffnen. Die Situation hat sich verändert“.
Bei diesem sensiblen Thema mischte Berlusconi sich ein. „Obama ist schwach“, sagte er. „Ich spreche mit Leuten in Amerika, und sie sagen mir, es gäbe bereits Kritik an seiner schwachen Reaktion. Frattini sprach darüber mit Hillary Clinton, deren Standpunkte zum Thema Iran ein wenig entschlossener sind.“

Berlusconi traf Obama am 15. Juni, einen Tag nach der Bar-Ilan Rede Netanjahus. „Ich sagte ihm, von diesem Ahmadinedschad sei nichts zu erwarten, man sollte sich vor ihm fürchten. Ich sagte ihm auch, ich könne meine israelischen Freunde verstehen, wenn sie sagen, sie müssten sich verteidigen. Es ist keine Zeit zu verlieren. Man muss jetzt etwas unternehmen, um die iranische Atomaufrüstung zu stoppen.“ So sprach also Berlusconi. Netanjahu hätte es nicht besser sagen können. Er bat seinen italienischen Freund jedoch auch noch, den Handel mit dem Iran einzuschränken. Aber da war’s dann mit der Freundschaft aus.
Berlusconi fing an, ausführlich zu erläutern, wie schwer die Lage sei, wie andere Gesellschaften sofort den Platz der italienischen einnehmen würden und so weiter und so fort. Immerhin ist er ja ein Geschäftsmann.

Wie auch immer, in der letzten Zeit hat Berlusconi immer wieder zwischen Jerusalem und Washington vermittelt. „Wir sprachen über Ihre Rede“, erzählte er Netanjahu von seinem Gespräch mit Obama. „Er sagte, sie sei sehr gut gewesen, aber er bat mich, Einfluss auf Sie zu nehmen, damit dies nur der erste Schritt war.“ Netanjahu bat seinerseits Berlusconi darum, Obama zu beeinflussen. Und während alle einander beeinflussen, muss Netanjahu dann am Mittwoch Morgen in der Zeitung lesen, dass die Amerikaner nicht mehr mit ihm sprechen wollen.

„Mit Netanjahu gibt es nichts zu reden“, hieß es. Zu seiner großen Schande wusste Netanjahu nicht einmal, ob das stimmt. So wie die Beziehungen zwischen Jerusalem und Washington im Moment ausschauen, ohne ein direkte, intime und sichere Achse, muss sich der MP auf Gerüchte verlassen. Und das ist natürlich nicht genug… Amerika hat sich verändert, es gibt andere Spielregeln, Amerika spricht mit einer anderen Stimme.