Tag der jiddischen Kultur

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Erstmals hat die Knesset am Dienstag den Tag der jiddischen Kultur begangen. Anlass war der 150. Geburtstag des bekannten russisch-jüdischen Schriftstellers Scholem Alejchem, der seine Werke in der jiddischen Sprache verfasste…

Israelische Abgeordnete, Angestellte des Parlaments und mehr als 200 Gäste erhielten von den Organisatoren ein Jiddisch-Handbuch. Darin fanden sich Jiddischismen, die den Israelis geläufig sind. Musiker gaben ein Konzert mit jiddischen Liedern. Zudem sprachen die Politiker über mögliche Wege, die aus dem Mitteldeutschen entstandene Sprache zu bewahren und zu fördern. Dies berichtet die Tageszeitung „Ha’aretz“.

Der 63-jährige Abgeordnete Sevulun Orlev (HaBait HaJehudi), erinnerte sich an seine frühe Kindheit in Israel, in der Jiddisch seine Muttersprache war. Doch dann hätten er und seine ältere Schwester die polnischstämmigen Eltern gedrängt, die Landessprache zu übernehmen. „Also lernten meine Eltern Hebräisch, aber wir verloren unser Jiddisch. Heute bedauere ich das sehr. Erst jetzt, wo wir unseren Diasporakomplex abgelegt haben, fühlen wir uns sicher genug in unserer israelischen Identität, um diese reichhaltige Sprache wertzuschätzen.“

Lange Zeit Sprache der osteuropäischen Juden

Die Wurzeln der jiddischen Sprache reichen bis ins 10. Jahrhundert zurück. Sie geht auf das Mittelhochdeutsche zurück und enthält hebräische und slawische Elemente. Geschrieben wird sie mit dem hebräischen Alphabet. Jahrhundertelang war Jiddisch die Sprache der osteuropäischen Juden. Durch den Holocaust kamen viele Muttersprachler ums Leben. In Israel galt Jiddisch nach der Staatsgründung als Relikt aus der Diaspora und war lange Zeit verpönt. Heute gibt es hingegen Versuche, die Sprache durch Kurse für junge Juden am Leben zu erhalten.

Gesprochen wird Jiddisch noch in ultraorthodoxen Gemeinschaften beispielsweise in Israel oder den USA. Im Deutschen finden sich zahlreiche Ausdrücke, die aus dem Jiddischen entlehnt wurden. So leitet sich beispielsweise „Schmiere stehen“ von „shmire“ ab, das „Wache“ bedeutet. Auf Hebräisch heißt es „schmirah“. Auch die Redewendung „Hals- und Beinbruch“ stammt aus dem Jiddischen. Das ursprüngliche „Hazloche un broche“ bedeutet wörtlich „Erfolg und Segen“.

inn, 27.05.2009

>> www.jiddisch.org

1 Kommentar

  1. Betr.: Jidisch
     
    Zu dem Vorhaben, das Jiddische zu bewahren, wünsche ich Ihnen Erfolg. Jede Sprache. die stirbt, nimmt eine Kultur mit ins Grab, ein unersetzlicher Verlust.
     
    A broche oif aich.
    Wilfried Paszkowski

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