Ex-Ku-Klux-Boss: Rückzugsgebiet in den Alpen

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Der frühere Chef des rassistischen Ku-Klux-Klan David Duke lebt seit mehreren Jahren in Österreich. Obwohl der US-Amerikaner sich dort als Tourist nur zeitweise aufhalten darf, hat er offenbar in Salzburg seinen Hauptwohnsitz angemeldet und lebt in Zell am See. Duke gilt als Hintermann des internationalen Neonazi-Netzwerks „Altermedia“…

ak, redok v. 15.05.2009

Seitdem Duke in der Heimat wegen Steuerhinterziehung zu einer Gefängnisstrafe von 15 Monaten verurteilt und im Mai 2004 aus der Haft entlassen worden war, hatte er dort nur noch einen größeren politischen Auftritt. Kaum aus dem Gefängnis entlassen, organisierte er ein Treffen prominenter Rechtsextremisten und Rassisten, die in den USA untereinander zerstritten waren und sich heftig befehdeten. In einem gemeinsam unterzeichneten Protokoll versprachen sie, sich zu vertragen und den Tonfall zu mäßigen. Dabei waren etwa Don Black, der Betreiber der Nazi-Internet-Plattform „Stormfront“, Willis Carto, Gründer des Holocaust-leugnenden „Institute for Historical Review“ (IHR), Kevin Alfred Strom von der Nazi-Organisation „National Vanguard“ und John Tyndall von der British National Party.

Doch dann zog es den US-Südstaatler offenbar immer mehr nach Übersee. Vor allem nach Europa reiste der frühere „Grand Wizard“ des Ku-Klux-Klan immer wieder. Zwischen Belgien und Russland, Schweden und Ungarn erschien er bei Konferenzen von Gleichgesinnten oder Lesungen und verbreitete seine Weltsicht vom „jüdischen Vorherrschaftsstreben“. Doch auch im Nahen Osten tauchte der Mann aus Louisiana auf: im November 2005 hielt er eine Rede bei einer im Fernsehen übertragenen Versammlung, in der er davon schwadronierte, dass Zionisten „die meisten amerikanischen Medien besetzt halten und einen großen Teil der amerikanischen Regierung steuern“.Der Staat Israel lasse „den Nazi-Staat sehr, sehr gemäßigt aussehen“, ließ er das geneigte Publikum wissen. Im Jahr darauf gehörte Duke zu den prominentesten Teilnehmern der so genannten „Holocaust-Konferenz“ in der iranischen Hauptstadt Teheran.

Seit 2002 war unter der Schirmherrschaft von Duke eine Internet-Plattform „Altermedia“ aufgebaut worden, die sich nach und nach Ausgaben für zwei Dutzend verschiedene Länder zulegte. Unter diesen Schirm schlüpfte vor einigen Jahren auch das deutsche Neonazi-Portal „Störtebeker“, das maßgeblich vom Rostocker Axel Möller betrieben worden sein soll, und firmiert seither als deutsche „Altermedia“-Ausgabe.

Die verschiedenen „Altermedia“-Ausgaben werden offenbar nicht zentral gesteuert, sondern sind in den Händen von Vertrauenspersonen bzw. -gruppen in den jeweiligen Ländern. Die österreichische Ausgabe wird augenscheinlich von der „Nationalen Volkspartei“ (NVP) des altgedienten Neonazis Robert Faller betrieben, die in diesem Jahr im Hitler-Geburtsort Braunau am Inn eine Demonstration zum „Führer-Geburtstag“ veranstalten wollte.

Berge und Gemütlichkeit

Die österreichischen Nazi-Kameraden wird David Duke wohl persönlich kennen gelernt haben, denn offenbar lebt er bereits seit mehreren Jahren in der Alpenrepublik. Als er im Aprill in Tschechien auftauchte, um dort Lesungen seines Buches „Mein Erwachen“ zu halten, wurde er in Prag verhaftet. Allerdings scheuten sich die tschechischen Behörden, gegen Duke eine Anklage vorzubringen, und ließen ihn am folgenden Tage mit der Maßgabe frei, umgehend das Land zu verlassen.

Duke hatte es nicht weit, um nach Hause zu kommen, denn er ist im österreichischen Salzburg unter seinem zweiten Vornamen „Ernest“ mit Hauptwohnsitz gemeldet. Häufig hält der 58-Jährige sich bei seiner russischen Freundin Maria (26) in Zell am See auf, wo er vom österreichischen Fernsehsender ORF angetroffen wurde. „Ich mag die Berge, die Körperkultur, die Gemütlichkeit“, erzählte der Ex-Klan-Boss dem Fernsehmagazin „Report“.

Als „Ernst“ verkaufte Duke über einen eigenen Internetshop („Art by Ernst“) gefühlige Aufnahmen als „Fotokunst“. Hauptsächlich hatten es ihm Landschaftsaufnahmen angetan, vor allem von schneebedeckten Gipfeln oder Bergbächen. Aber auch seine blonde russische Freundin durfte mal mit weißen Schwänen posieren, und weiter nördlich hatte Duke das Hermannsdenkmal im deutschen Detmold vor die Linse genommen.

In Deutschland war Duke freilich nicht nur zum Fotografieren von Kitschbildern unterwegs. Beim „Deutsche Stimme“-Pressefest der NPD war Duke schon im Sommer 2002 im sächsischen Grimma Ehrengast der Partei und traf sich mit NPD-Chef Udo Voigt zum „shake hands“.

Schon seit 2007 lebt Duke ständig in Österreich, will der grüne Nationalrats-Abgeordnete Karl Öllinger in Erfahrung gebracht haben, der ein Dossier über Duke zusammengestellt hat. Zwar braucht Duke als Tourist kein Visum, darf sich aber innerhalb eines Zeitraums von einem halben Jahr nur drei Monate im Land aufhalten. Sonst müsste er einen Antrag auf Daueraufenthalt stellen oder das Land für 90 Tage verlassen, um dann erneut als Tourist einreisen zu können. Das Problem scheint Duke bewusst zu sein, denn im ORF-„Report“ behauptete er, er lebe normalerweise in Italien und sei nur für ein paar Tage in Österreich.

Der Grüne Öllinger hält dagegen: Duke sei in Zell am See regelmäßig gesehen worden. Nachbarn berichteten örtlichen Journalisten, dass Duke sich dort oft viele Wochen am Stück aufhalte. Seinen Foto-Verkauf wickelte Duke über eine österreichische Handy-Nummer ab.

Laut dem österreichischen Innenministerium befindet sich Duke legal in Österreich. Die Sicherheitsbehörden haben kein Problem mit dem rassistischen Landschafts-Fotografen, der offenbar die Alpen als Rückzugsraum für seine europäischen Aktivitäten in Sachen Neonazismus nutzt. Der Chef des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), Peter Gridling, sagte, man habe „keinen Grund zur Annahme, dass David Duke hier eine Straftat begehen wird“. Die Grünen haben dagegen im österreichischen Nationalrat eine parlamentarische Anfrage an Innenministerin Fekter gestellt. „Duke muss sofort abgeschoben werden“, fordert Öllinger.

Doch den Gefallen werden ihm die Behörden wohl nicht tun, denn Duke sei in Österreich „nicht politisch aktiv“, heißt es. „Für uns ist Herr Duke ein amerikanischer Staatsbürger, der sich in Österreich zur Zeit aufhält“, beschreibt der BVT-Chef Gridling den Erkenntnisstand seines Geheimdienstes.

© redok