Yossi Beilin: Über Juden in einer Welt von Nichtjuden

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Nachdem Präsident Obama es sich vorgenommen hat, den Krieg gegen den Islam zu beenden, haben einige Stellen in Israel allem Anschein nach beschlossen, dem Christentum den Krieg zu erklären. Immerhin sind die unmittelbaren Feinde ja zu klein und zu langweilig, und hier bietet sich eine globale Herausforderung, die mit dem Bild übereinstimmen, das wir uns selbst von uns machen…

In Israel Hayom befasste sich Yossi Beilin mit der jüdischen Existenz in einer nichtjüdischen Welt

Und warum sollen dem Papst auf dem Weg nach Jerusalem nicht einige Hindernisse in den Weg gelegt werden? Wer braucht ihn hier überhaupt? Und warum stellen die Katholiken so dreiste Forderungen? Bevor wir uns zu dieser so typisch israelischen Diskussion hinreißen lassen, der es schwer fällt zu begreifen, dass es neben uns auch andere Leute auf der Welt gibt, sollten wir uns einige Tatsachen in Erinnerung rufen.

Der Zionismus ist ein politischer Gedanke, in dessen Mittelpunkt die Forderung an die Welt steht, den Juden in einem Staat Souveränität zu gewähren, vorzugsweise in Israel. Dieser Gedanke wurde drei Jahre nach der Katastrophe umgesetzt, vor der Herzl sein Volk retten wollte. Er wurde in einer außergewöhnlichen politischen Form umgesetzt, da die UNO die Gründung des Staates beschloss, sie jedoch erst nach unserem Unabhängigkeitskrieg erreicht werden konnte.

Nach der Staatsgründung erhielt Israel nicht die Anerkennung, die man erwartet hatte, und wertete dies als Beweis für die Scheinheiligkeit der Welt, die die Juden tötete oder ihre Tötung nicht verhinderte, und es danach vermied, die Überlebenden anzuerkennen. Ben-Gurion und seine Generation taten alles, damit die Welt uns anerkennt.

Jahrelang legten wir vor dem rumänischen Diktator Ceausescu einen roten Teppich aus, weil Rumänien das einzige kommunistische Land war, das nach dem Sechs-Tage- Krieg die Beziehungen zu Israel nicht abgebrochen hatte.

In unserer Not stimmten wir einmal der „de facto Anerkennung“ zu, ein anderes Mal der „de jura Anerkennung“ und manchmal sogar einer heimlichen Anerkennung, von der niemand wusste. Wir träumten von China und Indien und dachten, dass dies sicherlich niemals geschehen wird.

Und dann brach der kommunistische Block zusammen, und es vollzog sich die erste Änderung. Danach kam die Madrid-Konferenz und mit ihr die zweite Änderung. Danach die Oslo-Verträge, die sofort zur Anerkennung Jordaniens und des Vatikans und zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit ihnen führte.

Diese zionistischen Erfolge lassen sich leicht zerstören. Man kann die Welt verrückt machen und sagen, der gesamte Friedensprozess sei nur Geldverschwendung, man kann sagen, dass wir auf den Papst und den Vatikan verzichten können, und auch auf die Milliarden Christen in aller Welt. Es fragt sich nur, ob es sich nur um leere Worte handelt, oder ob eine Politik daraus gemacht wird, die uns einen wahnsinnigen Preis abverlangen würde.

Am 30. Dezember 1993 unterschrieb ich in Jerusalem mit Erzbischof Claudio Celli das Abkommen über die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Israel und dem Vatikan. Auf diesen Augenblick, der mit großer Mühe erreicht wurde, würde ich nicht verzichten. Wer bereit ist, darauf zu verzichten, muss erklären, was die Alternative wäre.

1 Kommentar

  1. Ich weiss nicht, ob es hilft: Wenn Jesus ein Deutscher gewesen waere, waere er in Deutschland nicht besser anerkannt, sondern auch getoetet worden, wenn Jeshua ein Roemer gewesen waere, ein Italiener, waere er in Italien auch gestorben, wohl ebenfalls am Kreuz. Daraus einen Hass auf die ganze oder halbe Welt zu produzieren, ist die falsche Antwort.
    Ob eine Anerkennung oder Nichtanerkennung von Teilstaaten, Bezirken, Gebieten, ueberhaupt etwas mit dem Glauben an Gott zu tun hat, schliesslich ist es §nur§ Politik.
    Irgendjemand ist es eingefallen, beide Lebensgebiete zu trennen, auch wenn die Leut dann irregeleitet entweder Politik machen oder an Gott glauben. Die meissten wollen keine Diktatur, auch keine Diktatur der Mehrheit.
    Welche Rechte Minderheiten erhalten koennen, bestimmt nicht mehr Rechte als die Umwelt. Nur sehr selten gelingt es Sonderrechte mit Privilegien zu erhalten, wenn dadurch andere schlechtergestellt werden. Es muss also moeglich sein, einen Konsens zu finden, mit welchem alle leben koennen und wollen, weil es fuer alle das Beste ist.

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