Heimatstadt sein: Zum Gedenken an Anne Franks 80. Geburtstag

0
20

Eine Veranstaltungsreihe in Aachen vom 05.06. bis 17.06.2009…

Bei uns wird ihr Kind zum Querkopf – Was vermag ästhetische Praxis in der politischen Bildung ?

Jeder Pädagogin, jedem Pädagogen, die oder der sich mit Kindern und Jugendlichen der Zeit des Nationalsozialismus nähern möchte, ist bewusst, dass es um mehr geht als die Vermittlung von Fakten. Das Wissen um die historischen Daten soll nicht zuletzt mit dem Ziel weitergegeben werden, dass in den jungen Menschen ein politisches Gewissen wächst, das verhindern möge, dass menschenverachtende
Politik akzeptiert und unterstützt wird. Wie aber kann dieses Ziel erreicht werden?

Die Häufigkeit und Eindringlichkeit, mit der ein Thema auf den Lehrplan kommt, kann es nicht sein, zu oft schon haben wir ein Abwinken gesehen. „Wir können das Thema nicht mehr hören”, sind sich Lehrer/innen und Schüler/innen einig. Wenn sie sich aber doch entschließen, eine Lesung, eine Ausstellung, ein Theaterstück zum Thema zu besuchen, ist die Aufmerksamkeit groß, das Thema für alle interessant. Aus der Reaktion der Empörung erwächst ein Wille zum Handeln. Das allein könnte man Marketing nennen, denn so funktioniert vieles in einer zunehmend medial gesteuerten Gesellschaft.

Kulturelle Bildung jedoch macht Angebote an die selbsttätige Aneignung eines Themas durch ein kompetentes Publikum. Hierzu ist es nicht immer nötig, selbst auf der Bühne zu stehen oder den Pinsel zu schwingen, doch es muss ein interpretativer Raum geschaffen sein für die eigene Lebensgeschichte und Wahrnehmung, die jedes Kind und jede/r Jugendliche mitbringt.

Wie in der Zeitzeugen- und Gedenkstättenpädagogik verbindet die außerschulische Kulturpädagogik die ganzheitliche Ansprache auch über die bildernisch/emotionale Ebene mit Methoden, die Reflexion, Selbstreflexion und emanzipative Tätigkeit einfordern.

Während Unterhaltungskultur und Werbung den direkten Zugang zu den Emotionen manipulativ ausnutzen, macht die kulturelle Bildung Vorschläge, bietet Sichtweisen an, stellt Fragen, die ohne die Antwort aus dem Publikum stumm bleiben. Die Absicht, kritische und selbstbewusste Persönlichkeiten zu bilden, findet sich schon in der Herangehensweise und gibt so Beispiel zur Nachahmung. Im Ergebnis wird kein abfragbares Wissen erlernt, sondern Handlungskompetenz erworben, die auch gegen politische Vereinnahmung stärkt.

Um diesem Ziel näher zu kommen, haben wir zum 80. Geburtstag von Anne Frank ein Kulturprogramm entworfen, das wir Ihnen in diesem Programmheft vorstellen möchten.

Alexandra Lünskens
Barockfabrik – Zentrum für Kinder- und Jugendkultur

aachen