GEW: „Die Verantwortung aber bleibt“

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„Im Focus unserer gemeinsamen Seminare steht der Holocaust in allen seinen Aspekten. Es war und bleibt das Ziel, mit Unterricht und Erziehung dazu beizutragen, dass so ein Ereignis nie wieder geschehen kann. Der Holocaust ist Teil der europäischen Geschichte und muss deshalb auch im Curriculum aller Länder vorkommen,“ führte Dr. Avraham Rocheli im Januar 2008 auf einem internationalen Gewerkschaftssymposium zum Holocaust-Gedenktag in Krakau aus. Avraham Rocheli ist langjähriger Leiter einer pädagogischen Vereinigung in Israel, die im Namen der israelischen Lehrergewerkschaft Histadrut Hamorim gemeinsame Seminare mit der Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft“ (GEW) durchführt – seit 40 Jahren. Nun hat die GEW einen umfangreichen, gut gestalteten Reader über diese langjährigen Seminare vorgelegt…

Von Roland Kaufhold

Gewiss, es ist schon oft gesagt worden, behält aber dennoch seine historische Berechtigung: Die Bereitschaft israelischer Lehrer, gemeinsam mit deutschen Kollegen Seminare durchzuführen, gemeinsam über eine Erziehung nach der Shoah nachzudenken, ist keine Selbstverständlichkeit. Sie ist ein Geschenk.

Wie belastend dies für die israelischen Lehrer anfangs war wird im Reader nachvollziehbar. Einführend wird an den schwierigen Anfang dieser Zusammenarbeit erinnert – das erste Seminar zwischen der GEW und der Histadrut Hamorim fand 1967 statt. Vorangetrieben und ermöglicht wurde diese Zusammenarbeit durch den langjährigen Vorsitzenden der Histadrut Hamorim, Shalom Levin, sowie durch Heinrich Rodenstock. Dieser GEW-Repräsentant hatte die Nazizeit im Exil, im französischen Widerstand überlebt. Deren Erinnerungsbeiträge aus den 1960er Jahren werden am Anfang des Readers wiedergegeben. 1961 verfasste Rodenstock in Israel eine Erklärung, in welcher er über dieses erste gemeinsame pädagogische Treffen bemerkte: „Shalom Levin“ fragte, ob wir „auch nach Israel kommen würden. Ich antwortete, die einzig berechtigte Frage sei doch wohl, ob die Israelis wünschten, dass wir kämen. Die israelische Lehrergewerkschaft hat uns ebenso herzlich eingeladen wie alle anderen Verbände.“ (S. 24).

Und wenig später fügt er hinzu: „Wir haben uns häufig gefragt, ob das jüdische Volk es sich wohl in unserer Zeit zumuten könne, mit uns Deutschen normale Beziehungen aufzunehmen. Wir hätten gut verstanden, wenn diese Aufgabe einer Zeit überlassen worden wäre, da die Henker und die Generation ihrer Opfer nicht mehr leben. Nun sind wir Zeugen, dass die Israelis die noble und fast übermenschliche Haltung eingenommen haben, noch in unserer Zeit mit Deutschen zusammenzuarbeiten, soweit sich diese nicht persönlich schuldig gemacht haben.“ (S. 24)

Nachfolgend werden im Reader einige gemeinsamen Erklärungen dieser beiden Bildungsgewerkschaften dokumentiert, in welchen sich die wechselseitige, zukunftsorientierte Solidarität widerspiegelt – über den Graben der Verbrechen hinweg, die die Deutschen den Juden angetan haben. Es folgen einige Vorträge, die Vertreter dieser beiden Gewerkschaften zur Aufarbeitung der deutschen Verbrechen gehalten haben. Exemplarisch sei auf Shalom Levins Beitrag „Der Pädagoge im Kreis der Schuld, Scham und Verantwortung“ aus dem Jahr 1991 verwiesen (S. 30f.) wie auch auf Till Lieberz-Groß Vortrag „Kontinuität der Erinnerung in lebendiger Weiterentwicklung“ (S. 18f.). Till Lieberz-Groß ist seit etwa 20 Jahren die GEW – Leiterin dieses Seminars.

In einem gut 40-seitigen Kapitel werden pädagogische Erfahrungsberichte von israelischen und deutschen Kollegen dokumentiert, in denen sie ihre Konfrontation mit dem Holocaust im Unterricht sowie in der Jugendarbeit dokumentieren: Es finden sich lebendig geschriebene Beispiele aus dem Kunstunterricht, historische Forschungen, gemeinsame literarische Lektüren, Lernen an Biographien und Begegnungen mit Zeitzeugen im Rahmen des Schulunterrichts. So beschreibt die israelische Lehrerin Nurith Perl, selbst eine Überlebende der Shoah, 1982 ihren Schulunterricht über die Shoah so: „Als ein Kind der Shoah habe ich versucht, diesen schweren Teil meiner Kindheit völlig zu streichen. Es war mir schwer zu verstehen, was geschehen war. (…) Bei meiner Ankunft in Israel fühlte ich mich von neuem geboren. Die Vergangenheit bestand einfach nicht. Als man mir vorschlug, mich an dem Seminar zu beteiligen, habe ich das mit gemischten Gefühlen aufgenommen.“ (S. 44) Wenig später fügt sie über ihren Erinnerungsprozess während ihrer Vorbereitung des Seminarvortrages hinzu: „Plötzlich sind mir Erinnerungen zurückgekommen und Empfindungen, die ich nur schwer bewältigen kann. Denn hier arbeitet keine Logik.“ (S. 44)

Angelika Rieber, die viel über die Geschichte von jüdischen Frankfurtern geforscht hat, beschreibt Begegnungen mit Zeitzeugen im Schulunterricht. Das Treffen mit aus Frankfurt vertriebenen Juden war für viele ihrer Schüler ein bewegendes Erlebnis. Ruth Sommer, sie war in die USA emigriert, kam im Jahre 1989 in eine Frankfurter Schule. Der Entschluss, noch einmal nach Deutschland zu reisen, fiel ihr anfangs sehr schwer. Nach ihrer Rückkehr in die USA schrieb sie an die Schüler einen Brief: „Diese Reise war wirklich sehr wertvoll für uns, besonders für meinen Mann, der seine Eltern verloren hat. Er kann nun sagen, jetzt ist es doch anders. Das ist sehr wichtig für ihn. (…) Mein Schulbesuch war für mich ein wichtiges Erlebnis, denn es war der Beweis, dass wir ein anderes Deutschland gesehen haben als zuvor. Ich weiß jetzt, dass die Worte „Nie wieder“ bei Ihnen ebenso wichtig genommen werden wie bei uns. Das ist doch die einzige Hoffnung für die Zukunft.“ (S. 69)

In einem weiteren Kapitel werden Unterrichtsprojekte über den Umgang mit dem „Anderen“ vorgestellt: Über den Umgang mit Stereotypen, über interkulturellen Musikunterricht, über Werte in der Erziehung sowie über Fremdenfeindlichkeit in Deutschland. Ausdrücklich nennen möchte ich den anregenden Vortrag „Dilemmata in der Erziehung zum Frieden“ von Avraham Rocheli (S. 99-102).

Einen weiteren thematischen Schwerpunkt bilden lokalgeschichtliche Studien über jüdische Geschichte bzw. über Juden in Deutschland. So erinnert Christoph Heise, der auch diesen Reader redaktionell zusammengestellt und bearbeitet hat, in seinem Beitrag an Juden in Frankfurt (S. 121-125).

Abgeschlossen wird dieser umfangreiche, die pädagogische Praxis in Israel und Deutschland verlebendigende Reader durch einige persönliche Reflexionen zu den Seminaren sowie durch eine gemeinsame Erklärung der israelischen, der deutschen sowie zweier polnischer Bildungsgewerkschaften zum Internationalen Holocaust-Gedenktag im Jahr 2008.

In ihrem Gedicht „Schwarze Schmetterlinge – Weiße Schmetterlinge am Berliner Himmel“ blickt die israelische Lehrerin Zvia Pelz-Fuhrer auf das Seminar zurück:

„Wir waren nach Berlin gekommen
mit beklommenem Herzen,
wir waren angekommen, ohne zu wissen,
was uns erwarten würde,
und auf unserem Herzen lag ein schwerer Stein.
(…)
Als ihr ankamt,
änderte sich etwas
das Laub der Bäume, Lindenbäume,
sah freundlicher aus,
als ob sie sich uns nähern wollten.
Wir fanden Lächeln, Gutwilligkeit.
Wir fanden Verständnis,
als wir in Wannsee ankamen,
hat unser Herz geflattert,
in der heißen Luft flatterten immer noch schwarze Schmetterlinge.
(…)
Ihr habt uns Denkmäler gezeigt,
ihr habt uns gezeigt, dass ihr neuen Samen gesät habt,
ihr müsst Vergissmeinnicht pflanzen,
ihr dürft sie nie verwelken lassen.“ (S. 132)

Langjähriger guter Geist dieser Seminare war der Dolmetscher Michael Sternheimer. 1940 in Haifa als Sohn deutscher Einwanderer geboren kam er mit 22 Jahren nach Deutschland um zu studieren – und blieb. Er war ein Sprachvermittler, ein Kulturvermittler, ein treuer Freund und liebenswerter Mensch. Stets und mit gleichbleibender Aufmerksamkeit folgte er den Vorträgen und Gesprächen, übersetzte diese simultan mittels seines außergewöhnlichen sprachlichen Talents und seiner einnehmenden Persönlichkeit. Nie zeigte er ein Zeichen von Ermüdung, von Rückzug. Vor einigen Jahren traf ich ihn noch einmal auf der Jahrestagung des deutschen Unterstützervereins von Neve Shalom/Wahat al-Salam, wo er kostenlos übersetzte. Im August 2008 ist Michael Sternheimer 68-jährig verstorben – ein großer, trauriger Verlust.

Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft (Hg.): Die Verantwortung aber bleibt. 40 Jahre deutsch-israelische Seminare: Anstöße und Anregungen für die Konfrontation mit dem Holocaust in Erziehung, Unterricht und Fortbildung, 148 S., 5 €, Bezug (Mindestbestellmenge 5 Exemplare) über gew-shop@callagift.de, Fax: 06103-30332-20, Einzelexemplare über: broschueren@gew.de, Fax: 069/78973-70161

Weiterhin ist aus diesem Seminar folgendes Buch erwachsen:
Kaufhold, R./Lieberz-Groß, T. (Hg.) (2001): Deutsch-israelische Begegnungen, Themenschwerpunktheft von psychosozial Nr. 83 (H. 1/2001).

Weitere Literatur:
Gertrud Seehaus, Peter Finkelgruen: Opa und Oma hatten kein Fahrrad (Books on Demand)

התעמתות עם השואה – מחויבות לעתיד

40 שנות סמינרים משותפים גרמנים-ישראליים שנערכו מטעם הסתדרות המורים בישראל (ITU) והאיגוד המקצועי לחינוך ומדע בגרמניה (GEW)
סיכום המסמך הזה

שלום לוין, שהיה המזכיר הכללי לשעבר של הסתדרות המורים בישראל, יזם כבר ב-1961 קשירת קשרים עם עמיתים מהאיגוד המקצועי בגרמניה והושיט להם יד. מחווה גדולה זו מזה קרמה עור וגידים וב-1968 הסמינר הדו-צדדי הראשון, שהיווה את הפתח לשחזור הפדגוגי של העבר המשותף החמור. שני הארגונים המקצועיים נענו ברצון ובמחויבות לתרום לכך שלעולם לא תתרחש עוד שואה, הם היו משוכנעים שמטרתם של המורים ושל האיגודים המקצועיים היא לשאוף לחינוך המכבד את חוסנו של האדם ואת רגש הכבוד אליו, להוקיר את האחר, לקדם את ההתקרבות בדרכי נועם, ולפתור סכסוכים ללא אלימות. מחויבות זאת חוזקה בשני הסכמים שנחתמו
ב-1980 וב-1987. מפגש ההתקרבות הראשון הניב מיד שתוף פעולה בוטח וידידותי, ובמרכזו – הסמינרים המשותפים, כך שהיום, בשנת ה-60 להקמת מדינת ישראל, אפשר להצביע על שתוף פעולה במשך 40 שנים. מוקד הסמינרים היה, והינו גם היום, היא ההסברה הפדגוגית של השואה, ומשולב בכך נושא החינוך לסובלנות ולקבלת האחר. מרכזי כובד נוספים: התפתחויות פוליטיות וחברתיות אקטואליות בשתי המדינות, וגם שחזור תולדות היהודים בגרמניה. הכוח המניע של הסמינרים הוא שיתוף הפעולה בין 15-20 עמיתים, בכל פעם, שבאים משני הארגונים המקצועיים, המתחייבים להשתתף בשני סמינרים המתקיימים, לחלופין, אחת לשנתיים בישראל ובגרמניה. המשתתפים מתחייבים להכין הרצאות ולהגיש אותן, ובמיוחד, לדווח על הניסיון הפדגוגי שלהם. אבל זה לא רק הניסיון, הבא לידי ביטוי בהרצאות, בדיונים ובסדנאות העבודה ההופכים את הסמינרים למשמעותיים, אלא, בעיקר תהליכי לימוד והבנה המתאפשרים מהאזכרות המשותפות הנערכות ביד ושם, או באתרי זכרון במחנות הריכוז לשעבר, ובזכות המפגשים הפתוחים והנמרצים של עמיתות ועמיתים מהמדינה השנייה. נקודת המוצא והתנאים בטיפול בשואה שונה בעיקרה בשתי המדינות, למרות המאמץ המשותף. לכן חשוב עוד יותר להבין את האחר ולקבל אותו.

התעוד על התפתחות הסמינרים ב-40 השנים שחלפו, מעמיד במרכז את הניסיון ואת ההרצאות של העמיתות והעמיתים המשתתפים משתי המדינות. התעוד מציג את האפשרויות הרב-גוניות הקיימות מבחינה פדגוגית ויצירתית, שקרבו במשך השנים את משתתפי הסמינרים להוראת נושא השואה בבתי ספר ומחוצה להם ולימודו. מעבר לכך, התעוד מהווה עידוד אקטואלי וחי בהתמחות הפדגוגית היומיומית, וגם למיזמים המורכבים. בנוסף לכך, תועדו גם עבודות סמינריוניות על תולדות היהודים בגרמניה והמשמעות הנובעת מזה: תרומה רבת ערך המתקנת את התמונה ההיסטורית בגרמניה, בה שולטים לעתים קרובות מדי הגטו והחורבן בשואה, עד לרמת ספרי הלימוד בבתי הספר.

רצף הסמינרים, כעת מכינים את הסמינר ה-24, לא היה מתקיים ללא המעורבות הרצופה של הועדים המנהלים בשני הארגונים המקצועיים. ההצהרות החוזרות של הועדים המנהלים מדגישים זאת, אף עם חלות תמורות בחלוף הזמנים ואתם בשפה.

כתוספת לסמינרים הדו-צדדיים הסתדרות המורים בישראל והאיגוד המקצועי לחינוך ומדע בגרמניה יזמו לרגל יום הזכרון הבינלאומי לשואה 2008 סימפוזיון „שואה“ בינלאומי, שבו יוצגו גם שני איגודים מקצועיים פולניים, הסתדרות המורים הפולנית והאיגוד המקצועי העצמאי הבלתי תלוי, סולידריות. סימפוזיון זה, ואתו האזכרה המשותפת ב אושביץ ואושביץ-בירקנאו, מחנות הריכוז לשעבר
ב-27.1.2008, פתחו דלת חדשה. השיא היתה הרצאה של פרופסור פליקס טיך (Tych)המנהל מזה שנים רבות את המכון ההיסטורי היהודי בורשה. נקודת המבט האקטואלית שלו לגבי אבחנת השואה והוראת נושא השואה בפולין ולימודו השלימו באופן יוצא מהכלל את הדיון הישראלי-גרמני, המתואר בספר זה.

כשמשקיפים על 40 שנות סמינרים ישראליים-גרמניים אנו מודים שלום לוין שהפיח בהם חיים בראייתו הרחבה ובהתעקשותו, ושעיצב אותם. באותה ההזדמנות אנו מודים מכל הלב ליוסף וסרמן, המזכיר הכללי של הסתדרות המורים בישראל וחבר הועד המנהל, וכן לאברהם רוכלי, המנהל הנוכחי של הסמינר מצד ישראל, ולטיל ליברץ-גרוס (Till Lieberz-Groß) המנהלת מזה 20 שנים את הסמינרים מטעם האיגוד המקצועי לחינוך ולמדע בגרמניה, על מחויבותם הבלתי נלאית. תודה גם למאות העמיתות והעמיתים, שנטלו חלק במשימה והעשירו את הסמינרים בהרצאותיהם, הפיחו בהם רוח חיים והמשיכו בשליחות. אנו מאחלים לנו שתעוד זה יעורר עניין וימריץ למעורבות בהוראה ובלימוד של נושא השואה, ובהשתתפות בסמינרים נוספיםב-40 השנים הבאות.

C. H.

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