Viktoria Waltz zitiert Theodor Herzl

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Unter dem Titel Expansionismus publizierte die Berliner Tageszeitung „Junge Welt” einen Leserbrief der auf Israelbashing spezialisierten deutschen Akademikerin Viktoria Waltz, mit dem sie wieder einmal ihre Inkompetenz und Schludrigkeit unter Beweis stellt [1]…

Von Karl Pfeifer

Ich habe bereits vor Jahren Frau Waltz bestätigt, dass ein Text von ihr aufgrund zahlreicher Fehler/Auslassungen und seiner offen antiisraelischen Parteinahme als unwissenschaftlich zu bezeichnen und von daher wenig geeignet ist, eine Grundlage für eine Lehrveranstaltung an einer österreichischen Universität darzustellen.[2]

Frau Waltz begnügt sich dismal nicht mit gewöhnlicher antiisraelischer Agitation. Auch Theodor Herzl muss herhalten, um die ihrer Meinung nach abgrundtiefe Bosheit der Zionisten zu beweisen: „Theodor Herzl, der Architekt und Planer des zionistischen jüdischen Staates, träumte, als er Jerusalem besuchte: »Wenn Jerusalem je unser werden sollte, und wenn wir dazu noch in der Lage wären, etwas zu ändern, dann würde ich damit beginnen, die Stadt zu säubern. Ich würde alles entfernen, was nicht heilig ist, … die schmutzigen Rattenlöcher leeren und niederreißen, alle nichtheiligen Ruinen abbrennen und die Märkte verlegen lassen.« (Tagebücher 31.10.1898)

Frau Waltz hat sich nicht damit begnügt, den Anfang des Zitats willkürlich zu ändern [3] Herzl schrieb weiter „Alles was nicht Heiligtum ist, ließe ich räumen, würde Arbeiterwohnungen außerhalb der Stadt errichten, die Schmutznester leeren, niederreißen, die nicht heiligen Trümmer verbrennen und Bazare anderswohin verlegen. Dann unter möglichster Beibehaltung des alten Baustils eine komfortable, ventilierte, kanalisierte neue Stadt um die Heiligtümer herum errichten.“ [4] Viktoria Waltz hat in einer sich links gebenden Tageszeitung das wesentliche aus diesem kurzen Absatz von Herzl entfernt, dass er Arbeiterwohnungen bauen und die Stadt mit Kanalisation und sauberen Häusern neu aufbauen wollte, mit dieser Weglassung hat Waltz den Tenor der Aussage von Herzl radikal geändert.

Weiters schreibt Waltz: „Wenn nicht ein Israel vom »Bach Ägyptens bis an den Euphrat« (Tagebücher 9.10.1888), eine Option unter anderen von Herzl vorgeschlagen,“ Waltz nimmt es wieder einmal nicht so genau, das richtige Datum war der 15.10. 1895. Das Zitat lautet: „Mit Bodenheimer die Forderungen besprochen, die wir stellen wollen. Gebiet: vom Bach Ägyptens bis an den Euphrat“. Herzl meint auch: „Das sind Bodenheimers zum Teil vortreffliche Ideen.“ Es ging um ein Gespräch im Zug nach Istanbul. Trotz aller arabischer Propaganda, haben Zionisten zu keiner Zeit geplant, das Land Israel vom Bach Ägyptens bis an den Euphrat zu erweitern.

Waltz unterstellt: Auch an die Vertreibung der »einheimischen Bevölkerung« hatte Herzl schon gedacht: »Die arme Bevölkerung trachten wir unbemerkt über die Grenze zu schaffen … das Expropriationswerk muß … mit Zartheit und Behutsamkeit erfolgen« (Tagebücher 2.6.1895).
Wieder einmal stimmt das angegebene Datum nicht. In Wirklichkeit stammt das Zitat vom 12.6.1895 (Theodor Herzls Tagebücher, Erster Band, 1922, Jüdischer Verlag / Berlin Seite 98.
Diese Eintragung von Herzl hat weder Araber noch Palästina betroffen. Wer die Eintragungen Herzls im Juni 1895 aufmerksam liest, wird feststellen können, dass Herzl damals nicht Palästina für jüdische Ansiedlung im Sinne hatte, sonder Südamerika. Am 9.6.1895 meinte Herzl: „Gegen Palästina spricht Nähe Russlands und Europas, Mangel an Ausbreitung, sowie Klima dessen wir schon entwöhnt. Dafür, die mächtige Legende.“

Herzl schrieb am 12.6. 1895 auch: „Bei der Landnahme bringen wir dem Aufnahmestaate gleich Wohlfahrt zu….Selbstverständlich werden wir Andersgläubige achtungsvoll dulden, ihr Eigentum, ihre Ehre und Freiheit mit den härtesten Zwangsmitteln schützen. Auch darin werden wir der ganzen Welt ein wunderbares Beispiel geben.“

Viktoria Walz hat ihre Herzl-Zitate anscheinend aus einer trüben Quelle geschöpft. Mit Wissenschaft hat das wenig zu tun, eher mit Scharlatanerie.

1) http://www.jungewelt.de/2009/04-18/012.php
2) http://not.priv.at/waltz/StartSeite?action=AttachFile&do=get&target=doew.pdf
3) In Theodor Herzls Tagebücher, Zweiter Band fand ich unter 31. Oktober 1989 folgendes Zitat: „Bekommen wir jemals Jerusalem, und kann ich zu der Zeit noch etwas bewirken, so würde ich es zunächst reinigen“ Seite 212, Waltz hat dies willkürlich geändert.
4)Theodor Herzls Tagebücher, Zweiter Band, 1923, Jüdischer Verlag / Berlin, Seite 213

3 Kommentare

  1. Ich würde mich , charmant ausgedrückt, als Laien betrachten, was mein Wissen über Theodor Herzl und die Anfänge des Zionismus betrifft.
    Trotz meines Wissen über bestehende nicht fundierte und ungerechte Kritik an Israel im allgemeinen und die Vermutung, dass dieses sicher auch auf Herzl im Besonderen zutreffen wird, bin ich mir nicht sicher ob ich der einen oder anderen Ausage nicht aufgesessen wäre.
    Danke also einmal mehr an die Aufklärung der Tatsachen.

    In Verbindung mit dem hagalil Artikel: Mythos und Gegenmythos (http://www.zionismus.info/herzl/penslar.htm) habe ich hier sehr fundierte Informationen erhalten, die, auch für mich als Laien, klar und verständlich formuliert wurden.

  2. tja- das ist leider mittlerweile fast Usus, dass sich diverse Leute jüdischer Zitate eigenwillig bemächtigen und mit einigen persönlichen Girlanden zur Unkenntlichkeit zerschmücken. Erinnert ein bißchen an Mahler im Friedman-interview- der war auch nach nichtmal zwei Minuten schon bei Martin Buber angelangt…

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