Esrat-Jisrael-Mitbegründer Seide Komet über die Juden im Jemen (1921)

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Jüdische Mäzene und Wohltäter in Mitteleuropa haben Jahrhunderte über selbstlos und höchst wirksam die materielle und geistliche Not ihrer jüdischen Glaubensgenossen in den Ländern, in denen sie selbst lebten und anderswo zu lindern gewusst, wofür sie zu Lebzeiten hochgeachtet und mit Dank und Ehrungen bedacht wurden. Einige von ihnen unterstützten, über religiöse Grenzen hinweg, auch bedürftige Christen. Die kollektive Erinnerung an diese herausragenden Juden währte jedoch bedauerlicherweise nur kurz und hat sie selten um mehr als eine Generation überlebt…

Von Yehudith Shapiro und Robert Schlickewitz

komet1Eine solche Persönlichkeit war Seide Komet, dem hoffentlich bald auch ein eigener Beitrag gewidmet werden kann. Erste Recherchen fielen zwar enttäuschend aus, aber die wenigen bisher gesammelten ‚Puzzle‘-Stücke erlauben bereits eine knappe Charakterisierung seines Lebens und Wirkens.

Komet kam um die Wende vom 19. auf das 20. Jahrhundert nach Wien und war anscheinend ein wohlhabender Kurhotelbetreiber. Er zählte zu den orthodoxen Juden und war in das Gemeindeleben in Baden bei Wien eingebunden. Schon bald trat er durch sein humanitäres Engagement hervor und wurde zum Mitbegründer und Vorsitzenden der wohltätigen Vereine „Esrat Jisrael“ sowie „Machsikel Hadas“. Komets Name, der sich selbst als Brückenbauer zwischen orthodoxen und modernen Juden empfand, taucht immer wieder in den Wiener jüdischen Blättern der 1900er bis 1920er Jahre auf. Von 1921 stammt sein, anscheinend einziges und im Selbstverlag erschienenes, Buch „Esrat Jisrael. Hilfe für Israel“, in dem er recht selbstbewusst u. a. seine eigenen Leistungen für die Nachwelt festhält. Weitere Kapitel sind den sozialen und religiösen Verhältnissen der Juden in Wien, der Verteidigung der jüdischen Orthodoxie gegen Anfeindungen durch die „Modernen“, den Juden in der Bukowina, in Galizien und im Jemen gewidmet.

Die nachfolgend (weitgehend) in der Schreibweise des Originals wiedergegebenen letzten drei Kapitel von „Esrat Jisrael. Hilfe für Israel“ zeichnen zunächst ein Jemenbild, das uns in gewisser Weise recht vertraut vorkommt. Sehr viel scheint sich in einem knappen Jahrhundert in jenem zivilisationsfernen Land ‚am hintersten Zipfel‘ der arabischen Halbinsel, nicht verändert zu haben. Anschließend geht Komet auf Assimilierung und Besonderheiten der jemenitischen Juden in Palästina ein, um sein Buch mit einem Appell zur breiten Unterstützung für die Ausreise der im Jemen verbliebenen Juden ausklingen zu lassen.

Die Lage der Juden in Jemen

Seit ungefähr zweitausend Jahren leben die Juden Jemens im alten Golus, in furchtbarem Elend, verfolgt und bedrückt und von ihrem Wirtsvolke oft gewaltsam zum Religionswechsel genötigt.

In den letzten Jahrzehnten, besonders seit dem Jahre 1900, hat sich die Lage der Juden in Jemen infolge innerer Zwistigkeiten im Lande, welche auf dem Rücken der Juden ausgetragen wurden, so sehr verschlimmert, daß viele dem Hungertode verfielen und in der Hauptstadt Zanaa selbst, die Zahl der jüdischen Einwohner von 10 000 Seelen auf 2700 gesunken ist. Ihre Greise und Kinder sind als erste Opfer gefallen.

Die Gesamtzahl der Juden in Jemen beträgt 8000 Familien mit 30 000 Personen. Sie leben zerstreut in den einzelnen Ortschaften. Achtzig Prozent der Juden sind Handwerker und Feldarbeiter. Im Handwerksgewerbe sind vertreten: Schuster, Weber, Goldschmiede, Töpfer, Maurer, Brenner, Tabakarbeiter, Pulverarbeiter, Tischler, Eisenschmiede etc. Sie zeichnen sich besonders durch Sparsamkeit und Anspruchslosigkeit aus.

Aber trotz ihres Arbeitswillens und Arbeitseifers ist es ihnen nicht möglich sich nur das Existenzminimum zu verdienen und ihr klägliches Dasein zu fristen.

Hunger und verheerende Seuchen, insbesondere die Cholera haben das Land seit Jahren ununterbrochen heimgesucht und schreckliche Folgen gezeitigt. Tritt man in die Wohnung eines Juden ein, so findet man selten Bettzeug, Kleider oder Lebensmittel. Die Juden wären schon vollständig vernichtet und zu Grunde gegangen, wenn sie nicht die Muslims als billige Arbeitskräfte, besonders als Handwerker dringend benötigten.

Nur die Hoffnung auf Erlösung kräftigt und erhält die Jemeniten noch in ihrem Geiste. Die arabische Bevölkerung im Lande Jemen lebt im strengstem religiösen Fanatismus. Es gibt dort auch eine Sekte der Saydas, eine Abart der fanatischen Sunniten.

Die jüdische Religion, von den arabischen Fanatikern stets verpönt, gibt Anlaß zur Verfolgung der kleinen jüdischen Minorität. Der Jude heißt in ihrer Gerichtssprache allgemein der „Gemeine“. Die große Zahl der gegen die Juden gerichteten Ausnahmsgesetze, ist ein Ausfluß der Böswilligkeit und des religiösen Fanatismus. Die Juden werden stets gepeinigt und als Paria behandelt. Die gesetzlichen Bestimmungen betreffs der Kleidung und des Verhaltens der Juden, sind aufs tiefste beleidigend und menschenunwürdig. Während die ganze Welt Kulturfortschritte gemacht hat, bestehen in Jemen die schändlichsten und unwürdigen Zustände noch ganz so, wie vor hundert Jahren.

kometDie Juden, die viele Jahrhunderte in Jemen leben, befinden sich in der traurigen Lage, von einem Volke, das sich zwar heilig und fromm nennt, in Wirklichkeit aber sehr brutal, grausam und roh ist, unterdrückt zu werden.

Die Eingeborenen betrachten die Juden als unrein, ihr Blut aber als rein, denn wenn ein Jude getötet wird, dann ist es ihnen eine Wohllust das Blut zu sehen. Sie erheben Anspruch auf jüdisches Hab und Gut und wenn sich die Juden dagegen sträuben, so gebrauchen sie Gewalt. Sie lassen die Juden nicht in befestigten Städten wohnen in der Meinung, daß durch dieselben ihr Wohnsitz entweiht wird. Die Juden genießen auch nicht den Schutz der Stadtmauern. Die Juden müssen daher außerhalb der Städte wohnen. Ihre Wohnungen sind finster und feucht, wie Gefängnisse.

In Jemen gibt es auch eine Sekte wilder Araber namens Matarle, welche sich von den Juden ganz fern halten. Sie betrachten die Juden als das unreinste Volk der Welt. Begegnet ein Matarle einem Juden, so spuckt er dreimal aus. Der von einem Juden berührte Gegenstand wird von den Matarlen als unrein betrachtet. Ein Glas aus dem ein Jude einmal getrunken hat, ist unrein und wird zerbrochen. Das Obst, welches von einem Juden berührt wurde, wird mit den Füßen zertreten.

Der Jude muß ein Kennzeichen tragen und darf nicht einmal auf derselben Straßenseite gehen wie der Matarle.

Wenn bei einem Juden ein Diebstahl verübt wird und der Kadi hievon Kenntnis erlangt, dann wird der Jude verhaftet, falls er den Dieb nicht angeben kann. Es wird ihm zur Last gelegt, daß er den Dieb kenne, aber nicht angeben wolle und er wird schließlich deswegen mit einer Geldstrafe belegt. Wird ein Jude von einem Araber, auch nur mutwilligerweise, eines Vergehens beschuldigt, so gibt es kein Erbarmen. Für die geringste Übertretung wird er mit einer Geldsumme bestraft, die er überhaupt nicht zu bezahlen im Stande ist. Im Falle der Nichtbezahlung wird er in Ketten gelegt und geschlagen. Vor Vollstreckung des Urteiles wird er vom Kadi, beziehungsweise vom Richter überredet, den Glauben zu wechseln, im Falle der Ablehnung wird die verhängte Strafe erhöht.

Andererseits ist es aber nicht zulässig, daß ein Jude einen Muslim verklagt, da von Rechtswegen der Muslim über das Leben und Vermögen der Juden gebietet. Sie betrachten es als eine Gnade ihrerseits, wenn sie den Juden am Leben lassen. Der Jude wird als Zeuge vor Gericht nicht zugelassen und sein Eid hat keine Giltigkeit. Ein Jude wird grundlos geschlagen, sein jämmerliches Geschrei tönt in weite Ferne, trotzdem wird er erst nach den Schlägen freigelassen, wenn er dem Muslim, der ihn geschlagen hat, die Füße küßt.

Ein jüdischer Berichterstatter namens Jomtov Zemach, der vor Jahren Jemen bereiste um die Lage der Juden zu studieren, hatte einmal Gelegenheit, mit einem Gerichtsbeamten in Jemen zu sprechen und fragte denselben, warum die jüdischen Zeugenaussagen nicht für wahr genommen werden. Der Beamte gab zur Antwort, daß man dem Kadi nicht gebieten könne, ein jüdisches Zeugnis anzuerkennen, weil dies gegen das religiöse Gebot der Araber verstoßen würde.

Einem Juden wird es nicht gestattet, auf einem Esel oder Kamel zu reiten. Wagen gibt es im Jemen nicht. Die Juden müssen gleich Sklaven zu Fuß gehen, auch wenn sie große Reisen zu machen haben. Die Saydis sagen, daß die Tiere, die höher stehen als die Juden, von diesen nicht belästigt werden dürfen.

Die Juden Jemens sind Handwerker und liefern der Landbevölkerung ihren Bedarf an allen möglichen Hausindustriegegenständen, richten ihnen auch Pflug und Gewehr und weben ihnen die Hemden, dafür werden sie nach der Ernte, wenn dieselbe gut ausgefallen ist mit einem kleinen Teil derselben entlohnt. Im Falle einer Mißernte behält der arabische Bauer den gesamten Ertrag für sich und der Jude erhält für seine Mühe und Arbeit nicht einen Bissen Brot.
In diesem Falle und auch wenn Streitigkeiten unter den Machthabern Jemens entstehen, welche auf den Schultern der Juden ausgetragen werden, sind die Juden gezwungen ihre Wohnungen zu verlassen und in die Ferne zu wandern, dabei sind sie der Hungersnot völlig preisgegeben und werden meistens dezimiert.

Vor Jahren schrieb ein anderer Reisender: „Nichts berührt den jüdischen Wanderer so sehr, als der Anblick von Ortschaften, in denen die ganze jüdische Einwohnerschaft vom Hungertode hingerafft wurde. Die durchschnittliche Sterblichkeitsziffer ist erschreckend.“

Infolge der ständigen Verfolgung seitens der Araber sahen sich die Juden Jemens genötigt, während der türkischen Oberherrschaft, diese anzuerkennen, weil sie sich von derselben eine Verbesserung ihrer Lage erhofften. Als die Araber in Jemen dies erfuhren, töteten sie mehrere Familien und raubten ihre Habe. Als die türkische Oberherrschaft zu wanken begann, da drangsalierten die Beamten Jemens die Juden noch viel ärger als zuvor.

Die Juden Jemens haben wiederholt ihre Mitbrüder außerhalb Arabiens flehentlich gebeten, sie aus Jemen zu befreien und nach Palästina zu bringen, da es sich um ihr Leben und ihre Religion handelt.

Aus einer Darstellung des bereits genannten Jomtow Zemach, der Jemen bereist und die Lage der Juden studiert hat, ist folgende Schilderung für die Lage der Juden kennzeichnend: „Ein Jude aus einem Dorfe hat mich besucht. Ich wollte ihm einen Gegenbesuch abstatten, wurde aber von ihm gebeten, von einem Gegenbesuch abzusehen, weil er daraus große Nachteile für sich befürchtete.

Die Worte des Juden wurden in einem Tone der bittersten Verzweiflung gesprochen und gingen mir durch Mark und Bein. Diesen Menschen, den ich zum erstenmal gesehen habe und der sich so sehr an Kleidung, Bewegung und Gedanken von mir unterscheidet, erachte ich als meinen Bruder, denn er ist Jude gleich mir. Er muß sich leider der bitteren Not beugen und lebt mit der Hoffnung auf den Tag der Erlösung.

Ich sagte mir: Alle Juden sind verpflichtet, alle möglichen Opfer zu bringen, um diesen unglücklichen Brüdern zu helfen.“

Der einzige Weg hiezu ist, die Juden Jemens aus dem Golus und der Sklaverei zu befreien und sie nach Palästina zu bringen.

Wie wir die jemenitischen Juden befreien könnten

Wie in den vorerwähnten Schilderungen dargelegt worden ist, werden die Juden Jemens in diesem Lande unsäglich verfolgt und bedrückt.

Es ist hoch an der Zeit, daß die jüdische Bevölkerung der ganzen Welt ihre Aufmerksamkeit auf diese armen Mitbrüder lenkt, sich ernstlich mit dem Gedanken befaßt, die Juden Jemens aus den Händen der barbarischen Einwohner des Landes zu befreien.

Die Möglichkeit dazu ist gegeben, wenn nur Wille vorhanden ist.

Schon seit ungefähr vierzig Jahren begann die Einwanderung jemenitischer Juden ins heilige Land. Die Juden Palästinas, die seinerzeit größtenteils selbst auf Unterstützung angewiesen waren, hatten aber nicht die Möglichkeit den jemenitischen Juden zu helfen. Es hat sich jedoch gleich nach Beginn der Einwanderung der Jemeniten gezeigt, daß sie durch ihren Arbeitseifer, ihre Genügsamkeit und ihre Fähigkeiten, sich selbst erhalten zu können, ohne auf die Chaluka angewiesen zu sein. Namentlich im Bauhandwerk haben sie sich bald zurecht gefunden. Zuerst ist ihnen die Pariser „Alliance Israelite Universelle“ beigestanden, indem sie ihnen die Mittel zum Aufbau von Wohnungen gegeben hatte. Eine Wohnung ist für eine Familie und besteht aus Zimmer und Küche. Jede Familie verpflichtet sich den Zins zu zahlen. Da die Wohnungsbauten nicht ausreichten, haben sie auch die im Orient verbreitete Petroleumskiste zu Hausbauzwecken verwendet. Die Holzteile wurden zur Herstellung der Wände verwendet, während die Blechteile zum Schutze der Wände gegen Regen und zur Dachdeckung benutzt wurden.

Die ersten Einwanderer ließen Verwandte und Freunde nachfolgen und auch neue Familien kamen nach. Die Jemeniten begannen aufzuatmen, weil sie sich neu belebt unter ihren Brüdern fühlten.

Wegen ihrer Tüchtigkeit waren sie gesuchte Arbeitskräfte bei der aschkenasischen und sephardischen Bevölkerung.

Auch die Kunstgewerbeschule „Bezalel“ in Jerusalem ist ihnen beigestanden und hat ihnen gleich Beschäftigung gegeben. Sie sind auch als tüchtige Arbeiter in der Schule tätig. Erhebend ist es zu sehen, wie die Juden Jemens, ihnen voran Greise, nach getaner Tagesarbeit sich teils mit Zeichnen, oder Thoralernen beschäftigen. Sie haben auch eine Bezalelkolonie, „Ben Schemen“, gegründet, wo sie verschiedene Gebrauchsgegenstände herstellen. Vor mehreren Jahren kamen mehrere hundert Seelen in Jaffa an. Zwar hatten die Jemeniten beim Verlassen ihrer Heimat die Absicht gehabt, sich in einer Stadt Palästinas niederzulassen, doch sind jüdische Vertreter, des Landes auf den Gedanken gekommen, sie zur Landwirtschaft heranzuziehen. Die Arbeitervereinigung „Hapoel-Hazair“ hat sich ihrer besonders angenommen. Sie wurden in die Kolonien „Rischonle Zion“ und „Rechoboth“ gebracht, wo sie eine brüderliche Aufnahme fanden. Der erste Versuch, sie für die Landwirtschaft zu verwenden, ist großartig gelungen.

Wenn man den Zustand der Jemeniten zur Zeit der letzten Einwanderung mit ihrer heutigen Lage vergleicht, so muß es jedes jüdische Herz freuen, wie blühend die Erfolge waren. Besonders angenehm berührt das jüdische Viertel in Rechoboth. Das Viertel besteht aus zirka dreißig Häuschen. Ihr Baugrund ist wohl beschränkt, dennoch ist der gesundheitliche Zustand der Jemeniten bedeutend. Wenn man sie mit den neueingewanderten Jemeniten vergleicht, so ist der Unterschied auffallend bemerkbar. Alle ihre Häuschen sind mit Gemüsegarten umgeben, die mit einem wahren Bienenfleiß bearbeitet werden. Zumeist sind auch Frucht- und Zierbäume gepflanzt, die dem Häuschen ein ländlich-romantisches Aussehen verleihen.

Diejenigen die zum Aufbau ihrer Häuschen eine Anleihe erhalten haben, halten ihre Zahlungstermine aufs pünktlichste ein und zahlen auch die Steuer. Viele Eingewanderte haben sich in kurzer Zeit auch Ersparnisse erworben. Die ganze Familie arbeitet, der Mann versieht Garten- und Feldarbeiten, die Frau wäscht und bäckt bei den Kolonisten und auch die Kinder finden lohnende Beschäftigung.

Besonders sei erwähnt, daß die Jemeniten für das Krämerwesen und den leichten Erwerb kein Interesse zeigen.

Zur Illustration sei angeführt, daß in einer Kolonie mit 150 Jemeniten zwei arabische Krämer sind, während sich die Jemeniten als Feldarbeiter und Handwerker betätigen.

Die jüdische Jugend in Jemen hat nicht die Möglichkeit Schulen zu besuchen und wird schon im schulpflichtigen Alter zu Arbeiten herangezogen, während auf die nach Palästina eingewanderte Jugend die palästinensischen Verhältnisse sehr günstig eingewirkt haben, da auch diejenigen, welche keine Schule besucht haben, sich einen gewissen Bildungsgrad angeeignet haben. Die guten Erfahrungen, welche Jemeniten in Rischonle Zion und Rechoboth machten, haben sie ihren Mitbrüdern in Jemen mitgeteilt. Ein lebhafter Briefwechsel zwischen den Jemeniten Palästinas und den in Jemen zurückgebliebenen setzte ein.

Und so kam es, daß noch vor dem Kriege monatlich zirka 120 Jemeniten nach Palästina auswanderten.

Diese Einwanderung der Jemeniten ist von allen einsichtigen Kreisen Palästinas begrüßt worden, denn sie erkannten, daß die Auswanderung der Jemeniten nach Palästina, die einzige Rettung derselben sei.

Eine besondere Genugtuung löste bei den Einwohnern Palästinas der Umstand aus, daß sie die besten Erfahrungen mit den zugewanderten Jemeniten machten. Besonders dort, wo sich die Jemeniten mit landwirtschaftlichen Arbeiten beschäftigten und Pflanzenbau trieben, erwarben sie sich die größte Anerkennung.

Die Kolonie Petach-Tikwah allein beschäftigt einige tausend fremde Arbeiter. Die eingeborenen fellachischen Arbeiter, welche von den Juden in den Kolonien beschäftigt werden, sind bedürfnislos und ersparen ihren ganzen Lohn.

Ein Arbeiter bekam schon vor dem Kriege mindestens 2 Frcs. Tageslohn, welches Geld aber nicht in der Kolonie verblieb. Überdies haben die fellachischen Arbeiter, wenn sie in der Feldarbeitssaison andere Arbeiten zu verrichten hatten, die Löhne ins Ungemessene gesteigert und die Preise nach ihrem Belieben diktiert.

Dieser Zustand, konnte den wirtschaftlichen Aufbau der Juden in Palästina nicht fördern und rief den Gedanken wach ein jüdisches Arbeitselement zu schaffen, um sich allmählich von den Fellachen unabhängig zu machen.

Palästina ist jetzt im Aufbau.

Durch die Überführung des Jemenitenstammes aus Südarabien, wird derselbe einerseits von der Knechtschaft befreit, andererseits wird die Arbeitsnot behoben und dadurch ein wichtiges Problem gelöst. Der Verdienst verbleibt unter der jüdischen Bevölkerung Palästinas und ist die Möglichkeit gegeben, das Land aufs Fruchtbarste und Gedeihlichste zu bringen.

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Jemenitischer Silberschmied

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„Erntesegen“

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Jemenitischer Schafhirt auf „Ben Schemen“

Aufruf an das Gesamtjudentum zur Befreiung der Jemeniten aus dem Golus

Die jüdische Bevölkerung der Welt ist sicherlich in der Lage, ihre armen Mitbrüder aus Jemen aus der Knechtschaft zu befreien. Diese Tat wäre nicht nur Hilfe für die Bedrückten, sondern eine Ehrenrettung des Judentums der ganzen Welt, da die schmachvolle Behandlung der Jemeniten durch die Araber auf uns alle einen Schatten wirft. Wer Jude ist, jüdisch fühlt und denkt, muß mitleiden, wenn er weiß, daß ein ganzer jüdischer Stamm von einem barbarischen Volke gequält und zugrunde gerichtet wird. Die Juden der Welt können und dürfen nicht weiter zuschauen, daß in der heutigen Kulturzeit ihre zurückgebliebenen Brüder in Jemen elend leben und ihrer Religion wegen so viel zu leiden haben.

Daß es in der Macht der jüdischen Bevölkerung liegt, ihren Brüdern zu helfen und sie zu befreien, hat der Weltkrieg gezeigt. Als der Krieg 1914 begonnen hat und die jüdische Bevölkerung Galiziens, der Bukowina und Russisch-Polens unter Zurücklassung von Hab und Gut, flüchten mußten, da haben ihre Stammesbrüder sie überall gastlich empfangen und sie mit allen Mitteln unterstützt. Die Gelder, die das jüdische Volk in Europa allein aufgebracht hat, sind unzählig.

In der Tat haben sich die verjagten Juden in allen Städten und Ortschaften gleich heimisch gefühlt und waren vor Elend und Hunger geschützt. Viele von ihnen haben sich Existenzen gegründet und waren dann auf keinerlei Unterstützung mehr angewiesen.

Als im November 1918 der Krieg endete, die Unterstützung seitens des Staates eingestellt und der Verkehr mit der Außenwelt ermöglicht wurde, da hat sogar das Judentum des Auslandes das Hilfswesen übernommen und zahlreiche Unterstützungen aus allen Ländern Europas, besonders aber aus den Staaten Amerikas trafen ein.

Durch Geld und Naturalienunterstützungen haben die Juden bewirkt, daß ihre notdürftigen Mitbrüder vor Hunger und Elend geschützt wurden. Die amerikanischen Juden haben ihre Wohltätigkeit hervorragend bewiesen, indem sie vielen, besonders Bekannten und Verwandten, derartige Unterstützungen zuteil werden ließen, daß manche durch dieselben in die Lage versetzt wurden, sich erwerbsmäßige Existenzen zu gründen und von Armut und Elend erlöst in die Lage kamen ihre Kinder anständig zu erhalten und zu ernähren, sowie sich als ehrenhafte Bürger emporzuarbeiten.

Wenn man die großen Aufwendungen des amerikanischen „Joint“ in Europa für Lebensmittel, Krankenpflege und die Kinderhilfsaktionen sieht, so kann man ermessen, was das jüdische Volk zu leisten im Stande ist.

Wenn sich das jüdische Volk mit demselben Eifer und Ernst für die Jemenitenfrage einsetzen würde, so würden sie auch in diesem Falle ihr Ziel erreichen. Es ist zu diesem Zwecke notwendig, in allen Staaten der Welt, wo Juden wohnen, jüdische Komitees zu organisieren, welche sich mit der Frage der Befreiung der Jemeniten energisch befassen. Ihre Aufgabe wäre überall für die Juden Jemens Gelder zu sammeln und in allen Bethausvereinen der Welt Spenden bei dem Thoralesen zu veranlassen.

Die Rabbiner sämtlicher Gemeinden der Welt sollten sich für die so wichtige Sache einsetzen und ihren Einfluß und ihre Tatkraft in den Dienst dieser Sache stellen.

Im Interesse der so wichtigen Sache sollten sich alle Juden der Welt ohne Unterschied der Parteirichtung, zusammenschließen, um das Ziel zu erreichen.

Als die Juden in der Sklaverei Aegyptens gemartert wurden, da machte sichs unser Führer Mosche Rabenu zur ernsten Aufgabe, sie aus dem Golus zu befreien. Gott stand ihm bei und hat ihm verholfen, sie unter den größten Wundern zu erlösen.

Wenn ernste jüdische Männer sich vereinigen werden, die Juden Jemens aus dem Golus zu erlösen, wird ihnen auch hier bestimmt Gott beistehen und ihre Bemühungen werden von Erfolg gekrönt sein.

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Jemenitische Juden bei der Feldarbeit in Hulde

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Jemenitischer Wächter auf Nationalfondsgut

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Filigranarbeiter der Jemenitenkolonie auf „Ben-Schemen“

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Landung einer Truppe Jemeniten in Palästina

Anmerkungen:
Der Originalwortlaut weist eine Reihe orthografischer und grammatikalischer Fehler auf, die stillschweigend korrigiert wurden ohne den Sinngehalt des Textes zu verändern. Das häufig gebrauchte Wort „Golus“ stammt aus dem Jiddischen („goless“) und bedeutet Vertreibung, Verbannung, Gefangenschaft; es kann aber auch die jüdische Diaspora bezeichnen. „Chaluka“ ist das hebräische Wort für Verteilung und meint die Unterstützung armer und frommer Juden im einstigen Palästina durch die Diasporajuden.

Eine Bitte an unsere verehrten Leser:
Jeder auch noch so unbedeutend erscheinende Hinweis von Ihnen zur Biografie von Seide Komet oder „S. Komet“ kann das Bild dieser interessanten Persönlichkeit rekonstruieren und das Andenken an ihn bewahren helfen. Ihre Mails oder Briefsendungen nimmt freundlicherweise haGalil entgegen und leitet sie an uns weiter.

Literatur:
S. Komet, Esrat Jisrael. Hilfe für Israel, Wien 1921
Signal, Winter 2005/2006, Jahresschrift des Pavel Hauses – Letni zbornik Pavlove hiše, Graz, S. 201
Jüdische Presse (Wien, Bratislava) 27/1922; 11, 36/37/1923; 26, 27, 28, 29, 30, 31/1924; 19/1926; 24, 26, 28, 30, 32/1927; 10/1933
Jüdische Zeitung (Wien) 20/1920
Die Welt (Wien) 49/1903; 10/1905; 24/1907
Wiener Morgenzeitung 2287/1925

8 Kommentare

  1. Lejzorek Rojtszwanz Yoram Zylberg Jeremy Piet van Enhelood etc. etc.
    @Zensor-Manjak
    Was erlauben Sie sich eigentlich? Was soll das? Was wollen Sie mit Ihrem Mobbing erreichen? Sind Sie von Sinnen?
    wollen Sie sich  wirklich mit meinem RA anlegen? Dann warten Sie mal ab
    L.R.

  2. @makkabäer

    +++ miese Dreck +++ Elende Hunde +++ Stinkende Ziegenficker +++ +++ Idiot-Zensor von Hagalil +++ Ich werde mich an meinen Rechtsanwalt wenden die freche und dreiste Unterstellungen der hagalil Zensur durch eine EV zu unterbinden. +++ Es ist eine Frechheit ohne Gleiches mir Hass und Volksverhetzung zu unterstellen + +++ Von den Gedanken eine Spende für Hagalil zu tätigen habe ich mich gerade verabschiedet. ++++ +++ ++ Die Redaktion von Hagalil schein von Idioten besetzt zu sein. +++

  3. @Lejzorek…
    Inwiefern „krankhafte Fantasien“?
    Reden Sie doch selbst mit den Juden aus dem Jemen in Israel! Fragen Sie sie selbst nach ihren Erfahrungen und Erlebnissen.
    Und die Literatur zu den Verfolgungen der jüdischen Jemeniten durch ihre arabischen Landsleute ist allgemein zugänglich, allgemein (in Interessiertenkreisen) bekannt und auch als Quelle anerkannt.
    Sie verrennen sich auf geradezu pathologische Art und Weise in in das Feindbild Makkabäer. Passen Sie auf, dass morgen nicht die Herren im weißen Kittel vor Ihrer Haustür‘ stehen!

  4. @makkabäer

    unter falschen Flagge ihren krankhaften Fantasien freien Lauf geben

    ansonsten wegen Hasspropaganda und Aufstachelung zum Menschenhass gestrichen

  5. @Jemenite
    Seltsam, dass jemenitische Juden in Israel aber etwas ganz Anderes erzählen. Sie wurden drangsaliert, physisch und psychisch eingeschüchtert, geschlagen, beschossen, mit Messern attackiert, bedroht, beraubt, bestohlen, denunziert etc. – von ihren arabischen Landsleuten.
    Ernst zu nehmende Berichte über die schlechte Behandlung der jemenitischen Juden durch jemenitische Araber sind spätestens seit dem 19. Jh. immer häufiger und häufiger in fast allen europäischen Ländern in Zeitungen, in Monografien und in Büchern veröffentlicht worden.
    Schwer zu glauben, dass deren Autoren nur „Lügner und Heuchler“ waren.

    „Jemenite“, entscheide Dich Du Araber und Jude zugleich, beides kannst Du im Herzen unmöglich sein. Der Araber in Dir schreit auf jeden Fall lauter.

  6. alle lügner und heuchler!!!
    dieser bericht ist gelogen! Ich als ARABER, als JEMENITE, als JUDE kann ich nur sagen, dass mir und meiner familie in jemen es gut geht. in jemen leben halt wenige jude, weil die meisten nach israel ziehen. es ist immer wieder die israelische regierung, die die jemenitschen juden belügen etc…

    juden werden in jemen nicht unterdrückt. es leben halt 98% muslime in jemen!

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