Lieberman verhöhnt die Welt

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Dumm ist er nicht, der neue israelische Außenminister. Seit seiner polternden Antrittsrede im Außenministerium stöhnt und jammert alle Welt, dass nun der Friedensprozess beendet sei…

Ein Kommentar von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 11. April 2009

Die Europäer denken an Sanktionen und Präsident Obama schickt „Signale“ nach Jerusalem. Avigdor Lieberman sei ein Elefant im Porzellanladen. Kritiker erinnerten an seine Vergangenheit als Rauswerfer vor Nachtklubs und an die Geldstrafe, nachdem er einen Nachbarsjungen verprügelt hatte. Der bullige Russe hat keine zarten Hände wie seine Vorgängerin Zipi Livni, aber so dumm, wie dargestellt, ist er nicht.

An zwei Punkten hängt sich die Kritik gegen Lieberman auf: er wolle sich nicht mehr an den „Annapolis-Friedensprozess“ halten und sei gegen eine Zwei-Staatenlösung. Offenbar haben die Kritiker nicht geprüft, was sogar bei Wikipedia im Internet schwarz auf weiß steht.

Annapolis war eine PR-Veranstaltung für Präsident George W. Bush. Da verlas Bush eine unverbindliche gemeinsame Erklärung: die Absicht, möglichst, mit viel Hoffnung und Bemühungen bis Ende 2008 einen palästinensischen Staat zu gründen. Die verkündeten Gespräche zwischen Abbas und Olmert gab zuvor schon. Bush war es nicht vergönnt, mit einem friedlichen Paukenschlag in die Geschichte einzugehen.

Ausdrücklich hat sich aber Lieberman zur „Roadmap“ bekannt. Tunlichst unterschlagen alle Kritiker den vollen Namen dieses Papiers: „Fahrplan für eine dauerhafte Zweistaaten-Lösung im israelisch-palästinensischen Konflikt“ Was nun? Wissen die Europäer nicht einmal, was sie selber unterzeichnet haben, wenn sie lauthals Sanktionen gegen Israel fordern, solange sich Lieberman, oder alternativ sein Chef Benjamin Netanjahu nicht zur Zweistaaten-Lösung verpflichte? Netanjahu hatte sich in seiner Antrittsrede der der Knesset ausdrücklich dazu verpflichtet, „alle bestehenden Verträge“ einzuhalten. Dazu gehört auch der „Fahrplan für eine dauerhafte Zweistaaten-Lösung“.

Zweifelsfrei ist Lieberman ein Elefant, aber im Porzellanladen verursachte er (noch) keine Scherben…

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

4 Kommentare

  1. Danke für die wervolle Links. Da revanshire ich mich gerne.
    Ich habe noch etwas zu Bedenken mit Liberman. Obwohl das Gerede um israelisch – deutsche Freundschaften stetig anhält, kann ich die „großartigen“ Freundschaften nicht sehen. Insbesondere nicht bei der relig. – jüdischen Gesellschaft, womit ich jetzt nicht Rabbi Israel Lau’s Anbiederungsversuche meine. Vielmehr beziehe ich mich auf seriöse nationalrelig. sowie auf haredische Rabbiner, die keinerlei Beziehungen wollen und für die jene Deutsche der „Amalek“ bleiben, die unaufhörlich auf das jüdische Volk einprügeln, Und sei es „nur“ verbal.

    Der deutsche Presse sowie der Merkel – Regierung kommt die „rechte“ Regierung Israels gerade wieder einmal recht, gilt es doch das eigene Schuldbewusstsein abzuschütteln. Und da steht das „Judenbelehren“ wieder einmal mehr auf der Tagesordnung. Wäre man hingegen besser informiert, dann wüsste ausgerechnet Frau Merkel, dass die Netanyahu – Regierung nichts anderes als eine CDU / CSU Regierung darstellt. Vielleicht mag dabei ein Avigdor Liebermann einen Peter Gauweiler spielen, wobei Liebermann keine äußerliche Nazikennzeichnung von Arabern fordert, wie seinerseits Gauweiler in Bezug auf AIDS – Kranke; dennoch, rechte Regierungen – uuuhhh, da sieht die Bundesregierung rot. Und dann noch relig. Juden.
    Igitt.
    Ganz aktuell macht es dann Angela Merkel auch noch zu schaffen, dass Israel sich patriotisch gibt. „Stecken da etwa die überflüssigen Religiösen dahinter, die da Deutschland als Abbild des Amalek sehen und mehr nicht ?“
    http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2009/04/deutsch-israelische-abkuhlung.html

  2. Türsteher in einem Discolokal ist eine wichtige Position. Man muss mit einem Blick erkennen, wer gefährlich ist. Viele Türsteher haben Leben gerettet vor muslimische Terroristen, die in Lokalen Sprengstoffanschläge machen wollten. Ich bin froh, jetzt kann Liberman zeigen, was er kann und wird die Leute noch mehr überzeugen von seiner Fähigkeit. Auch bibi hat zweite Chanse Verdient, es steckt in ihm nochviel mehr. Schade Begin hat nicht so eine gute Position bekommen. Aber die Araber werden jetzt zu spüren bekommen das sie nicht Herren im Haus sind, wie inen die Olmert Regierung erlaubt hat. Gerade jetzt wo Hussein Osama die USA regiert und den Iran hofiert ist es wichtig, das Israel starke Regierung hat.
    http://lebeninjerusalem.blogspot.com/2009/04/das-obama-paradox.html

  3. Wer als ein Türsteher in einem Discolokal arbeitete, ist nicht automatisch für ein politisches Amt ungeeignet. Immerhin hat er ein Studium abgeschlossen und sich seit jahren in dem politischen Betrieb einen Namen gemacht.
    Wenn man in der Vergangenheit manchen europäischen (auch deutschen) Politiker genau stöbert, findet man auch interessante Lebenslaufe, die in die Boulevardpresse passen würden.
    Z.B. ein Mitglied einer Frankfurter Schlägertruppe war Deutschland beliebter Außenminister.
    Die Gesundheitsministerin hat auch interessante Vergangenheit (in ihrer Studentenzeit).
    Die Regierungschefin war die Trägerein eines Blauen Hemdes der FDJ.
    Und der christliche, katholische MP von Bayern muß eine Unterhalt für die Frucht seines Seitensprungs zahlen.
    Nur offensichtlich die Journalie hat keine Flecken auf der Vergangenheit. Alle Journalisten Saubermänner, die Lieberman kritisieren dürfen und fleißig die Hiflsmunition für die Judenhasser wie Serdel liefern?
    Wer keine Presse liest, ist uninformiert, wer die Presse liest ist dagegen desinformiert. Wie unser Ziegenliebhaber Serdel.

  4. Kann es sein, dass europäische und amerikanische Politiker einen Buhmann brauchen, um von ihrer allgemeinen Ratlosigkeit bezüglich Nahost abzulenken? Mich erinnert das Bohei stark an das Geschrei als M. Begin Ministerpräsident wurde. Und was kam am Ende heraus? Ein halbwegs stabiler Friede mit Ägypten.
    Außerdem haben sich diverse europ. Politiker in den letzten Jahren auch nicht immer diplomatisch korrekt geäußert,  sei es zum Gazakrieg noch zu allen möglichen anderen Themen.
    Fazit: Die größten Kritiker der Elche, waren früher selber welche !!!!!

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