Die Schande des Westens

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Es war eine wahre Freude. Ahmadinedschad eröffnete seine übliche Hassrede, und die Vertreter der freien Welt eröffneten ihre Protestkundgebung und verließen den Saal. So wie es sich gehört. Es stimmt schon – sie hätten erst gar nicht dort sein sollen, aber
besser spät als nie…

In M’ariw kommentiert Ben-Dror Yemini die Ereignisse von Genf

Eine kleine Erniedrigung für diesen kleinen Mann, den „hochrangigsten Gast“ des Durban-Festivals. Aber wir sollten auch nicht übertreiben. Es handelte sich hier um eine rein symbolische Sache. Nicht um einen Sieg, und auch nicht um einen Grund zum Feiern.

Ahmadinedschad liefert ja schon seit Jahren dieselbe Ware, und der Westen hört nicht auf, sich vor ihm zu verbeugen. Es ist schön, dass europäische Vertreter den Saal verließen, aber man sollte nicht vergessen, dass z.B. der Handel zwischen Deutschland und dem Iran ständig zunimmt. Eine Einstellung dieses Handels wäre von weitaus größerer Bedeutung als eine symbolische Geste wie das Verlassen des Saals. Der Protest, so begrüßenswert er auch sein mag, läutert den Westen nicht von der Schande der Zusammenarbeit mit dem Iran.

Das Deutschland heute, am Holocaust-Gedenktag, ist der Staat, der den umfangreichsten Handel mit dem Iran betreibt. Im Jahr 2008 belief sich dieser Handel auf vier Milliarden Euro. Die iranische Wirtschaft bricht zusammen, und Deutschland rettet sie. Eine Einstellung des Handels würde die deutsche Wirtschaft nicht beeinflussen, die iranische Wirtschaft hingegen sehr. Aber Deutschland bleibt hartnäckig. Die deutsche Handelskammer veröffentlicht auch Tipps für die Industriellen, wie die Sanktionen umgangen werden können. Auch die Schweiz mischt heftig mit. Genau vor einem Jahr war es die Schweizer Außenministerin, die ein riesiges Gasgeschäft
mit dem Iran unterschrieben hat, kurz nachdem die UN beschlossen hatte, die Sanktionen zu verschärfen.

Mit allem Respekt vor dem gestrigen Schauspiel – das war nicht viel mehr als Kosmetik. Europa geht nach wie vor Hand in Hand mit dem Iran. Gerade heute dürfen wir uns nicht der Illusion hingeben, dass Ahmadinedschad besiegt wurde. Die Realität ist nicht anders, sondern das völlige Gegenteil.

1 Kommentar

  1. Ich bin gar nicht damit einverstanden, den Handel mit dem Iran abzublocken. Indem wir Industrieerzeugnisse von iranischen KMUs kaufen, unterstützen wir die Widerstandsbewegung gegen die Mullahs. Indem wir Handel mit iranischen Kaufleuten betreiben, stärken wir deren wirtschaftliche Kraft und schaffen Arbeitsplätze gerade auch für iranische Frauen und Techniker.

    Hingegen sehe ich keinen Sinn dahinter, mit staatlichen Monopolen Gaslieferungsabkommen zu unterzeichnen. Wir Schweizer haben Wasserkraftwerke und werden neue Atomkraftwerke bauen; wir haben uns nicht wie Deutschland von den Oelscheichen beeindrucken lassen und der Ausstieg aus der Atomkraft ist nur bei Islamisten und anderen Grünen ein Thema.

    Wir unterstützen aktiv iranische Firmen, Studenten und Widerständler, und wir wissen, dass sie gefährdet sind in ihrer persönlichen Integrität und Sicherheit und sich klug verhalten müssen. Es sind unsere Freunde, Israels Freunde und die Freunde aller anständigen Menschen. Sie leiden unter den Mullahs, und wir versuchen zu helfen. Boykott ja; gegen die Mullahs. Gegen die iranische Wirtschaft: Nein! Im Gegenteil! Wir suchen den Direktkontakt.

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