„Judäa“: Ein blühender Staat

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Die am Montag vom Ariel-Universitätszentrum Samarias veröffentlichten Daten stellen die israelische Gesellschaft vor die destruktive Kluft zwischen dem legitimen Israel, das innerhalb der Grünen Linie besteht und den Siedlungen in den besetzten Gebieten…

Ein Leitartikel aus Haaretz

Die Daten, die aus dem statistischen Jahrbuch von 2007 von Fachleuten des Zentralbüros für Statistik herausgezogen wurden, zeigen dass 92,3% der jüdischen Bewohner der (besetzten) Gebiete mit ihrem Leben zufrieden sind, eine höhere Rate als der nationale Durchschnitt (83%). Der Lebensstandard in den Siedlungen ist weit höher, als der durchschnittliche Lebensstandard in Israel. Dasselbe gilt auch für die Lebensqualität.

Die Zahlen sprechen für sich selbst: Das Einkommen einer Familie, die in einer Siedlung lebt, liegt um 10% über dem nationalen Durchschnitt (NIS 13.566 pro Monat, verglichen mit 12.343 NIS). Das Statistikbüro befand den Gesundheitszustand von 91% Siedler als gut bis sehr gut, verglichen mit dem nationalen Durchschnitt von 73%. Außerdem haben die Siedler eine höhere Rate bei der Beschäftigungsrate, 62%; verglichen mit der nationalen Rate von 56 %. Und die Arbeitslosenrate ist in den Siedlungen um ein ganzes Prozent niedriger als in Israel als ganzes.

Die Lebensqualität drückt sich auch noch auf andere, nicht weniger wichtige Indikatoren aus: Bei 71,2 % liegt die Rate der Schulabgänger mit Abitur bei den jüdischen Bewohnern der Westbank (verglichen mit dem nationalen Durchschnitt von 65,8%). Das natürliche Wachstum, besonders als positive Zuwanderung – es zogen 4700 Menschen mehr in die Siedlungen als welche, die wegzogen. Das steht in großem Kontrast zur Auswanderungsrate innerhalb der Grünen Linie. Die Siedlerbevölkerung hat sich in den letzten 12 Jahren verdoppelt, teilweise auch dank der hohen Geburtenrate in den Siedlungen – 1.5 mal mehr als im nationalen Durchschnitt – das zeigt deutlich, dass sich die Siedler finanziell sicher fühlen.

Selbst wenn das Ariel-Universitätszentrum daran interessiert ist, die Geschichte des demographischen und finanziell-sozialen Erfolgs der Siedlungen zu übertreiben, müsste man blind sein, wenn man nicht sieht , wie der „Staat Judäa“ neben dem Staat Israel aufgebaut worden ist – ein Golem, der sich gegen seinen Schöpfer wendet. Und während die Regierung innerhalb der Grünen Linie die Gelder für soziale Einrichtungen, für Bildung, Gesundheit und sozialen Wohnungsbau kürzt und sich vor der Verantwortung gegenüber den Bürgern drückt, wächst und gedeiht in Judäa ein wunderbarer Wohlfahrtsstaat.

Während dies auf dem Rücken der zusammenbrechenden Mittelklasse geschieht, kann die Regierung die Siedler mit einer wunderbaren Infrastruktur, einem langen Schultag, sicherem Transport zur Schule, außerschulischen Aktivitäten, staatlicher und militärischer Sicherheit ausstatten, dazu auch außersozialem Dienstpersonal und anderen Vorteilen. Die meisten Siedler arbeiten in Staatsinstitutionen und genießen Steuervergünstigungen. Der oben erwähnte Lebensstandard sagt nichts von Gefahren angesichts der Terroranschläge. Es ist also kein Wunder, dass alle so zufrieden sind.

Problematisch ist in diesem Paradies allerdings, dass dieses seinen besten Teil aus dem Staat saugt, den es unaufhörlich herumstößt, das Verbrechen blüht und liegt mit 22% über dem nationalen Durchschnitt. Da seine Bewohner nichts vom Gesetz halten, ist der Staat Judäa wie der Wilde Westen.

Israel muss sich entscheiden, ob es überleben will. Wenn ja, dann muss es den Staat Judäa aufgeben.

Quelle haAretz: The flourishing State of Judea, 21.12.2008. Die Übersetzung stammt von Ellen Rohlfs, einer Mitarbeiterin von Tlaxcala, dem Übersetzernetzwerk für sprachliche Vielfalt.

1 Kommentar

  1. Liegt der Erfolg der Siedler nicht eher in der religiösen Motivation ihres Handelns? Ich kann mich (dunkel) erinnern, dass schon der Vergleich zwischen den weltlichen Kibuzen und den religiösen ein eklatanter Unterschied im Erfolg zu verzeichnen war. Hier waren die religiös motivierten Gemeinschaften ökonomiksch erfolgreicher als die sozialistisch motivierten.

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