Essen in Zürich: Köstlich, kulinarisch und koscher

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Ab dem 15. Februar 2009 bewirtet «eight25», so heisst das das neuste koschere Restaurant Zürichs, seine Gäste mit kreativen Bistro-Gerichten im Gemeindehaus der Israelitischen Cultusgemeinde Zürich. Vorerst noch in den Räumlichkeiten der B’nai B’rith-Loge, später dann im renovierten Restaurant…
Die Erwartungen sind hoch, aber die Zürcher «Achtfünfundzwanziger» scheinen dem Konzept viel Wohlwollen entgegen zu bringen.

Jacky Mason, ein bekannter amerikanischer Komiker, hat den Unterschied zwischen Juden und Nicht-Juden einmal folgendermassen erklärt: «Nach meinen Aufführungen sagen die Nicht-Juden im Foyer zueinander: ‹Gehen wir noch was trinken!› Die Juden fragen sich: ‹Habt ihr schon gegessen?›». Die Bedeutung von Essen fürs Judentum ist unbestritten. Es ist deshalb nicht verwunderlich, dass die Frage nach dem Eröffnungstermin des neuen Restaurants im Gemeindehaus der ICZ zu einer der häufigsten und drängendsten Fragen im Zürcher Stetl wurde. Nun kennen wir die Antwort: eight25 geht am 15. Februar an den Start.

Nouvelle Koscher

Gemäss Chaim Rittri, dem Besitzer, wird bis zur definitiven Eröffnung eine kreative Bistrokarte mit Gerichten in unterschiedlichen Preislagen angeboten. Die Gerichte sind modern und mediterran. Tatsächlich findet der Gast auf dieser Karte nicht Tscholent oder Schnitzel Hodu (Truthahn), sondern Kreationen wie Thun-Carpaccio mit Pinien und Chilli oder eine Kürbis-Ingwer Suppe mit Kokosnussmilch. Es gibt auch zahlreiche Fisch- und Fleischgerichte, vegetarische Varianten und «gluschtige» Desserts. Rittri ist der festen Überzeugung, dass eine gute koschere Küche durchaus modern und gesund sein kann.

Gut Ding will Weile haben

Er hat eine klare Vorstellung davon, wie das Restaurant später einmal sein soll. Seine Kurzformel lautet: «Gutes, zeitgemässes Essen, freundlicher und professioneller Service und ein schönes, angenehmes Ambiente.» Wer seinen Laden «Books&Bagels» kennt, kann erahnen, was er damit meint und traut es ihm auch zu. Entsprechend sorgfältig wird auch die Renovierung des Restaurants angegangen und die Arbeiten werden wohl noch bis zum Frühsommer dauern. Dass der Ruf nach koscherer Verpflegung im Gemeindehaus jedoch immer lauter wurde, ist Rittri nicht entgangen. So entschied er sich, diesem Ruf Folge zu leisten. Die neu formierte Crew um Küchenchef Jeffrey Lewis und Chef de Service Stephan Dehling nimmt den Betrieb nun auf, auch wenn das geplante Konzept in den provisorischen Räumlichkeiten noch nicht vollständig umgesetzt werden kann. Rittri ist sehr froh und dankbar, dass die Loge Hand für eine Lösung bot und die Gäste nicht mehr länger warten müssen.

Die Hauptprobe hat das eight25-Team bereits bestanden. Am Treffen der deutschsprachigen Gemeinden wurden die Besucher aus Deutschland und Österreich vom neuen Restaurant bewirtet und waren begeistert.

Kurzinterview mit Chaim Rittri

«Der Umbau des Restaurants ist noch nicht abgeschlossen. Weshalb gehen Sie trotzdem bereits an den Start?»
Chaim Rittri: «Immer wieder wurde ich nach dem Eröffnungstermin gefragt. Auch die ICZ wollte einen baldigen Beginn. Ich wollte eigentlich erst meine Vorstellungen im Restaurant verwirklichen, und das will ich noch immer, aber ich habe gemerkt, dass die Menschen nicht länger warten mochten und ich bin überzeugt, dass die Gäste wissen, dass unser Aufenthalt in den Räumlichkeiten der Loge nur ein Provisorium ist.»

«Was dürfen die Gäste des künftigen Restaurants erwarten?»
Chaim Rittri: «Die Messlatte haben wir hoch gelegt. Wir wollen eine mediterrane cross-over Küche anbieten, von Topköchen gekocht, schön präsentiert und von einer freundlichen Servicebrigade serviert. Zudem werden wir eine schöne Auswahl an koscheren Weinen zusammenstellen. Und das alles in einem Lokal, in den man sich wohl fühlt.»

«Sie sind Mitglied der IRG, Anhänger von Chabad, der Hechscher kommt von der Agudas Achim und das Restaurant befindet sich in der ICZ, ist das nicht ein wilder Mix?»
Chaim Rittri: «Nein. Ich bin der Ansicht, dass uns mehr verbindet als trennt und das Trennende eher oberflächlich ist. Das jüdische Volk ist nicht einfach eine Ansammlung von Einzelpersonen. Wir sind eine Ganzheit mit vielen Gesichtern. Ob orthodox, konservativ oder liberal – wir teilen das gleiche Schicksal. Wir hoffen, mit «eight25» das Gemeinsame zu stärken.

Woher stammt eigentlich der Name «eight25»?

Erst 1866 erhielten die Schweizer Juden die Niederlassungsfreiheit. Bis zu diesem Zeitpunkt waren sie vorwiegend in den beiden Surbtaler Gemeinden Lengnau und Endingen ansässig. Die Juden, die in Zürich arbeiteten, fuhren täglich mit dem Morgenzug von Baden nach Zürich. Abfahrt: 8.25 Uhr. Bald wurde die Abfahrtszeit zum Codewort oder Synonym für «jüdisch». Und heute noch wird hie und da die Frage gestellt: «Ist er ein Achtfünfundzwanziger?», wenn man eigentlich wissen möchte, ob die betroffene Person ein Jude ist.
Der Name «eight25» ist die internationalisierte Version dieses Begriff. Damit soll einerseits der jüdisch-schweizerischen Geschichte Reverenz erwiesen und andererseits Modernität und Internationalität signalisiert werden.