Ahnungslosigkeit 2.0: Lehrer zwischen Hysterie und Leichtsinn

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Lehrer und Medienkompetenz sind zwei Begriffe, die sich auszuschließen scheinen. Einerseits sehen rund 60% der Lehrer die Schule als die Instanz, die Kindern den Umgang mit Computer vermitteln soll, andererseits findet diese Vermittlung dort kaum oder verspätet statt. Hinzu kommt, dass das Internetverhalten von Lehrern ein komplett anderes ist, als das ihrer Schüler…

von Ramona Ambs

Eine Studie aus dem Jahr 2003 belegt, dass Lehrer im Internet vor allem Angebote nutzen, die sich mit didaktischen und fachspezifischen Inhalten auseinandersetzen, also Seiten mit Unterrichtsmaterialien und Arbeitsblättern, Homepages von Schulverlagen oder die Bildungsserver und Angebote der Kultusministerien oder Schulämter.

Schüler hingegen surfen anders, sie sind aktiver in Internetforen, experimentieren und kommunizieren gerne.
Mittlerweile gibt es das sogenannte Web 2.0- eine weitere pädagogische Herausforderung für die Lehrer, dem sie aber offenbar noch weniger gewachsen sind als der vorherigen Version. In einem Interview schätzt Volker Rüddigkeit vom Hessischen Amt für Lehrerbildung die Situation wie folgt ein:

„Die weitaus größte Gruppe der Web 2.0-Nutzer stellen die unter Dreißigjährigen und damit auch unsere Schüler. Lehrer selbst wissen vom Web 2.0 bisher herzlich wenig, wie ich es immer wieder selbst bei meinen Vorträgen zum Thema Web 2.0 erlebe. Das dionysische Web 2.0 kennen sie nicht und das apollinische Web 2.0 nutzen sie noch nicht! Wir haben etwa 750.000 Lehrer in Deutschland und nur etwa 100 davon führen nach meinen Recherchen ein Blog. Es erscheint fast schon peinlich, wenn immer wieder in allen Publikationen der sicher gut gemachte Blog des Herrn Rau als Beweis dafür herhalten muss, dass auch Lehrer bloggen oder die Elefantenklasse als Alibi für Blogs in der Grundschule herhalten muss! Besser sieht es mit Wikis aus, aber von Schweizer Verhältnissen, wo Wikis und Blogs schon in den Schulalltag eingezogen sind, können wir nur träumen. Mehr als einige wenige Leuchttürme haben wir nicht aufzuweisen. Kurzum, anstelle von Web 2.0 gibt es bei uns Ahnungslosigkeit 2.0, und zwar angefangen von den Kultusministerien über die Schulämter bis hin zu den Schulen selbst. Während man in Unternehmen längst erkannt hat, welche Potenziale Blogs z.B. für die Öffentlichkeitsarbeit bieten, warte ich immer noch auf den ersten Kultusminister respektive Kultusministerin oder den ersten Schulleiter, der Eltern, Lehrer und Schüler via Blog informiert und damit zur Diskussion einlädt. Der Blog als quasi informelles Pendant zum Amtsblatt!“

Darauf wird man sicherlich noch länger warten müssen. Bis dahin schwanken Schulen zwischen Hysterie und Leichtsinn im Umgang mit dem Internet. Einerseits gibt es Schulen, in denen z. Bsp. HaGalil nicht aufrufbar ist, weil Lehrergremien Keywords wie „Juden“, „Israel“ oder „Talmud“ als „bedenkliche Ausdrücke“ und „jugendgefähredend“ einstufen, andererseits werden dann leichtfertig Hausaufgaben vergeben wie „Googelt Euch mal was zu dem Thema aus, druckt es aus und bringt es mit!“ – ohne dass man den Schülern je zuvor beigebracht hat, wie man sich sicher im Internet verhält.
Auf diese Weise kam kürzlich auch meine Tochter stark verstört zu mir, weil sie beim Recherchieren auf der Website des „Neuen Stürmer“ / „TheNewStuermer“ und dessen Judenhetze gelangt war. Dort ist zu lesen, wie gefährlich das „Judentum für jedes Gastvolk ist, in dem es lebt“.

Im Kapitel zur „jüdischen Sprache“ erfahren wir u.a.: …„Die Sprache der Juden hat in der Weltgeschichte die Bezeichnung Mauscheln. Man erkennt den Juden an seiner Sprache, zu der er sich neben dem Mundwerk auch der Hände und Füße bedient.
Jeder Jude möchte am liebsten ein paar Sätze auf einmal sprechen. Jeder Jude will schon in der Verständigung mit dem Mitmenschen den anderen übertölpeln, darum die jüdische Hast auch in der Sprache. Jedem Nichtjuden geht das Mauscheln „auf die Nerven“…“
… Nach etlichen Seiten geht es dann weiter zum Kapitel: „Judenverbrechen in und an Deutschland“.

Ich frage mich, was bei Kindern und Jugendlichen passiert, die gänzlich naiv und ohne weitere Wissen auf eine solche Seite treffen?
Dabei gibt es mittlerweile viele Seiten, die auch schon jüngeren Kindern den Umgang mit dem Internet beibringen und auf denen man einen sogenannten „Surf-Schein“ mache kann. Als Beispiel sei hier die website Internet ABC genant.

Die könnte man durchaus auch den Lehrergremien empfehlen – denn bevor man die Kinder ins Netz schickt, sollte man sie darauf vorbereiten, was dort unter Umständen anzutreffen ist. Nicht zuletzt empfiehlt es sich jüngere Kinder nicht an Google zu verweisen, sondern an die Blinde Kuh.

Die hätte nämlich bei der Suche nach Jüdischem z.Bsp. auf haGalil verlinkt und nicht auf Thenewstuermer. Denn auch wenn haGalil es meistens schafft, rassistische und antisemitische Seiten von den vorderen Plätzen der Suchmaschineneinträge zu verdrängen: ein bisschen was könnten Lehrer ja dann doch auch tun, um Kinder und Jugendliche vor solchen Inhalten zu schützen. Schließlich werden sie ja – im Gegensatz zu haGalil – vom deutschen Staat dafür bezahlt.

25 Kommentare

  1. @ Frau Ambs,

    ich habe Ihren Artikel mit großem Interesse gelesen. Es tut sich aber was. Die Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V. (ZUM), eine Initiative von Lehrern für Lehrer,  ist gerade dieser Tag, nämlich exakt am 1. März 2009, mit ZUM-Unity gestartet. Hier haben Lehrerinnen und Lehrer die Möglichkeit ein soziales Netzwerk aufzubauen. Die persönlichen Blogs der Mitglieder werden in einem zentralen Inhaltsverzeichnis gebündelt und außerdem über die ZUM-interne Google-Suche zugänglich gemacht.

    Wir hoffen natürlich auf die Mitarbeit möglichst vieler Lehrer. Die von Ihnen genannten Zahlen sind sicherlich zutreffend, sie müssen aber Ansporn sein, entsprechende Angebote aufzubauen, denen Lehrinnen und Lehrer vertrauen können.

    Die ZUM wurde 1997 als Verein gegründet, die Webseite http://www.zum.de gibt es schon seit 1995 und hat sich als nicht staatlicher Partner im Bildungsbereich etabliert. Mit ZUM-Unity und der Möglichkeit des persönlichen Networkings ergänzen wir nun unsere Web 2.0 Aktivitäten, z. B. das ZUM-Wiki, welches wir seit 2003 betreiben.

    Ich würde mich sehr freuen, wenn wir auch aus Ihrem Kreis Aktivisten gewinnen könnten, die ZUM-Unity mit Leben füllen, denn eins ist klar, es wird es richtig Spass machen, wenn mehr als 100 / 750.000 Lehrer bloggen 🙂

    Mit freundlichen Grüßen

    Karl-Friedrich Fischbach
    1. Vorsitzender 
    Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V.
    http://www.zum.de

  2. @waldemar hammel- danke,- es kommt mir nicht sonderlich „mutig“ vor…
    @Sonja, – das wird mein letzter Kommentar. Denn das Schulcomputer mit Programmen ausgestattet werden um unliebsame Websites auszublenden ist ja Teil meines beschriebenen Problems…von daher glaube ich, dass Sie meinen Artikel nicht – oder zumindest sehr anders verstanden haben, als ich ihn geschrieben habe…

  3. Zitat Sonja:
    [ Vielleicht ist das eine naive Aussage. Aber soviel ich weiß, sind Schulcomputer mit Programmen ausgestattet, die eh Seiten mit Rechtsextremen- und Antisemitischen- und Pornografischeninhalten sperren. ]

    Wie war das noch im Märchen?

    … und die böse Fee prophezeite dem König,  seine überwohlbehütete Tochter würde sich an einer Spinn-Nadel stechen und zu Tode vergiften (Tetanus? oder Sepsis im Wochenbett?).
    Und der fürsorgliche König verbot/ sperrte daraufhin klüglich alle Spinn-Nadeln in seinem Reiche …
    Und nach ihrer (körperlichen?/ psychischen?) Menarche stach sich die schöne Königstochter an einer irgendwo vergessenen Spinn-Nadel und verstarb …

    Was ist da passiert?
    Die Obrigkeit hat nur vermeintlich richtig gehandelt, indem sie ihren Untertanen eine  plastisch und materiell vorhandene Gefahr per Dekret aus dem Wege räumen wollte.  Sagen wir, der König verbot nicht nur reale Spinn-Nadeln, sondern auch ihre Idee.
    Und gerade deshalb, mangels eigener  (von mir aus: „angeleiteter“) Ãœbung und Erfahrungsmöglichkeit  im Umgang mit Spinn-Nadeln und ihren Implikationen, kommt dann die Königstochter zu Tode.
    (der König hat seine Tochter letztlich genau in jene Falle laufen lassen, welche die böse Fee vorausgesehen hatte)

    Genau analog ist das auch zB mit Internet-Inhalten und allen anderen Lebensrisiken.  Und wenn schon nicht einmal Pädagogen aus Märchen belehrbar sind …

    Das Internet ist ein sehr guter und tauglicher Spiegel dessen, was  „Mensch“  ausmacht – im Schlechten und im Besseren das gesamte Spektrum des Menschseins – von der primitiven, triebsüchtigen, egozentrischen  Bestie bis hin zum ansatzweisen hochgeistigen Luxuswesen zeigt dieser Spiegel niemanden sonst als UNS.

    Soll ein wirklich fähiger Lehrer (aus initialem Misstrauen?) seinen Schülern vorenthalten dürfen, was Menschsein in seiner ganzen Bandbreite tatsächlich ist?  Darf er den Schülern den überaus lehrreichen Faust-Effekt vorenthalten, der daraus besteht, dass Faust erst nach dem Teufelspakt – in eigenem Weiterdenken! –  schockiert begreift, dass er einen katastrophalen Fehler gemacht hat? ( „… ist ein Teufel, verdammt, dann stimmt der Dualismus ja, dann gibt es tatsächlich auch einen Gott!“)

    Wer junge Menschen zu eigenverantwortlichen Erwachsenen mit autonomem Denken und Welterleben heranbilden will, der darf ihnen eben gerade NICHT Teile der desaströsen Wirklichkeit „palliativ“ ausblenden, sondern muss sie im Meer dieses stinkenden Misthaufens  „Mensch“  zu positiven, produktiven eigenen Wegen anleiten können,  sie hinführen können zu eigenem zukunftsträchtigen Denken und Erleben – trotz und gerade wegen heutiger irrsinniger Wirklichkeiten.
    Der Lehrer als  fähiger „Kapitän“ seiner Anvertrauten auf dem wüsten Meer der menschlichen Wirklichkeiten und nicht als selbst-Angstbesetzter, Wirklichkeiten-Blockierter, der die Lebensschiffchen seiner Schüler ängstlich in nur vermeintlich sicheren Häfen zurückhält.

    Die Schüler anleiten, mit Pornographie, mit Nazismus, mit psychischem Kannibalismus usw. umgehen zu können – das heißt ja gerade, diesen Unrat zur diskursiven Bewältigung in den pädagogischen Raum einzuladen, und nicht ihn (nur vermeintlich einfachste Lösung) auszublenden, denn auch künstlich Blindgemachte finden ihre Wege sehr viel schlechter als ganz bewusst Sehende.
    Das einfach-Ausblenden von – warum-auch-immer – Unliebsamem ist völlig a-pädagogisch.

  4. @Ramona
    Vielleicht fange ich noch mal von vorne an. Im Internet, Fernsehen und den Printmedien fehlt mir der differenzierte Umgang mit diesen Themen. Es wird so dargestellt, als ob an allen Problemen dieser Welt der Lehrer schuld sei. Das hier falsch angesetzt wird, wird kaum oder gar nicht thematisiert. Es gibt nicht mehr das pädagogische Schlaraffenland von vor 20 Jahren, sondern es gibt immer weniger Stunden für immer mehr Problemkinder. Gleichzeitig gibt es einen rasanten gesellschaftlichen Wandel. Z.B. wird nicht mehr zu Hause angesetzt, sondern Erziehung wird auf andere Institutionen verteilt, wenn es dann richtig problematisch wird, werden einige mit Ritalin ruhiggestellt. Zusätzlich kommt der gesellschaftliche Exebitionismus. Im Fernsehen wird mittlerweile alles vermarktet. Sendungen wie Ich wandere aus, suche einen Job, eine Wohnung, einen Ehemann sind neben Super Nanny und Co. noch relativ harmlos. Im Internet boomen Seiten wie Facebook, StudiVZ. Das ist auch okay. Problematisch finde ich, wenn Erwachsene ganze Fotoalben ihrer Kindern draufladen, ohne dass die Kinder gefragt werden, ohne zu wissen, welcher Missbrauch damit getätigt werden kann. Beliebt sind auch Familienhomepages wo alle Aktivitäten einzeln aufgelistet werden. Schön für alle Einbrecher. Und irgendwie hört sich ihrer Artikel an, als ob Lehrer mit auf diesen Zug aufspringen sollten. Ich verstehe nach wie vor nicht das wozu. Wäre es nicht viel sinnvoller Aufklärungskurse für Erwachsene zu veranstalten.
    Vielleicht ist das eine naive Aussage. Aber soviel ich weiß, sind Schulcomputer mit Programmen ausgestattet, die eh Seiten mit Rechtsextremen- und Antisemitischen- und Pornografischeninhalten sperren.
    Wozu ich Ihnen aber zu 100% zustimme, bzw. die Aussage erweitern würde, ist, dass eine wichtige Aufgabe der Schule einen kritischen Umgang mit allen Medien zu schulen, ist.
    Sie schreiben, dass Lehrer schnell beleidigt sind und unbedingt recht behalten wollen. Vielleicht sollten Sie überlegen warum. Ich persönlich bin nicht beleidigt, sondern wütend. Sollte ich Sie aber irgendwie beleidigt haben, dann tut es mir sehr leid. Das war nicht meine Absicht.



  5. Zitat „ramona“:
    [ denn einige LehrerInnen (und es sind nunmal einfach nicht wenige) leiden an burn-out, sind wahnsinnig faul oder unmotiviert. Dazu gäbe es jetzt auch Untersuchungen und nicht ohne Grund redet man mittlerweile über Eignungstests für Lehrer VOR Dienstbeginn ]

    Hepp!  Ich bewundere hier Ihr freizügiges Nennen wunder Punkte. 
    Besonders das merkwürdige und erst vor Kurzem „entdeckte“  burn-out-Syndrom (man sollte den Entdeckern einen Nobelpreis für gute Ausreden und für unterlassene exakte Diagnosen zuerkennen!) hat es mir angetan.
    Auch ich erfinde mir mittlerweile öfter, wenn ich mal nicht mehr weiter weiß, bisher noch unbekannte Krankheiten = Verlegenheits-Diagnosen – ist heute einfach „in“ und gehört zum „western lifestyle“.
    Auffallend beim burn-out seine starke Assoziation zum Lehrerberuf …
    Daher auch einleuchtend die Forderung, dass initiale Eignungstests, die vielleicht gerade auch die Vulnerabilität von Lehrberufs-Kandidaten fürs Ausbrennen oder Ausgebranntsein verstärkt berücksichtigen würden, diese pädagogo-phile Volksseuche prophylaktisch vermindern könnten.
    Man könnte in demselben Zusammenhang aber auch einmal auf die böse Idee kommen zu untersuchen, wer und aus welchen Motiven heraus statistisch übersignifikant überhaupt an Unis das  „Lehramtskandidatenwesen“ (ja, dieser Term  ist „german tongue“)  studiert. 
    Denn viele Leute, die natürlich überhaupt keine Ahnung von der Sache haben, argwöhnen, dass allzu viele „Lehramtskandidaten“  lediglich Ausweichstudiengänge betreiben, weil ihnen zu Anderem Zeit, Geld, Lust, Fähigkeiten fehlen – womit viele spätere „Lehrers“ dann schon ganz schlicht aufgrund ihres Werdens-Weges quasi  „champignons dritter wahl“  wären …

    (Es gibt zweifellos begnadete Pädagogen, und es gibt sehr engagierte solche, aber die Mehrzahl sieht diesen Beruf doch als  „job“  wie jeden anderen, und da spricht alleine schon dieses labelling  Bände.)

  6. @Sonja- Ihren ersten Kommentar fand ich einigermaßen originell, weshalb ich mich überhaupt auf eine Diskussion eingelassen habe. Die beiden Letzteren zeigen hingegen etwas, was typisch für viele Lehrer ist: nämlich schnell beleidigt zu sein und unbedingt recht behalten wollen. 
    Ich habe kürzlich in einem Artikel die schlampige Art und Weise kritisiert wie Journalisten heutzutage arbeiten- also meine Zunft quasi kritisiert- es gab praktisch keine beleidigten Kommentare. Kaum aber schreibt man etwas Negatives über Lehrer , dreht man sich anschließend nur noch um die Gefühlslage der vermeintlich zu Unrecht mit Kritik Ãœberzogenen- und die vermeintlche „Bild-zeitungs-keule“ (ja, so nennen wir das!) wird auch immer ausgepackt.
    Auf inhaltliche Einwürfe meinerseits haben Sie bisher mit keinem Wort reagiert.
    Was Ihre Differenzierungsvorschläge angeht, muss ich Sie enttäuschen. In der im Artikel verlinkten Studie (erster link, als pdf downloadbar) finden Sie die Ergebnisse nach Schularten aufgeteilt und sogar nach Geschlecht des Lehrers aufgedröselt….die Unterschiede sind jedoch marginal und vor allem: sie gehen am Problem vorbei. Ich habe weder für mehr noch für weniger Umgang mit dem Internet plädiert: sondern für den richtigen, unaufgeregten und informierten Umgang mit dem Netz in jeder Schulart. Ich finde es völlig in Ordnung mit Grundschülern (noch) nicht im Internet nach Material zu suchen- aber wenn man es eben doch tut : bitte mit der entsprechenden Vorbereitung.
    Dass der zweite link in meinem Kommentar (nicht im Artikel) zur Studie zur Grundschulrecherche selbst nicht viel aussagt weiß ich auch- aber das dazugehörende Buch könnte Ihnen dabei weiterhelfen. Das habe ich aber auch geschrieben. Es ist daher unredlich zu beschreiben, ich hätte meinen Artikel nur aufgrund ein  paar persönlicher Erfahrungen geschrieben. Genau geschrieben habe ich in meinem Kommentar (nicht im Artikel:): „Das Grundschüler heutzutage durchaus mit solchen Hausaufgaben nach Hause geschickt werden kenne ich von meinen Kindern (ab der dritten Klasse). Von Kindern anderer Familien ebenfalls.Und falls Ihnen einfache Erfahrungsberichte nicht reichen (mir reichen die meistens auch nicht), gibt es durchaus eine Studie dazu von Dr. Sybille Seib – die meine Einschätzung teilt und überdies positive Lösungsansätze hat.“

    Im Ãœbrigen bin ich auch zufrieden mit den Klassenlehrerinnen meiner Kinder- aber das war auch schon anders und ich finde, ich habe außerordentlich viel Glück gehabt- denn einige LehrerInnen (und es sind nunmal einfach nicht wenige) leiden an burn-out, sind wahnsinnig faul oder unmotiviert. Dazu gäbe es jetzt auch Untersuchungen und nicht ohne Grund redet man mittlerweile über Eignungstests für Lehrer VOR Dienstbeginn- aber ich habe den Eindruck, Sie wollen sich nicht wirklich damit auseinanersetzen, weil Sie irgendwie beleidigt sind. Dabei habe ich in meinem ersten Kommentar schon klar gestellt, dass es mir hier nicht um allgemeine Lehrerschelte ging…

  7. Ich möchte neimandem ins Gesicht hüpfen.
    Ich rege mich lediglich auf, wenn pauschalisiert wird. Die Lehrerin meiner Tochter wird dieses Jahr pensioniert. Meine Tochter liebt ihre Lehrerin abgöttisch, sie steht definitiv über mir, für Frau xx würde sie alles tun und alles lernen.
    Diese Frau macht bestimmt einen, in unseren Augen, altmodischen Unterricht, aber die Kinder lernen mit messbarem Erfolg und viel Spaß. Sie setzt keinen Computer ein, laminiert auch nicht jedes Arbeitsblatt und sie lässt die Kinder öfters etwas abschreiben oder ein Gedicht auswendig lernen. Sie macht das alles wett, durch ihre Erfahrung, durch spannendes Erzählen und vieles mehr. Zu hause habe ich ein motiviertes und engagiertes Kind, mit dem ich mich nachmittags hinsetzen könnte und im Internet recherchieren. Ich könnte es aber auch lassen und stattdessen spielen.
    Ich habe in der Schule ein Jahr lang Faust gelesen, und ich lese immer noch sehr gern. Mein Mann zwei und auch er liest jeden Abend.

  8. @ Sonja. In einem Leserbrief, und darum handelt es sich hier, sind persönliche Erfahrungen durchaus akzeptabel und „professionell“.  Und Ramona beschreibt ja nur etwas, das – leider dem Lehrermangel geschuldet – an der Tagesordnung ist. Ähnlich verhält es sich mit der „Lust am Lesen“. Alte, ausgebrannte Lehrer können einem Schüler jeglichen Kontakt mit der Literatur vermiesen, indem sie eisern an ihrer Interpretationslinie festhalten, keine andere Meinung oder Gedanken zulassen, ihn mit schlechten Noten abstrafen oder auch derart lange auf einer Lektüre herumreiten, bis sie jedem zu den Ohren heraus kommen. Engagierte Leher werden von solchen Kollegen gerne gemobbt und alles Neue madig gemacht.
    Und bevor Sie mir jetzt ins Gesicht hüpfen – bin selber im Lehrberuf tätig.

  9. Ramona schrieb:

    „An welcher Stelle finden Sie ihn den nicht gründlich genug recherchiert?
    Wo hätte ich differenzieren sollen?“
    In Deutschaland gibt es Grund-, Förder- Haupt-, Realschulenschulen, Gymnasien und Berufsschulen. Vielleicht hätten Sie hier mit der Differenzierung ansetzen können.

    “Das Grundschüler heutzutage durchaus mit solchen Hausaufgaben nach Hause geschickt werden kenne ich von meinen Kindern (ab der dritten Klasse). Von Kindern anderer Familien ebenfalls.“
    Persönliche Erfahrungsberichte als Grundlage für einen Artikel finde ich generell nicht besonders professionell. Der von Ihnen empfohlene Link sagt ebenfalls wenig aus.
    Ich weiß nicht, ob Sie Ihr Geld mit Journalismus verdienen. Wenn ja, dann wissen Sie, dass Sie eine gewisse Verantwortung tragen. Sätze wie „dass die Schule auch oft die Lust am Lesen wieder verdirbt ,ist leider bisweilen ebenfalls zu beobachten.“, Haben ein Bild-Zeitungs-Niveau. Sie führen u.a. dazu, dass Lehrer sich ernsthaft vera… fühlen.
    Den Lehrern die Schuld in die Schuhe schieben, ist ja auch immer sehr einfach. Hat Herr Schröder besonders gut vorgemacht. Dass hier politische Lösungen (mehr Zeit, mehr Personal, mehr Geld), wenn welche nötig, her müssen, auf die Idee kommen Sie und viele andere nicht!
    Aber, das sagte ich bereits, jeder darf ungefiltert etwas ins Netz stellen. Und die Schule darf den Karren wieder aus dem Dreck ziehen.

  10. Deutschland als  „Republik Debilien“ – das vorgebliche Land der Dichter und Denker als Land der kleinstkarierten ängstlichen Besitzstandswahrer und Gartenzwerg-Verwalter,  AllBürokratie als manische Form einer unfassbaren Ängstlichkeit, die Kontrolle (über Gegenwart und Zukünfte) zu verlieren.

    Das Internet wird nicht als endliche technisch-durchgeführte Einlösung eines großen Menschheitstraumes begriffen und genutzt, sondern als ungreifbares, gefährliches Etwas, vor dem man nicht oft genug warnen kann. (im deutschen Sprachraum tritt der Terminus „Internet“ überhäufig in negativ getönten semantischen Kontexten auf).

    Die Multikulturalität in Schulklassen (Schüler aus allen möglichen Ländern als de-facto Botschafter ihrer jeweiligen kulturellen Kontexte) wird nicht als höchst-nutzbarer kultureller Reichtum erkannt und gefördert, sondern als Gefahr interpretiert und nicht-genutzt – stattdessen wird als Fortschritt der Versuch gefeiert, diesen per Zufällen vorhandenen kulturellen Reichtum zu nivellieren und auf deutsches Einheitsmaß zurecht zu stutzen. Dümmer gehts nimmer! Es ist gerade so, als wolle man vorsätzlich mögliche völlig neuartige Zukünfte bereits im Ansatz ersticken.

    Biologisch und anthropologisch ist unser hiesiges „Beschulungs“system ein veritables Verbrechen an den Jugendlichen, ein einziger eklatanter Kunstfehler, da die Unzahl moderner Erkenntnisse über die menschliche Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen fast völlig außer Acht gelassen wird.
    Damit werden tagtäglich Riesenchancen irreversibel vergeben.

    Macht aber alles Sinn in einem System, welches nach kurzfristigen Renditen giert. Investitionen in Bildung und in Jugend sind langfristige Zukunftsinvestments, die sich keinesfalls schon bis zur nächsten Wahl auszahlen. Und warum auch sollte sich die „Rentnerband“, welche wir als „Regierende“ nennen, schon groß für Zukünfte einsetzen, die weit jenseits ihres eigenen biologischen Horizontes liegen?

  11. Zitat: „In Hessen verfügt jede Schule über einen Computer-Raum und jede Klasse über einen Computer …“
    Schon der manirierte Satz enthält: Dies ist kein wirklicher Fortschritt im Bildungssystem, sondern genau eben Teil des Problems! Die Computerei ist nämlich längst eine Kulturtechnik vom selben Rang, wie Toilettenbenutzung oder Essen mit dem Löffel.
    Längst müsste im modernen Bildungssystem jeder Schüler statt „Tisch“ ein eigenes Terminal vor sich haben (ein keyboard kostet ~10 Euro), mithilfe dessen er stets unterrichtsweit und global vernetzt wäre,  Zugriff auf Datenbanken, e-Literatur, usw. hätte. Der „Lehrer“ wäre dann nur noch Moderator der Unterrichts- und Lernprozeduren, die Team-mäßig und oft genug auch global ablaufen würden (sowas ist dann natürlich auch politisch hochbrisant, denn so würden sich heutige Schüler ganz selbstverständlich u.a.  an teamwork im „global village“ gewöhnen, was ganz nebenbei auch noch schulisch einen alltagspraktischen Nicht-Nazismus mit Blick über Tellerränder implementieren würde).

    Man stelle sich mal einen analogen Satz wie den obigen vor:

    „In XY verfügt jede Schule über einen Messer+Gabelraum, und jede Klasse hat eine  Klassengabel (mit der Schüler – unter argwöhnischer Lehreranleitung natürlich – in der Gabelstunde (2x/ Woche) üben dürfen, wobei der Lehrer auf die Gefahren der Gabel hinweisen muss und kein Schüler unbeaufsichtigt die Gabel benutzen darf …)“
    Vergiss es! Sowas ist einfach nur aufgesetzter Blödsinn, Augenwischerei.

    Das Wissen der Menschheit verdoppelt sich heute etwa alle zwei bis drei Jahre (Geschwindigkeit der Wissenserzeugung vergrößert sich, die Halbwertszeit für noch-gültiges Wissen veringert sich rasant, da durch neues ersetzt)- unser Bildungssystem samt Lehrerei usw. aber hat sich seit etwa 500 Jahren in seinen Grundzügen nicht wesentlich verändert.
    Ein schreiender Anachronismus das Ganze – mit düsteren Implikationen für die Zukunft.

  12. Sonja schrieb:
    „Es tut mir leid, ich finde Ihren Artikel einseitig und nicht gründlich genug recherchiert.
    Vielleicht hätten Sie da etwas differenzieren müssen. Kein Grundschullehrer schickt die Kinder mit dem Auftrag nach Hause “Recherchiert mal dazu im Netz“. Welche Studien können Sie hierzu vorlegen.“

    An welcher Stelle finden Sie ihn den nicht gründlich genug recherchiert?
    Wo hätte ich differenzieren sollen?
    Das Grundschüler heutzutage durchaus mit solchen Hausaufgaben nach Hause geschickt werden kenne ich von meinen Kindern (ab der dritten Klasse). Von Kindern anderer Familien ebenfalls.Und falls Ihnen einfache Erfahrungsberichte nicht reichen (mir reichen die meistens auch nicht), gibt es durchaus eine Studie dazu von Dr. Sybille Seib – die meine Einschätzung teilt und überdies positive Lösungsansätze hat.
    http://www.lehrer-online.de/internetrecherche-grundschulkinder.php

    Die andere von mir genannte Studie zur Medienkompetenz ist von 2003. Es gibt eine neuere von 2008 für Niedersachsen- diese ist jedoch nicht online erhältlich und ob sich da nun wirklich soviel getan hat  sei dahingestellt.
    Eine grundsätzliche Aussage wie „Kein Grundschullehrer schickt die Kinder mit diesem Auftrag nach Hause“ oder „BlindeKuh ist Grundschullehrern bekannt“ ist doch recht verwegen – vielleicht schließen Sie da von sich auf alle?
    Und der Lobeshymne auf das Hessische Schulsystem mag ich mich auch nicht recht anschließen. Denn das bestätigt meinen Eindruck ja auch eher: „jede Schule verfügt über einen Computerraum und jeder Klassenraum ist mit einem PC ausgestattet“- das sagt nichts darüber aus wie der dazugehörende Unterricht ist, sondern lediglich dass offenbar hektisch agiert wird.
    Und das man Lesen in der Schule lernt hielt ich bislang für völlig selbstverständlich – allerdings :dass die Schule auch oft die Lust am Lesen wieder verdirbt ,ist leider bisweilen ebenfalls zu beobachten.Lesen alleie genügt aber nicht um angemessen auf bestimmte Seiten im Internet zu reagieren- da ist etwas ganz anderes gefragt.

  13. @Ramona

    Es tut mir leid, ich finde Ihren Artikel einseitig und nicht gründlich genug recherchiert.
    Vielleicht hätten Sie da etwas differenzieren müssen. Kein Grundschullehrer schickt die Kinder mit dem Auftrag nach Hause “Recherchiert mal dazu im Netz“. Welche Studien können Sie hierzu vorlegen.

    Sie haben Recht, es wird mittlerweile als selbstverständlich gesehen, dass jeder zu Hause einen Computer stehen kann. Aber nicht nur von den Schulen. Auch von den Unis und den Arbeitsgebern. (Von mir nicht!)
    Das Land Hessen hat es geschafft, dass jede Schule über einen Computerraum verfügt und jeder Klassenraum mit einem PC ausgestattet ist. Jährlich gibt es ordentlich Geld für päd. IT- Mittel.

    Und dann vergessen Sie auch noch etwas in Ihrem Artikel. Um mit dem Internet umgehen zu können, benötigt man Basiskompetenzen (u.a. LESEN) und diese müssen primär den Schülern beigebracht werden.
    Bei mir gab es keine PCs in der Schule und ich habe mir das Nötigste selbst beigebracht. (und ich kenne Wikis und Blogs). Das ganze Medium ist selbsterklärend, wenn man lesen kann.

  14. @Sonja- „Lehrer sollen guten Unterricht vorbereiten“- großartige Idee! Das erhält meine 100 % ige Zustimmung. Dazu müssen sie nicht mal bloggen. Es würde reichen, sie würden ihre Schüler BEVOR sie sie ins Netz schicken darauf vorbereiten, wie man sicher surft. Das WWW ist nämlich nicht einfach nur ein großes Lexikon- sondern eben mehr. Und wenn das Bewußtsein dafür dann zwar da ist, aber in „blindem Aktionismus“ endet (indem man beispielsweise Wörter wie „Juden“ auf Indices setzt und damit dann Seiten wie HaGalil als „rassistisch“ eingestuft und nicht mehr aufgerufen werden können), läuft doch irgendwas falsch.
    Und es beginnt meines Erachtens schon in der Grundschule. Hausaufgaben wie „Recherchiert mal dazu im Netz“ sind nicht nur wegen des Internets problematisch, sondern auch, weil vorausgesetzt wird, dass jedes Kind zuhause einen Computer mit Internetzugang hat- und das ist mitnichten so. Man grenzt also einfach Kinder ohne Internetzugang aus. Darin besteht m.E. ein ebenso großes Problem. 
    Sie sollten meinen Artikel nicht als allgemeine Lehrerschelte verstehen, sondern als Aufforderung, daß Schulen sich mehr  darum bemühen sollten, hier vernünftig „Schritt“ zu halten.
    @Perkeo- von chatten und you-tube-videos gucken war garnicht die Rede- allerdings würde es vielleicht auch nicht schaden, wenn sich Lehrer mal mit Youtube auseinandersetzen würden. Dort kommt man nämlich vom neusten Rihanna-clip mit vier clicks weiter zur Steinigung von Frauen im Iran…vielleicht wäre es gut, das zu wissen…

  15. Ja, richtig, es schadet sicher nicht, wenn sich nicht nur Schüler sondern auch Lehrer mit C-Programmierung und Chat auskennen… aber was nutzt das, wenn weder Lehrer noch Schüler eine Diskussionskultur besitzen und es auch mit der Medienkompetenz eher schlecht aussieht?

    Wie sollen die Lehrer den Schülern Medienkompetenz beibringen, wenn sie selbst davon keinen Schimmer haben? In den Zeiten vor dem Internet wurden doch darunter verstanden die Springerpresse zu meiden – ebenso bestimmte Themen, die eh nur für Nazis interessant sind.  In welcher Schule werden z.B. neben den Chancen auch die alltäglichen Probleme von „Multikulti“ thematisiert und offen disskutiert? Im Internet dagegen stolpert man regelmäßig über kontroverse Inhalte – und sowohl Lehrer als auch Politik reagieren hilflos…

    PS: Ich widerspeche der Ansicht, es wäre „von Oben“ gewollt, ein „neues Prekariat“ heranzuziehen – auch Oligarchen und Plutokraten haben ein starkes Interesse an gebildeten und qualifizierten Lohnsklaven, aus denen läßt sich ein viel höherer Profit herausquetschen als aus einer Reinigungskraft ohne Hauptschulabschluss.

  16. Das ist richtig!
    Dennoch macht es  Sinn auch Informationen, die in Form eines Videos zum Thema Bildung zur Verfügung stehen, zur Kenntnis zu nehmen und nicht das ‚Buch nach dem Einband zu beurteilen‘.

  17. „dass das Internetverhalten von Lehrern ein komplett anderes ist, als das ihrer Schüler“…
    …das  hoffe ich doch! Chatten und You-Tube-Videos gucken ist noch keine „Medienkompetenz“. 

  18. Es ist noch viel schlimmer … 8 Minuten die in die Zukunfdt weisen, in der das deutsche Bildungssystem wohl nicht mehr dabei ist! 
    Anschauen und darüber nachdenken lohnt sich.  Also Lautsprechen an und anschauen.

    Video ‚Did You Know 2.0‘

    Ich freue mich auf die Kommentare!

  19. @ willow
    Ich sagte und meinte nicht, dass Lehrer -aktiv- als Stützen des hiesigen Unbildungssystems arbeiten. Keine Verschwörungstheorie in Sicht also.
    Aber die überwiegende Mehrzahl tut mit in einem „Bildungs“system, dessen Qualitätsmängel seit Jahrzehnten zum Himmel stinken, ohne sich wirksam und breitbandig zur Wehr zu setzen – und damit sind sie schweigende („bewusstlose“)  Mittäter und Mitläufer  – Saboteure an der Zukunftsfähigkeit der ihnen anvertrauten Jugendlichen.
    Lehrer exekutieren an der Basis dasjenige, was eine weltfremde, verknasterte, durchbürokratisierte Kultusverwaltung vorschreibt. In BRD werden  nicht in erster Linie  „Bildung und Wissen“ produktiv und effektiv vermittelt, sondern es wird primär ein „Bildungswesen“ (man beachte das Wortungetüm!) verwaltet.
    Ich habe als Mittelstufler/ Gymnasium in meiner Jugend den Massenspektrographen (nach)erfunden. Erfolg: mein Lehrer hielt die damals bereits lange existierende Maschine für unmöglich und erklärte mich zum Oberdeppen.
    Genausolche „Oberdeppen“ sitzen heute in den Klassen, die zB längst selbst in PHP oder C programmieren, während ihre Lehrer kaum einen Computer einzuschalten wissen.

    Dasselbe im Bereich des Multikulturellen: Während die Jugendlichen längst mitsamt allen daraus resultierenden Problemen und Anpassungsnotwendigkeiten im Raum des Multikulturellen tagtäglich leben und zurecht kommen müssen, stehen die meisten Lehrer und Kultusverwalter auch heute völlig hilf- und ratlos vor der Vielvölkerschar ihrer Schüler, obwohl sie jahrzehntelang Zeit hatten, materiell und intellektuell an diese Sachlage zu adaptieren.
    Deutschland gemahnt mich an ein Altenheim, eine nachkriegs-farblos aufgebaute Treibeisscholle grauer, Zukunftsangst-geladener Tönung, die nach wie vor auf einer altbraunen Suppe vor sich hindümpelt. Und wenn man auf die Zukunft von Ländern Wetten abschließen könnte, würde ich nicht auf dieses Deutschland setzen …

  20. Es ist leider das große Nachteil des www, dass jeder DEPP jeden Blödsinn ins Netzt stellen kann!!!
    Wozu und wofür sollen Lehrer bloggen? Müssen Ärzte, Anwälte und Lokomotivführer es neuerdings auch? Ich hätte mir gewünscht, dass der Autor auf diese Fragen im Artikel auch eingegangen wäre
    Lehrer sollen guten Unterricht vorbereiten und diesen effektiv nachbereiten.
    Ãœbrigens Blinde Kuh ist den Grundschullehrern genauso bekannt wie Antolin oder Kidsweb.
    Seit 2003 hat sich wohl vieles getan. Der PC wird nicht mehr als Heilige Kuh gesehen, sondern als Hilfsmittel neben vielen anderen Medien auch, die zur Verfügung stehen!

  21. @ w. hammel. Da sind Sie mir 10 min. (Katerfütterung) zuvor gekommen und so bleibt mir nur, jeden Ihrer Sätze zu unterschreiben. Ich habe zwar eher mit Erwachsenen im Bildungsbereich zu tun, bekomme aber aus der Nachbarschaft auch so einiges mit. So bekam ein Nachbarsjunge für seine Facharbeit eine glatte 5, weil er neben der obligaten Fachliteratur auch div. Internetseiten in seiner Bibliographie angegeben hatte (u.a, auch Hagalil). Dabei hatte der Lehrer das Internet nicht von vorneherein ausgeschlossen, er war garnicht auf die Idee gekommen, dass man von dort auch Informationen beziehen kann. Und bitte, es handelt sich hier nicht um einen Lehrer einer Waldorfschule, sondern eines städt. Gymnasiums.
    Generation Doof lebt weiter, dank Frau Schavan und der übrigen.

  22. hmmm waldemar…. meinst du wirklich? Unsere Lehrerschaft  ist doch politisch eher Links angesiedelt (also zumindest GEWnah) – meinst du wirklich, die arbeiten aktiv darauf hin, daß „Olicharchien und Plutokratien auch zukünftig freie Hand haben werden“!?

    Ich denke eher, dir haben von den „neuen Medien“ deshalb keine Ahnung, weil für sie Technikfeindlichkeit das Allergrößte ist. Und nun haben die vor dem Internet Angst, weil die gewohnte Tabuisierung nicht mehr funktioniert (im Guten wie im Bösen 😉 ) und die einfach hilflos mit einer Realität konfrontiert werden, die sie bisher erfolgreich ausblenden konnten…

  23. Der Artikel expliziert nur wieder einmal bezüglich Internet, dass deutsche Bildungslandschaft eine geistige Wüste ist, Bildungsmangel statt profunder Bildung, Oberflächlichkeit statt Tiefgang, Ängste schüren statt Wissen und knowhow vermitteln.
    Zum Beispiel das Internet betreffend. Schon rein alltagssprachlich wird der Term „Internet“ in wesentlich mehr negativ gefärben Kontexten gebraucht als in positiven, Folge:  „das Internet“ gilt absurder Weise hierzulande immer noch weit eher eher als Bedrohung, denn als Fortschritt.  Gerade die globalen Implikationen des Internet werden dabei als Angst-erzeugend erlebt.
    Die Situation, dass Schüler in BRD betreffend Internet praktisch eigentlich ihre Lehrer unterrichten müssten, spricht für sich. Wenn ein offensichtlich seit Jahrzehnten nicht-erneuerungsfähiges, weitgehend nicht-adaptives Bildungssystem mit moderner Kommunikationstechnik kollidiert, und dies bei Weitem nicht nur rund ums Internet, dann führt dies zu Verwerfungen, die zwangsläufig einen nicht-literarischen neuen Analphabetismus erzeugen.
    Ich persönlich gehe davon aus, dass dies kein Zufall ist, kein Fehler im System, sondern sozialpolitische Absicht. Man züchtet sich so ein überaus brauchbares Bildungsproletariat heran, das eo ipso Demokratie-unfähig ist, womit Olicharchien und Plutokratien auch zukünftig freie Hand haben werden.

    Dass Unbildung in erhöhtem Maße immer auch verstärkt empfänglich ist für „parole“ = Vorurteil = einfach gestricktes Welterleben, u.a. den uralten, ausgeleierten Zopf der Judenhetze, dies liegt schlicht in der Natur der Sache.

    Aus Hitlers Zeiten wirklich lernen, das hieße auch, mithilfe eines modernen Bildungssystems jene historisch-stattgehabten unsäglichen systemischen Versagensmöglichkeiten unmöglich machen. Der Zusammenhang zwischen Bildungsmangel, nennen wir es ruhig krass „Verblödetsein“,  und einer Sache wie Antisemitismus ist derart offensichtlich, dass kein halbwegs normaler Mensch darüber ernsthaft noch diskutieren kann. Allerdings beschwören deutsche Politiker das „Lernen aus der Hitlerzeit“ ja auch nur halbherzig, in Sonntagsreden und vor Kameras, und im Hintergrund steht dann zB die angeblich nicht loszuwerdende NPD und klatscht verhalten Beifall.

    Auch aus dieser Geschichte sind eigentlich wieder nur zwei Dinge zu lernen:

    (1) Wer das Denken nicht attackieren kann, weil er den Denkenden geistig nicht gewachsen ist, der attackiert halt die Denkenden selbst – „die Juden, Zigeuner, Ausländer, Schwarzen, Muslime, Arbeitslosen, usw. sind schuld“ und müssen bekämpft werden.

    (2) Die enorme Wichtigkeit der völlig unverzichtbaren Existenz des Staates Israel, der unter allen Umständen erhalten bleiben muss.  Denn NUR solange es Israel gibt, sind neue Teresins, Auschwitze, Treblinkas unmöglich …

    Mag in cancelbunny-countries wie BRD auch weiterhin der Antisemitismus als intellektuelle Seuche mittelalterlicher Provenienz grassieren, das Prinzip jüdischer Geisteshaltung „ha tikva“ hat mit der Fortexistenz des Staates Israel triumphiert.

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