Unklares Votum der Israelis

5
33

Zipi Livni steht an der Spitze der größten Partei Israels. Aber Benjamin Netanjahu führt den rechtsnationalen Block an. Königsmacher ist der aus Russland stammende als „Faschist“ verrufene Avigdor Liberman…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 11. Februar 2009

Mit seinen Vorschlägen, die vermeintlich unloyalen Araber mitsamt ihren Dörfern in die palästinensische Autonomie abschieben zu wollen, entfachte er bei jenen Arabern einen ebenso scharfen Nationalismus, der im Zuwachs der anti-zionistischen arabischen Parteien ihr Spiegelbild fand. Mit palästinensischen Flaggen bei Demonstrationen gegen den Gazakrieg und Schweigen während des Raketenbeschusses durch die Hamas sowie mit Diskussionen über die Abschaffung des jüdischen Staates, haben die arabischen Politiker Liberman in die Hände gespielt und umgekehrt.

Die bange Frage außerhalb Israels, ob nun der Friedensprozess abgeschrieben werden müsse, kann dennoch nicht klar beantwortet werden. Ausgerechnet rechtsgerichtete Ministerpräsidenten, Menachem Begin, Benjamin Netanjahu (!) und Ariel Scharon, haben den Arabern mehr Land überlassen als die linken Premiers Rabin, Peres und Barak. Der rechtsextreme Liberman will sogar israelisches Kernland abstoßen, um sich der Araber zu entledigen. Das gewaltige Anwachsen des weltlich nationalistischen Blocks bedeutet vor allem, dass die Israelis pragmatisch und unideologisch ihren Staat stärken wollen, ohne ihn durch missverstandene Friedensgesten zu gefährden.

© Ulrich W. Sahm / haGalil.com

5 Kommentare

  1. Weil in Kriegszeiten immer faschistoide politische Tendenzen auftauchen. Genauso wie z.B. einen Rückgang sexueller Freizügigkeit. Und dabei ist egal, in welchem Land sich das abspielt. Könnte auch ein Streit zwischen den Fans von zwei verfeindeten Fussballclubs sein. Die Mechanismen sind immer die gleichen.

  2. Und warum haben die Paläst., Salam Faid und Hanan Ashawi, zwei sehr fähige und nicht korrupte Politiker in Gaza, die auch kandidierten, nicht gewählt und anstatt dessen die Hamas, die die Vernichtung Israels wollen? Auch so herum kann man argumentieren.

  3. Eine große Mehrheit der Israelis hat sich beim Wählen auf drei Parteien beschränkt, die sich in dem Punkt einig sind, daß Angriffskriege gegen Teile der eigenen Bevölkerung eine angemessene Methode der Politik ist.
    Im Fernsehen wird aber immer wieder von zahlreichen Israelis berichtet, die sich für Frieden einsetzen. Was wählen diese Leute, gibt es noch andere Parteien, was zeichnet diese aus, wieso erhalten sie offenbar so wenige Stimmen, daß die Nachrichten sie nicht einmal erwähnen?
    Gibt es in Israel wirklich Leute, die Frieden und Respekt vor den Menschenrechten fordern und sich angesichts der bisherigen Politik von Qadima und Likud vorstellen können, daß diese sich für die genannten Ziele einsetzen?!

  4. zu Liebermann sei noch ergänzt, dass er gefordert hat eine Atombombe auf Gazza zu werfen…

    pragmatisch und unideologisch? mmhhh interessant…

Kommentarfunktion ist geschlossen.