Hochdotierter Sozialwissenschafts-Preis: Ehrung für Martha Nussbaum

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nussbaumDie amerikanische Philosophin Martha C. Nussbaum erhält in diesem Jahr den mit 100.000 Euro dotierten A.SK Social Science Award, den das Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung (WZB) seit 2007 vergibt. Das WZB würdigt damit die Forschungen Nussbaums über die Bedingungen menschlichen Zusammenlebens und soziale Gerechtigkeit.

Ihre akademische Laufbahn begann Martha C. Nussbaum an den Universitäten Harvard und Brown. Seit 1995 hat sie die Professur „Recht und Ethik“ an der University of Chicago inne…

Seit den 1980er Jahren entwickelte sie den von Nobelpreisträger Amartya Sen entworfenen „capabilities“-Ansatz weiter. Wohlfahrt misst sich danach nicht allein am Einkommen, sondern auch daran, inwieweit eine Gesellschaftsordnung den Fähigkeiten („capabilities“) von Menschen gerecht wird. Dazu zählen die Fähigkeiten, sich wirtschaftlich zu betätigen und politisch zu engagieren, aber auch, emotionale und kreative Potenziale zu entfalten. Arm ist demnach, wer über diese Fähigkeiten nicht verfügt oder wem deren Ausübung verwehrt wird. Der „capabilities“-Ansatz ist inzwischen weithin anerkannt und bildet zum Beispiel die Grundlage für den „Human Development Index“, den die Vereinten Nationen ihren globalen Entwicklungsberichten zugrunde legt. Darüber hinaus hat Nussbaum eine Vielzahl von Veröffentlichungen über Geschlechterfragen, Patriotismus und den Umgang mit ethnischer und religiöser Vielfalt vorgelegt.

nussbaumDer A.SK Social Science Award zählt zu den weltweit höchstdotierten Auszeichnungen in den Sozialwissenschaften. Gestiftet hat ihn das chinesische Unternehmerpaar Angela und Shu Kai Chan. Das WZB verleiht den Preis alle zwei Jahre an einen Forscher, der einen grundlegenden Beitrag zu gesellschaftlichen und politischen Reformen leistet. Als erster Preisträger wurde 2007 der englische Ökonom Sir Anthony Atkinson für seine Arbeiten über soziale Ungleichheit geehrt.

Der Preis wird Martha C. Nussbaum am Vormittag des 17. Februar 2009 im Roten Rathaus verliehen. An diesem Tag feiert das WZB ebenfalls seinen 40. Geburtstag. Am Nachmittag hält die Preisträgerin im WZB einen Vortrag zum Thema „Religion and Social Justice“.

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Die hier gezeigte Aufsatzsammlung zur Ethik und politischen Philosophie „Gerechtigkeit oder Das gute Leben“  umfaßt ein breites Spektrum von Themen, die von der Auseinandersetzung mit Liberalismus, Feminismus und ökonomischem Utilitarismus bis zu Fragen internationaler Verteilungsgerechtigkeit und Entwicklungspolitik reichen. Aus den Reflexionen über eine Theorie des Guten gewinnt die Autorin die theoretischen Ressourcen für eine Reformulierung des politischen Liberalismus, die bislang vernachlässigten Problemen wie internationale Gerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit Rechnung trägt. In ihrer Ethik des Guten unternimmt Martha C. Nussbaum eine Neudefinition des Begriffs des Wohlergehens und formuliert mit ihrer Theorie des guten Lebens auch eine Alternative zu den anthropologisch ausgedünnten deontologischen Moralansätzen.