Trotz allem: Wir sind Nachbarn!

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In diesem Krieg dürfen wir nicht vergessen, dass Gaza nicht Vietnam ist, auch nicht Afghanistan oder der Irak. Gaza ist nicht einmal der Libanon. Gaza ist eine Region der gemeinsamen Heimat der Israelis und der Palästinenser. Eine Heimat, die wir „Eretz Israel“ nennen, und die Palästinenser „Palästina“…

A.B. Jehoshua, Jedioth achronoth

In Gaza leben anderthalb Millionen Palästinenser, die Brüder und Angehörigen der 1,3 Millionen israelischen Palästinenser, und der über zwei Millionen Palästinenser in der Westbank, meinetwegen auch Judäa und Samaria. Die Menschen in Gaza sind zu allererst unsere Nachbarn, mit denen wir für immer und ewig Seite an Seite leben werden. Unsere Häuser und Ortschaften liegen ganz nah an ihren Häusern und Ortschaften, unsere Felder grenzen an ihre.

Die Menschen in Gaza, die wir jetzt nur durch die Gläser der Feldstecher sehen, ob sie nun Hamas-Aktivisten oder Hamas-Polizisten sind, waren sicherlich früher Fatach- Aktivisten oder –Polizisten, oder Flüchtlinge des Unabhängigkeitskriegs oder anderer Kriege. Jahrelang waren sie auch Arbeiter bei uns, die unsere Häuser bauten oder das Geschirr in den Restaurants spülten, in denen wir gemütlich aßen. Händler, mit denen wir Handel trieben, Arbeiter in unseren Treibhäusern in Gush Katif oder an anderen Orten. Die Menschen in Gaza sind zu allererst unsere Nachbarn und werden es auch bleiben.

Deshalb müssen wir bei der Art, der Wucht und der Dauer des Krieges, den wir gegen sie führen, sehr vorsichtig sein. Es gibt keine Chance, das Hamas-Regime in Gaza zu beseitigen, wie es seinerzeit auch keine Chance gab, die Fatach aus dem palästinensischen Volk zu entfernen. Bis nach Beirut marschierten Begin und Sharon, zu einem hohen, blutigen Preis, um die PLO Arafats aus der Region zu entfernen. Und was geschah letzten Endes? Sowohl Begin, als auch Sharon und Netanjahu saßen mit Arafat und seinen Vertretern an einem Tisch, um ein Abkommen zu erzielen. Und Arafats Nachfolger, Abu-Masen, wurde zu einem ständigen und gern gesehenen Gast bei unseren Politikern.

Wir müssen uns deshalb so schnell wie möglich von der Illusion befreien, dass wir das Hamas-Regime vernichten können, und vorsichtig und überlegt, mit einem stabilen und gründlichen Abkommen über eine Feuerpause, auf eine Änderung der Haltung der Hamas hinarbeiten. Das ist möglich, und das ist in der menschlichen Geschichte immer wieder vorgekommen. Auch wenn wir von heute an ernsthaft an einer Feuerpause arbeiten, werden uns noch einige schwere Tage der Kämpfe und der Raketen bevorstehen, aber zumindest wissen wir, dass wir nicht um ein aussichtsloses Ziel kämpfen, das nur noch mehr Blut und Zerstörung mit sich bringt. Trotz allem – Wir sind Nachbarn.

Ganz ähnlich äußerte sich auch David Grossman zu Beginn des Krieges:

Sind wir schon so festgefahren?
Sind wir in der Logik des Krieges gefangen?

Nach dem schweren Luftschlag gegen Gaza wäre es nun klug, sich an die Führer der Hamas zu wenden und ihnen zu sagen: Bis zum vergangenen Samstag haben wir uns zurückgehalten, obwohl ihr Tausende von Kassams auf Israel abgefeuert habt. Inzwischen wisst ihr aber, wie massiv wir zuschlagen können. Ihr habt gesehen, wozu auch wir fähig sind, und nun werden wir das Feuer einstellen. Genug des Todes und der Zerstörung!…

4 Kommentare

  1. Hallo,

    ich möchte noch einen Gedanken zu Sharonas Beitrag hinzufügen:

    Der Gedanke ist nicht von mir, sondern von den quasi Urgroßvätern der Israeliten und Palestinenser, die in Achtung voreinander einen schweren Konflikt praktisch gelöst haben.
    Abimelch und Abraham haben es vor langer Zeit vorgemacht, sie haben Gott nicht außen vorgelassen, deshalb hat es funktioniert (was bei den Menschen (z. Bsp. den meisten Politikern) nicht möglich ist, wird bei (mit) Gott möglich.
    Diese uralte und doch hochaktuelle Wahrheit ist im Bereschit 21 (1. Buch Mose 21) als Abrahams Bund mit Abimelech nachzulesen (Kontext dazu nicht vergessen).

    Egon

  2. Shalom!
    schon aus Vernunftgruenden und nicht aus Sentimentalitaet muss FRieden werden und beide seiten, Palaestineser und Israelis, muessen dafuer eingreifende und vor allen Dingen ernsthafte Zugestendniss machen und dann auch halten.

    Mit unseren arabischen Mitbewohner werden wir (in Israel) zusammenleben und jeder wird vom anderen lernen und gemeinsam traeumen wir vom Frieden.

    das ist alles moeglich! beginnnen wir damit!

    Wir sind nicht nur Nachbarn – wir sind miteinander verwandt durch unseren gemeinsamen Ur-Vater Abraham.

    shalom

    Sharona

  3. Shalom,

    schon aus Vernunftgruenden und nicht aus Sentimentalitaet muss FRieden werden und beide seiten, Palaestineser und Israelis, muessen dafuer eingreifende und vor allen Dingen ernsthafte Zugestendniss machen und dann auch halten.

    Mit unseren arabischen Mitbewohner werden wir (in Israel) zusammenleben und jeder wird vom anderen lernen und gemeinsam traeumen wir vom Frieden.

    das ist alles moeglich! beginnnen wir damit!

    Shalom

    Sharona

  4. Werte Redaktion,
    auf den Interntseiten von Süddeutsche Zeitung und Spiegel Online überschlagen sich gerade meldungen über massive Vorwürfe von UN und dem Roten Kreuz gegen die israelische Kriegsführung.
    Zitat sueddeutsche.de“Laut UN-Angaben
    Israel beschießt Lastwagen mit Hilfslieferungen
    Die israelischen Streitkräfte haben nach UN-Angaben einen Lastwagen mit einer Hilfslieferung für den Gaza-Streifen beschossen. Dabei sei der Fahrer getötet worden.

    Die israelischen Streitkräfte haben nach Angaben der Vereinten Nationen einen Lastwagen mit einer Hilfslieferung für den Gaza-Streifen beschossen. Dabei sei der Fahrer getötet worden.

    Der Zwischenfall habe sich während der dreistündigen Waffenruhe ereignet, die Israel zur Versorgung der Bewohner des Gebiets mit Nahrung und Wasser eingeräumt hat, erklärte UN-Sprecher Adnan Abu Hasna am Donnerstag.

    Die UN hätten die Hilfslieferung mit Israel koordiniert, und das Fahrzeug sei mit UN-Flagge und UN-Abzeichen gekennzeichnet gewesen. Die israelischen Streitkräfte erklärten, der Vorfall im nördlichen Gazastreifen werde untersucht.

    In Kürze mehr auf sueddeutsche.de.“

    Insbesondere die Tatsache, dass – laut den mir vorliegenden Berichten – eine unabhängige Presseberichtersattung von Israel unterbunden wird, finde ich kritisierenswert. Wie ist Ihre Position hierzu?

    Mit freundlichen grüßen
    Klaus-Peter Flügel

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